Großbauprojekt Max-Becker-ArealRingen um die Gaskugel

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Die Gaskugel auf dem Gelände am Maarweg

Um den Erhalt des stillgelegten Kugelgasbehälters am Maarweg wird noch gerungen.

Politiker, Bürgerinitiative und Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes kämpfen weiter um den Erhalt des Stahlkolosses. 1700 Wohnungen sollen auf dem  Max-Becker-Areal entstehen. 

Gehört die Gaskugel zum Ehrenfelder „Best of“ oder nicht? Diese Frage stellten sich manche sofort nachdem die Entscheidung beim städtebaulichen Wettbewerb zur Zukunft des sogenannten Max-Becker-Areals gefallen war. Eine Bürgerinitiative argumentiert, dass die 40 Meter hohe Stahlkugel „identitätsstiftend“ sei. Die Jury entschied sich für einen Entwurf mit dem Titel „Ehrenfelder Best of“, den das Planungsteam aus dem Architekturbüro Cityförster aus Hannover und dem Landschaftsarchitektur- und Stadtplanungsbüro Urbane Gestalt aus Köln eingereicht hatte. 

Die siegreichen Stadtplaner legen sich nicht eindeutig fest. „Ein Erhalt des Gaskugelbehälters ist in dem Entwurf mitgedacht“, heißt es im Erläuterungstext. Zugleich sei aber die städtebauliche und freiraumplanerische Figur nicht auf ihn ausgerichtet, sodass „bei einem Rückbau keine Leerstelle entsteht, sondern mit der Kugelgasbühne ein weiterer kultureller Anker“.

Somit steht zunächst nur die städtebauliche Aufteilung des neuen Wohn- und Gewerbequartiers mit rund 1700 Wohnungen und mehr als 3000 Arbeitsplätzen fest. Es soll auf dem rund 14 Hektar großen Areal zwischen Widdersdorfer Straße, Maarweg und dem Bahndamm entstehen. Dort befand sich bis in die 1930er Jahre das Ehrenfelder Gaswerk. Später wurde das Gelände größtenteils von einem Metallrecycling-Unternehmen, der Firma Max Becker, genutzt. Die Rhein-Energie Köln hat auf einem am Maarweg gelegenen Grundstücksteil ein Betriebsgelände. Darauf steht seit 1954 ein kugelförmiger Gasbehälter. Er ist stillgelegt.

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Ein Erhalt des Gaskugelbehälters ist in dem Entwurf mitgedacht
Architekturbüro Cityförster

Weil er nicht weiter genutzt wird und die laufenden Kosten zu hoch sind, beabsichtigt das Unternehmen Rhein-Energie schon seit längerem, den Behälter abtragen zu lassen. Schon im März 2021 legte das Unternehmen dar, dass der Speicher nicht einmalig für Köln sei. Am Mülheimer Ring stehen zwei Kugelbehälter in ähnlicher Konstruktionsweise. Sie sind noch in Betrieb. Der Kölner Stadtkonservator hat sich mittlerweile darauf festgelegt, dass die Ehrenfelder Gaskugel nicht unter Denkmalschutz gestellt wird. Wohl aber die Anlage in Mülheim, weil dort noch die zugehörigen Funktionsgebäude erhalten seien. Damit setzte sich die Kölner Behörde über die Empfehlung des Denkmalpflegeamtes des Landschaftsverbandes Rheinland hinweg.

Stadtkonservator setzt auf die Mülheimer Kugel

Das LVR-ADR hatte die Ehrenfelder Kugel in einem im März vorgelegten Gutachten als schutzwürdig eingestuft. Der Kölner Stadtkonservator sieht dagegen die Mülheimer Anlage als schutzwürdig an. „Sie stellt dementsprechend mit der gleichen Konstruktion, Ausführungstechnik und ihrem Gesamterhalt ein Zeitdokument für eine Produktionsstätte der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg anschaulich dar“, erläuterte eine Vertreterin des Presseamts der Stadt auf Anfrage dieser Zeitung. Der Erhalt der Ehrenfelder Kugel sei somit „eine gesellschaftliche und politische Frage“. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann, der zu denen gehört, die einen Erhalt befürworten, erinnert daran, dass sich die Bezirksvertretung Ehrenfeld ja bereits festgelegt habe.

Bedingung für den Wettbewerb gestellt 

Die damalige Forderung, den Erhalt zur zwingenden Vorgabe bei der Ausschreibung zum städtebaulichen Wettbewerb zu machen, folgte der Ausschuss für Stadtentwicklung jedoch nicht. Stattdessen sollten alle Büros zwei Planvarianten – mit und ohne Kugel – abgeben. Bezirksbürgermeister Volker Spelthann ist sicher, dass der Siegerentwurf zur Versachlichung der noch nicht abgeschlossenen Diskussion um den Erhalt der Kugel beitrage. Das gelte auch für alle anderen Entwürfe. Der Wettbewerb habe nämlich den Nachweis erbracht, dass ein Erhalt der Kugel nicht zu Lasten von Flächen für Wohnungsbau gehe.

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