13. JahrestagGedenken an Opfer des Kölner Archiv-Einsturzes - Kritik von Initiativen

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Oberbürgermeisterin Henriette Reker neben den Kränzen für die Todesopfer des Archiv-Einsturzes

Köln – Um 13.58 Uhr läuten die Glocken der Kirchen in der Südstadt. Am Donnerstag vor 13 Jahren, am 3. März 2009, stürzte um exakt diese Uhrzeit das Stadtarchiv am Waidmarkt in eine Baugrube der Nord-Süd-Stadtbahn. Zwei Menschen starben. „Ein Moment des Schmerzes, des Leids und des Verlusts“, sei die Katastrophe gewesen, eine „Zäsur“ in der Stadtgeschichte Kölns sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einer Gedenkveranstaltung an der Unglücksstelle anlässlich des Jahrestags.

Etwa 40 Besucher haben sich am Ort der Katastrophe eingefunden. Anwohner, Mitglieder der Initiativen „Archiv-Komplex“ und „Köln kann auch anders“, Vertreter der Kölner Verkehrs-Betriebe sowie Verkehrsdezernent Ascan Egerer und Kulturdezernent Stefan Charles. Letzterer ist zum ersten Mal an der Unglücksstelle, nachdem er vorigen Oktober sein Amt antrat.

Gedenken an die Opfer des Kölner Archiv-Einsturzes

An den Bauzaun um die Grube hat die Stadt zwei Blumenkränze gehängt. „Zur Erinnerung an Khalil“ und „Zur Erinnerung an Kevin“ stand auf den Schleifen der Kränze – die Vornamen der beiden ums Leben gekommenen jungen Männer (24, 17) , die in Nachbarhäusern lebten, die das Archivgebäude mit in den Abgrund riss. Reker erinnerte auch an eine 84-Jährige, die zwar unverletzt blieb, aber ihre Wohnung verlor und „aus Trauer ihrem Leben ein Ende setzte“.

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Auch 13 Jahre nach der Katastrophe klafft noch immer ein gigantisches Loch mitten in der Stadt. Die langen Jahre, in denen die Einsturzursachen ermittelt und Verantwortlichkeiten in umfassenden Gerichtsprozessen geklärt werden mussten, haben ein zügiges Schließen der Wunde verhindert.

U-Bahn in Köln dürfte erst ab 2029 wieder fahren

Erst seit vorvergangenem Jahr wurde damit begonnen, es dürfte mindestens bis 2029 dauern, bis die U-Bahn dort fährt. „Die Zukunft hat sich viel Zeit gelassen“, sagt Reker, was vor allem für die Hinterbliebenen der Todesopfer „unerträglich“ sei. Aber die Zukunft habe zumindest anderorts bereits Gestalt angenommen, mit dem neuen Stadtarchiv am Eifelwall, das vergangenes Jahr eröffnet wurde, betont die Oberbürgermeisterin. Das modernste kommunale Archivgebäude Europas sein „ein Meilenstein“ für die Stadt.

Nun müsse werden ermittelt werden, wie auf dem Gelände des ehemaligen Stadtarchivs am Waidmarkt „ein würdevoller Gedenkort aussehen kann“, sagt Reker. Ein Team unter anderem mit den Dezernenten Egerer und Charles sowie mit Bürgerinitiativen komme das nächste Mal Mitte März zu einem Workshop zusammen, um die neue Gestaltung der Unglücksstelle und den bereits vom Stadtrat beschlossenen unterirdischen Kulturraum „K3“, der in dem Gleiswechselbauwerk entstehen soll, weiter voranzubringen, kündigte die OB an.

Initiative „Archiv-Komplex“ bei Gedenkveranstaltung

Doch gerade bei der Frage nach der künftigen Bebauung des für Köln so bedeutsamen Areals gibt es offensichtlich noch einigen Klärungsbedarf. Bereits 2012 hatte das Leipziger Architekturbüros Zila einen Wettbewerb gewonnen, der Wohngebäude, eine Sporthalle und einen kleinen Gedenkgarten vorsieht.

Schon damals hatten Bürgerinitiativen den Entwurf als banal und ambitionslos kritisiert. „Wir sind nicht mehr im Jahr 2009 oder im Jahr 2012. Wir sind viel weiter“, sagt Thomas Luczak der für die Initiativen „Archiv-Komplex“ und „Köln kann auch anders“ bei der Gedenkveranstaltung spricht.

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Städtebau, Verkehr, Ökologie, Digitalisierung, vieles habe sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. „Wir brauchen einen neuen Wettbewerb“, fordert er. „Wir haben in den 13 Jahren ein neues Archiv gebaut. Das ist toll. Aber zu diesem Ort fällt uns nichts ein“, moniert Luczak. Mit „wir“ meint er offenbar die Stadtverwaltung, der er Tatenlosigkeit und Unsensibilität im Umgang mit dem Areal am Waidmarkt vorwarf.

Etwa, dass die Initiativen bis heute darum ringen müssten, wo und wie einfache Erinnerungstafeln angebracht werden müssten. „Dazu fällt mir nichts mehr ein“, sagt Luczak. Da das Erinnern an die Katastrophe nicht nur aus Gedenktafeln bestehen könne, sei eine Bebauung nötig, die ein ebenso kreative wie außergewöhnliche Nutzung des Grundstücks ermögliche. „Wir haben 13 Jahre gewartet“, sagt Luczak, „jetzt können wir auch noch ein bisschen warten, bis wir ein zukunftsfähiges Konzept haben.“

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