Brücker Grundschüler machen mobilElterntaxis sollen vom Schulweg verbannt werden

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 Kinder, Lehrer und Politiker ziehen an einem Strang auf der Diesterwegstraße.

Köln-Brück – Fröhlich und optimistisch klang der Text des neuen Schulsongs zur Melodie der „Battle Hymn of the Republic“. Unter Leitung ihrer Lehrerin Anne Knäpper-Merheim legten die Pänz zu Beginn des Fests der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Diesterwegstraße engagiert los: „Singen, lachen, spielen, lernen – gemeinsam greifen wir nach den Sternen“. Doch ganz unbeschwert ist man an der GGS leider nicht, wie Schulleiterin Isabell Feldmann gleich im Anschluss erklärte.

Gehwege vor Schulbeginn zugeparkt

Denn zu den Lernzielen gehöre auch die eigenständige Bewältigung des Schulwegs, und davon sei man noch weit entfernt. Der Eingang zur Grundschule liegt in einer fast rechtwinkligen Kurve der Diesterwegstraße. Und auch wenn hier die Einbahnstraßenregelung gilt, entstehen  zu den Stoßzeiten häufig  unübersichtliche, gefahrenträchtige Situationen. Weil nicht wenige Eltern ihre Kinder mit dem Pkw bringen und auch wieder abholen und dabei die sehr schmalen Gehwege zuparken.

Ermahnungen von Kölner Polizei und Ordnungsamt verpuffen

Freundliche Ermahnungen, auch der Einsatz von Polizei und Ordnungsamt seien stets nach maximal einer Woche wieder verpufft, so Feldmann: „Deshalb haben sich viele Kinder in der gerade vergangenen Projektwoche intensiv mit dem Thema Verkehr auseinandergesetzt.“ Ihre Sicht des Problems hatten sie während der Woche auf Plakaten und Transparenten festgehalten, die nun am Schulzaun hingen. Auf einigen Bildern waren Räder mit einem  grünen Häkchen versehen und Autos rot durchgestrichen, auf anderen stand: „Stopp den Elterntaxis“, „Achtung, Kinder“ oder die Forderung „Autofrei!“.

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Dieser letzte Wunsch konnte wenigstens während der Projektwoche – und beim Schulfest – schon einmal in die Wirklichkeit umgesetzt werden, und das war einer Elterninitiative um Nadja Grabe zu verdanken. „Nachdem mein Sohn auf die GGS gewechselt war, kam er schon bald sehr bestürzt nach Hause: »Mama, ich hab so Angst, die Autos jagen mich.« Er fährt immer mit dem Roller zur Schule.“ Dann, erzählt Grabe, haben sie den Tipp bekommen, sich an das Aktionsbündnis Kidical Mass zu wenden, das sich für die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr einsetzt.

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Protestplakat von den Grunschülern.

Dort schlug man vor, das Modell „Schulstraße“ anzuwenden. Formell als Demonstration angemeldet, konnte die einwöchige Sperrung der Diesterwegstraße für den motorisierten Verkehr morgens zu Schulbeginn von 7.45 bis 8.15 Uhr sowie am Ende des Schultags zwischen 14.45 und 15.15 Uhr erprobt werden. „Wir haben das schon an drei Schulen in den Bezirken Lindenthal, Ehrenfeld und Mülheim durchgesetzt. Jetzt sind wir zum ersten Mal im Rechtsrheinischen“, erzählt Steffen Brückner von Kidical Mass. „In allen drei vorherigen Fällen haben die Bezirksvertretungen anschließend beschlossen, diese zeitlich begrenzten Sperrungen morgens und nachmittags zu einer ständigen Regelung zu machen. Wir hoffen, dass die Verwaltung das nach den Sommerferien dort umsetzt.“ Auch Nadja Grabe hielte so einen Beschluss über eine zeitlich begrenzte Sperrung für sinnvoll. „In der Woche mussten wir den Eingang zur Straße noch mit Baustellenbaken zustellen, irgendwann sollte dann eine einfache Beschilderung ausreichen.“ Die Nachbarn, des ständigen Chaos vor der Schule überdrüssig, wären mit dieser Regelung ebenfalls einverstanden.

Unterstützung von Bezirksbürgermeisterin

Von Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thümer bekamen Schule und Eltern schon einmal Unterstützung für diesen Plan. „Ich denke, dass wir in unserer nächsten Sitzung nach den Sommerferien einen entsprechenden Antrag mit den Stimmen aller Bezirksvertreter auf den Weg bringen können“, kündigte sie auf dem Schulfest an. Dass die Bezirksvertreter einiges bewegen können, hatte sich schon im Verlauf der Projektwoche gezeigt: Plötzlich war auf dem westlichen Teil der engen Diesterwegstraße ein neuer Fußweg eingezeichnet. Gabriele Moorbach von der SPD-Fraktion hatte im Herbst eine Anfrage nach der Sicherheit für Kinder gestellt. „Es dauert ein bisschen, aber dann ändert sich doch etwas“, meinte sie schmunzelnd.

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