Internationaler Roma-Tag in Köln„Roma fühlen sich hier besser als in anderen Städten“

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Welt-Roma-Tag

v.li. Wolfgang Uellenberg van Dawen, Ruzdija Sejdovic und Ossi Helling

Köln – Die obere Hälfte ist blau, grün die untere, und die Mitte nimmt ein Chakra ein, ein rotes Speichenrad, das auf die indische Herkunft verweist. So sieht die Flagge der Roma aus. Am Freitag wird sie vor dem Historischen Rathaus gehisst - zum ersten Mal in einer deutschen Millionenstadt. Anlass ist der Internationale Tag der Roma, der seit 1990 jährlich am 8. April stattfindet; er feiert die Kultur dieser ethnischen Minderheit und macht auf Diskriminierung und Verfolgung aufmerksam.

Die Stadt zeigt auch im übertragenen Sinn Flagge: Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfängt eine Delegation von Roma und Romnja (so die weibliche Bezeichnung im Plural) sowie Vertretern der Vereine EL-DE-Haus und Kölner Runder Tisch für Integration. Zu den Geschenken, die sie Reker überreichen werden, gehört ein Exemplar des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission Antiziganismus, die beim Bundesinnenministerium angesiedelt ist.

Kölner Verein Rom e.V engagiert sich für Sinti und Roma

Als der Bericht voriges Jahr vorgestellt wurde, sagte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, er mache deutlich, dass „ein Bewusstsein und die Wahrnehmung der massiven Diskriminierungen von Sinti und Roma in nahezu allen Lebensbereichen fast vollständig fehlen“. Und die Empfehlungen des Berichts zeigten, dass „die Bekämpfung von Antiziganismus kaum auf entsprechende Instrumente, Materialien oder Einrichtungen aufbauen kann“.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Dass es sich in Köln anders verhält, ist in erster Linie das Verdienst des 1988 gegründeten Rom e. V., der sich für die Verständigung zwischen Roma und Sinti und der Mehrheitsgesellschaft stark macht. Bei einer Presskonferenz am Donnerstag sagten Vertreter des Vereins, dessen Arbeit und diejenige anderer Initiativen hätten zur einer Verbesserung des „Klimas“ in der Stadt beigetragen. „Roma fühlen sich hier viel besser als in anderen Städten“, sagte etwa Vorstandsmitglied Ruzdija Sejdovic. Der Verein betreibt neben einer Beratungsstelle ein Archiv- und Dokumentationszentrum, die Schul-und Bildungsprojekte Amaro Kher, Amen Ushta und Angle Dikhas und führt weitere Projekte und Veranstaltungen in den Bereichen Bildung, Kultur und Politik durch.

Viele Roma müssen mit Abschiebung rechnen

Zu den zahlreichen Forderungen, die der Verein anlässlich des Welt-Roma-Tags an die Stadt richtet, gehört zum Beispiel, die Bildungsarbeit gegen Antiziganismus – Stereotype und Vorbehalte gegenüber Sinti und Roma – zu stärken, eine Anlaufstelle für diskriminierte Roma und Romnja einzurichten und Maßnahmen zu ergreifen, die dem häufigen Ausschluss von Roma- und Sinti-Familien vom normalen Wohnungsmarkt entgegenwirken. Gleichsam Urzelle der Arbeit des Vereins ist die aufenthaltsrechtliche und soziale Beratung.

Daran knüpft sich die Forderung, dass die Arbeit im „Kölner Bleiberechtsprojekt“ verbessert wird und die Stadt sich dagegen einsetzt, dass Roma vom Westbalkan faktisch aus dem Asylrecht ausgeschlossen werden, weil geltend gemacht wird, sie würden aus „sicheren Herkunftsländern“ stammen. Viele Roma leben seit langem nur mit einer Duldung hier; ihre Rechte sind stark eingeschränkt, und sie müssen stets mit Abschiebung rechnen. Im Rahmen des Bleiberechtsprojekts werden in der Stadt fünf Beratungsstellen – eine davon beim Rom e. V. - und ein Projektteam im Ausländeramt finanziell gefördert. Ziel ist es, mit den betroffenen Menschen einen Weg aus dem prekären Status der Duldung herauszufinden, hin zu einem gesicherten Aufenthaltstitel.

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