Die Stadt prüft derzeit eine Begrenzung der Salsa-Abende. Anwohner beschweren sich über Lärm.
„Museum ist keine Partylocation“Erneut Ärger um Salsa-Abende am Aachener Weiher

Die Open-Air-Salsa-Partys störten letztes Jahr das Museum für Ostasiatische Kunst. Dieses lässt die Abende aber weiterhin zu. Doch wiederholte Anwohnerbeschwerden sorgen für Unruhe. (Archivbild)
Copyright: Arton Krasniqi
Rund ein Jahr nach dem Streit um Salsa-Partys am Aachener Weiher kommt in der Sache wieder Unruhe auf. Grund sind Bürgerbeschwerden und Unstimmigkeiten innerhalb der Salsa-Szene. Zum Ende der Saison im vergangenen Jahr sah es zunächst nach einem Happy End aus: Die Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, Shao-Lan Hertel, Kulturdezernent Stefan Charles und Vertreter der Salsa-Szene einigten sich im September. Zuvor es hatte wochenlange Diskussionen darüber gegeben, ob in den Schließzeiten des Museums auf dessen Platz mehrmals die Woche bis teilweise nach 22 Uhr um die 150 Menschen Salsa tanzen dürfen. Lärmbeschwerden hatten die Diskussion ins Rollen gebracht, es folgten Treffen zwischen Amtsvertretern und Salsa-Szene.
Dann schaltete sich die Museumsleitung ein und verkündete für die Tänzer recht überraschend, Salsa störe das architektonische Gesamtbild des Gebäudes mit dem Teich. Die Stadt nannte weiterhin die Schwäne als Grund sowie Sicherheitsbedenken. Die Kölner Ratsfraktionen sprachen sich für die lebendige Salsa-Szene aus und zeigten sich teilweise empört. Nach der Einigung schien erstmal alles wieder gut. Auf Anfrage teilt ein Stadtsprecher nun mit, dass es in diesem Jahr bisher drei Einsätze des Ordnungsamts bei den Salsa-Treffs wegen Anwohnerbeschwerden gab. Die Einsatzkräfte gingen dabei nach Möglichkeit auch in die Wohnung von Anwohnern, um sich ein Bild von der Lärmsituation zu machen.
Salsa-Partys am Aachener Weiher: Anwohner beschwerte sich beim Ordnungsamt, Mitarbeiter gingen in seine Wohnung
Ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, ließ den „Kölner Stadt-Anzeiger“ an seinem Mailverkehr mit dem Ordnungsamt teilhaben. Der 61-Jährige wohnt seit mehreren Jahrzehnten in der Gottfried-Keller-Straße. Er empfindet die Salsa-Abende als Zumutung. Bis vor ein paar Jahren seien es ein bis zwei Abende pro Woche gewesen, freitags häufig bis weit nach Mitternacht, so der Anwohner. Seit der Debatte hörten die Partys zwar relativ pünktlich um 22.15 Uhr auf, doch seit letztem Jahr finden laut Anwohner deutlich mehr Veranstaltungen statt. Es handle sich um eine „regelmäßige und sehr oft unerträgliche Lärmbelästigung, die Anwohner wie ich von April bis Oktober mitunter jeden Abend ertragen müssen, zusätzlich zum ohnehin schon sehr belastenden Verkehrslärm“. Die Veranstaltungen starteten gegen 19 Uhr, er habe teilweise bis zu 250 Teilnehmern gezählt.
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Besonders die Bassfrequenzen störten ihn bei der Musik, „also die Töne um 100 Hertz, die über die Luft weitergetragen werden und ihre volle Wirkung erst weit entfernt entfalten.“ Nach eigener Aussage könne er vor 22.15 Uhr abends nicht am Balkon sitzen. Der Lärm störe sein „Wohlbefinden so stark, dass er mittlerweile gesundheitsgefährdend ist“.
Der Anwohner fordert ein Verbot oder eine Begrenzung der Veranstaltungen auf eine pro Woche, und maximal zwölf pro Jahr. Eine generelle Begrenzung sei eine der Optionen, die aktuell geprüft werden, so der Stadtsprecher. Maximal drei Abende pro Woche seien ein guter Kompromiss, findet ein weiterer Anwohner, den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch vor Ort antrifft.
„Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Situation definitiv verbessert, sonntags zum Beispiel ist meistens Ruhe, was vor einem Jahr nicht so war“, räumt er ein. Dennoch gehöre er zu den Beschwerdeführern: „Ich arbeite im Schichtdienst und es wäre schön, wenn man wenigstens zwei bis drei Mal die Woche früh schlafen könnte.“ Seine Hauptkritik: auch die Anzahl der Abende.
Er wohne seit November 2022 hier, da war die Saison gerade schon vorbei. „Ich bin ja nicht gegenüber einer Partylocation eingezogen, sondern einem Museum.“ Eine Rentnerin aus demselben Haus stört sich hingegen nicht sehr an den Salsa-Abenden, auch sie habe eine Verbesserung zum letzten Jahr festgestellt. „Ich trage aber auch mittlerweile ein Hörgerät.“

Anwalt und Salsa-Party-Organisator Christoph Ebert zwischen den Tanzenden. Er will dem Anwohner entgegenkommen und die Basstöne herunterdrehen.
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Salsa-Organisator kommt Anwohner entgegen und dreht Musik leiser
Christoph Ebert, Organisator von Salsa-Abenden, bestätigt, dass es mehr Open-Air-Partys gegeben habe als noch vor einem Jahr. „Dienstags und mittwochs sind Veranstalter dazugestoßen, die gar nicht beim Gespräch mit Frau Hertel und Herrn Charles dabei waren“, sagt Ebert. Von anderen Salsa-Teilnehmenden weiß Ebert, dass diese Durchsagen per Mikrofon gemacht hätten, die gewerblichen Charakter hatten. Das ist verboten. Die Abende sind eigentlich ein lockerer, unverbindlicher Treff, ohne Eintritt. Jetzt herrsche Unmut innerhalb der Szene, der sich in den einschlägigen Chatgruppen niederschlägt. „Die Mitveranstalter fühlen sich benachteiligt und werfen uns vor, wir würden gegen sie hetzen“, sagt Ebert.
Er habe kürzlich mit der Museumsdirektorin besprochen, dass diejenigen, die gegen Regeln verstoßen, nicht mehr auf den Museumsplatz kommen sollen. Nicht immer hätten sich die Dienstags- und Mittwochsveranstalter aber daran gehalten, so Ebert. Den Unmut des ersten Anwohners könne er nur bedingt nachvollziehen. „Wir machen um 22 Uhr Schluss, und dazwischen liegt eine vierspurige Straße.“ Doch er möchte den Anwohnern entgegenkommen: „Wir drehen die Basstöne und Frequenzen raus und benutzen ab sofort zwei Boxen statt einer. Das klingt erstmal nach mehr, aber wir reduzieren die Lautstärke um die Hälfte und verteilen den Ton dafür flächendeckender.“ Auch in der Verwaltung beschäftigt man sich derzeit, wie mögliche Lösungen des Konflikts aussehen könnten, ein Ortstermin habe bereits stattgefunden.