LeserbriefeHat KHG-Leitung mögliche Konsequenzen nicht bedacht?

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Kerzen und Blumen auf einer Treppe.

Kerzen und Blumen vor dem Eingang zur KHG für einen toten Obdachlosen namens Milan

Obdachloser tot in Räumen der KHG Köln – Erzbistum geht von Suizid aus – Offenbar Verzweiflungstat nach Ultimatum (14.12.)

Das ist die traurigste Vorweihnachtsgeschichte, die ich je gehört habe! Ein Mann, der seit sechs Jahren ein Ersatzheim gefunden hatte, der sich mit den Arbeiten, die er leisten konnte, nützlich machte, wird kurz vor Weihnachten vor die Tür gesetzt. Ja, gibt es sie denn immer noch? Die Wirte, die sagen: Hau ab, in unserer Herberge ist kein Platz für Dich! Welchen Grund hatte man, diesem Mann in der allumfassenden katholischen „Weitsicht“, die Tür zu weisen?

Es ist völlig unverständlich, dass ausgerechnet Vertreter der Kirche sich zu solch aberwitzigen Aktionen hinreißen lassen. Doch nicht, weil der serbische Pass des Mannes abgelaufen war! Das sehe ich als Vorwand, ihn loszuwerden, weil er nach Ansicht der neuen Leitung nicht ins Bild der Hochschule passte. Ich bin entsetzt, dass der arme Mann keinen anderen Ausweg wusste als den Freitod. Ich hoffe, dass dies Konsequenzen hat für die Verantwortlichen! Elisabeth Rosenkranz Worringen

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Laut Artikel hätten dem Obdachlosen Alternativen aufgezeigt werden sollen. Hat man ihm die Alternativen aufgezeigt oder wollte man es erst noch? Was wären diese denn gewesen? Wie würden sich die verantwortlichen Personen, die diese Entscheidung getroffen haben, fühlen, wenn ihnen mitgeteilt würde, dass sie ihre Unterkunft zu räumen, ihr „kleines Reich“ aufzugeben haben und auf ihre Arbeit kein Wert mehr gelegt wird?

Konnten sich die Verantwortlichen wirklich nicht denken, was ihre Entscheidung bei einem Menschen auslösen kann, der sich ohnehin schon am Rand der Gesellschaft befindet? Die Verantwortlichen sind im Geiste die gleichen Menschen, die vor mehr als zweitausend Jahren die schwangere Maria nicht in ihrem Haus haben wollten! Der Rest der Geschichte ist allgemein bekannt.

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Das Verhalten dieser Personen ist zutiefst unmenschlich und unchristlich. Das Erzbistum Köln sollte sich schleunigst überlegen, ob es verantworten kann, Menschen in ihren Diensten zu halten, die christliche Werte wie Mitmenschlichkeit, Mitgefühl und Solidarität so mit Füßen treten. Und es sollte prüfen, ob bei der Besetzung von höheren Posten die sogenannten „weichen Faktoren“, wie soziale Kompetenz, eine angemessene Rolle spielen. Rüdiger Klein Kerpen

Wie so oft im Leben wird in diesem Fall deutlich, wie wichtig richtiges, das heißt empfängerorientiertes Kommunizieren ist. Was für den Absender einer bestimmten Botschaft inhaltlich wie die bloße Mitteilung über einen bürokratischen Akt empfunden wird, erlebt der Empfänger dieser Botschaft subjektiv offenbar als etwas ganz anderes: nämlich als Bedrohung seiner ganzen Lebenssituation, bis hin zu einer existenziellen panischen Angst, die im Suizid endet.

Richtige Kommunikation könnte darin bestehen, dass der Absender den Empfänger berichten lässt, wie er die Nachricht versteht, was er damit anfängt, also aktiv nachfragt, wie die Nachricht „angekommen“ ist. So etwas wird auch ein Chef tun, der seinem Mitarbeiter einen Auftrag gibt - allein um Missverständnisse auszuschließen. Werner Deuß Köln 

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