In Corona-KriseOB Reker versucht Kölner Kleinbetrieben vor Ort Mut zu machen

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Henriette Reker und Bäckermeister Mathias Ecke

Köln – Ansatzkaschierpuder für dunkles Haar ist im Moment der Renner bei Friseurmeisterin Anika Wolf. Damit versorgt sie ihre Kundinnen – online, denn ihr Salon an der Kleinen Budengasse ist geschlossen wie alle anderen. „Aber ich halte Kontakt über Social Media, berate am Telefon und verschicke auch oft individuell gemischte Pflanzenhaarfarbe. Die hat den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu chemischer Farbe länger hält und so auch zu Hause angewandt werden kann.“

Direkt morgens wissen, was in Köln passiert

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!

SMK-Brasack

Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?

All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“ von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.

Alles zum Thema Henriette Reker

Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Informationen und können an interessanten Aktionen und Gewinnspielen teilnehmen. 

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden und über Köln auf dem Laufenden bleiben! 

Hier geht's zur Anmeldung.

Anika Wolf (32) hat ihren Salon Style & Bloom erst im vor einem Jahr eröffnet. Da sie von ihrer früheren Arbeitsstelle viele Stammkunden mitnahm, lief es sehr gut an – bis Corona kam und die ganze Branche zum erliegen brachte.

Friseursalon bekommt 9000 Euro Soforthilfe

Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Handwerkskammerpräsident Hans Peter Wollseifer besuchten Wolf im ausnahmsweise geöffneten Salon, um zu erfahren, wie sie mit der schwierigen Situation fertig wird – und ob die Hilfen vom Land greifen. „Ich habe Freitag letzte Woche gleich die Soforthilfe von 9000 Euro beantragt und das Geld ist schon da. Das hat wirklich toll geklappt“, erzählte Wolf.

Neuer Inhalt (1)

Im Gespräch mit Friseurmeisterin Anika Wolf

Das Geld reiche, um eineinhalb Monate durchzuhalten. Mit dem Vermieter und den Lieferanten verhandele sie derzeit über Stundungen. „Dann könnte ich es auf drei Monate strecken.“ Für ihre Angestellte hat sie Kurzarbeitergeld beantragt. „Ich hatte auch meine emotionalen Tage, aber man muss sich nun einfach fokussieren“, so die Friseurmeisterin. Und auch schon mal drüber nachdenken, was man macht, wenn die Schließung noch länger dauert.

Handwerkskammerchef Wollseifer sagte: „Wir sind in NRW mit den Hilfen wirklich ganz weit vorne.“ Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums beantragten 320.000 Kleinunternehmer wie Anika Wolf die Hilfen, 300.000 wurden bereits bewilligt. Wollseifer berichtete auch , dass 25 seiner Mitarbeiter damit beschäftigt sind, kleine Betriebe zu beraten. „Es kommen 300 Anrufe pro Tag, auch am Wochenende. Die sind abends fix und fertig.“ Oberbürgermeistern Reker lobte den Mut und den Optimismus der Friseurmeisterin „Sie machen das Gesicht der Stadt aus wie viele andere kleine Unternehmen.“

Eine weitere Station war die Traditionsbäckerei Ecke an der Aachener Straße in Braunsfeld. Sie kann in der Krise weiterarbeiten, Kunden gehen aus und ein – natürlich mit dem nötigen Abstand, maximal dürfen sich drei im Verkaufsraum aufhalten. Und die Kunden achten selbst penibel darauf.

Restaurant-Abnehmer weggebrochen

Der Ladenverkauf ist gut wie immer, doch Mathias Ecke (50) verzeichnet einen Umsatzrückgang von 30 bis 40 Prozent, denn er beliefert viele Restaurants mit Spezialbackwaren – und dieser Markt ist weggebrochen. Fünf Bäckermeister und fünf Fachverkäuferinnen arbeiten in dem Familienbetrieb. Eine Soforthilfe hat der Chef nicht beantragt. „Unser Betrieb ist gesund. Wir haben uns einen gewissen Speck angefuttert, so das wir es drei, vier Monate schaffen können.“

Neuer Inhalt (1)

Bäcker Mathias Ecke und Handwerkskammerchef Wollseifer

Auch Kurzarbeit steht noch nicht an. Ecke arbeitet mit Zeitkonten, die Mitarbeiter können Stunden, die jetzt nicht gearbeitet werden dann in der – hoffentlich – hektischen Weihnachtszeit leisten. Der Zusammenhalt mit den Mitarbeitern sei sehr stark. Wie Mathias Ecke es formuliert: „Wir backen das.“ Wie auch Handwerkschef Wollseifer weiß er aber, dass es Kollegen gibt, die noch nicht einmal zwei Wochen durchhalten können und dringend Zuschüsse brauchen. „Es ist gut, dass die Stadt zeigt, dass sie für uns da ist.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Reker zeigte ihre Solidarität, in dem sie bei Bäckermeister Ecke Osterbrote für ihre Mitarbeiter kaufte. Und von Friseurmeisterin Anika Wolf hatte sie schon zuvor Tipps mitgenommen. Wie man denn mit dem wuchernden Pony umgehen solle? Das Selberschneiden gehe ja meistens schief. Einfach zur Seite schieben, riet Wolf. Das sei im Moment in. Oder rauswachsen lassen. „Aber Rauswachsen-Lassen braucht Geduld.“ Wie alles in diesen Zeiten.

KStA abonnieren