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100 Ideen für Köln„Ich wünsche mir 50 japanische Blütenkirschbäume vor der Oper“

Lesezeit 3 Minuten
Japanische Kirschbäume blühen am Japanischen Kulturinstitut.

Japanische Kirschbäume blühen am Japanischen Kulturinstitut.

„Mehr Bäume machen unsere Stadt schöner“, sagt Moderator Jürgen Domian. Darum fiel ihm die Anfrage für eine von 100 Ideen für Köln sehr leicht.

Jürgen Domian (67) ist Moderator und Buchautor. Für seinen nächtlichen Live-Talk „Domian“ im WDR-Fernsehen und -Hörfunk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Wir haben mit ihm im Rahmen unserer Serie „100 Ideen für Köln“ gesprochen.

23.05.2022 Köln Gespräch Domian zum Thema Diversity im Stadtgarten Foto: Martina Goyer

Jürgen Domian

Was ist meine Idee für Köln?

„Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit … ich verehre sie“, so der Dichter Hermann Hesse in seiner kleinen Schrift „Bäume“. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich verehre Bäume ebenfalls. Mir blutet das Herz, wenn mal wieder sinnlos ein Baum in unserer Stadt abgesägt oder brutal beschnitten wird. Köln braucht Bäume. Viele Bäume. Wir sollten Tausende neu anpflanzen, Zehntausende!

Warum wäre das gut für die Stadt?

Ein hoher Beamter der Stadt hat mir vor einiger Zeit auf diesen Vorschlag geantwortet: „Köln ist eine Millionenstadt, kein Königsforst.“ Mich hat diese Antwort regelrecht wütend gemacht. So ein Bullshit! Mehr Bäume würden unsere Stadt – sowohl die Innenstadt, als auch die Stadtviertel – lebenswerter und schöner machen. Sie verbessern das Stadt-Klima, speichern CO2, filtern Schadstoffe aus der Luft, bieten zahllosen Tieren ein Zuhause, spenden im Sommer kühlenden Schatten und würden auch noch so manche Bausünde überdecken.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Wie wäre es für den Anfang mit, sagen wir, 50 japanischen Blütenkirschbäumen genau vor der Oper? Da sich sonst eh kein Tourist der Welt unsere milliardenschwere Klotzoper von außen anschaut, kämen die Leute zumindest im Frühling dorthin, um die Bäume zu bewundern. Bonn schafft es damit bis in die Hauptnachrichtensendungen des Fernsehens. Es gibt ungezählte freie Stellen überall in Köln, wo ein Baum gepflanzt werden könnte. Gerade in Zeiten des Klimawandels, der langanhaltenden Dürre‐ und Hitzeperioden der letzten Jahre und der vielen zubetonierten Flächen in Köln wundere ich mich, dass nicht schon längst mit dem Aufforsten unserer Stadt begonnen wurde. Ja, bitte mehr Königsforst in Köln! Dies würde bundesweit Beachtung finden und könnte das eher ramponierte Image unsere Stadt mit Sicherheit aufpolieren. Bäume bedeuten Leben, gutes Leben. Aber man muss Bäume auch gut behandeln.

Mir blutet das Herz, wenn mal wieder sinnlos ein Baum in unserer Stadt abgesägt oder brutal beschnitten wird
Jürgen Domian

Was braucht es dafür?

Als Erstes sollte der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung ein Seminar bei Bestseller-Autor und Förster Peter Wohlleben spendieren. In seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ beschreibt er genau, wie wertvoll, wie großartig und wie unverzichtbar Bäume für uns alle sind. Im zweiten Schritt müsste man dann schauen, wie sich Flächen entsiegeln lassen, wie ausreichend Mutterboden eingebracht und für die Bewässerung gesorgt werden kann. Da vertraue ich auf die Findigkeit des Grünflächenamts – und auf das ehrenamtliche Engagement der Kölner. In vielen Vierteln sehe ich, dass sich Anwohner um die Bepflanzung von Parkstreifen kümmern. Ich bin sicher, für neue Bäume in der Stadt fänden sich Baumbegeisterte mit Hermann-Hesse-Inspiration. 

Zur Serie „100 Ideen für Köln“

„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze.

Dazu fragen wir nicht nur prominente Vertreter der Stadtgesellschaft, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie an die Stadt Köln und die aktuellen Probleme und Herausforderungen denken: Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was passieren müsste, dass sich etwas zum Besseren wendet? Wir möchten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erfahren, welche gute Idee Sie für Köln haben. Je konkreter, desto besser! Unsere Online-Umfrage finden Sie hier.