Kölner KarnevalZwischen Querbeat und alternden Schlagerstars

Lesezeit 3 Minuten
Guildo Horn

Guildo Horn setzte auf bekannte Schlager vergangener Jahrzehnte.

Köln – Schulsitzung Setzen. Eins. Kölsch-Examen bestanden. Alle Pänz werden in die nächsthöhere Klasse versetzt. So könnte das Fazit der gesamtstädtischen Schulsitzung in der voll besetzten Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasium lauten. Zum Motto „Jecke Tön för jecke Pänz“ präsentierten sich in fliegendem Wechsel – der Ausmarsch der einen war gleichzeitig Einmarsch der nächsten Gruppe – Jungen und Mädchen aus 20 Schulen – von Grund- und Förderschule bis zum Gymnasium, von Wahn bis Worringen, von Weiß bis Esch und von Stammheim bis Lindenthal. Und mottogerecht stand natürlich die kölsche Sprache im Mittelpunkt, aber genau damit können die Schulen dank diverser Kölsch-AGs ja auch punkten.

Kölsch in der Schule: Ava Harmst (v.l.), Sofia Westenhoff und Ben Hilgers

Kölsch in der Schule: Ava Harmst (v.l.), Sofia Westenhoff und Ben Hilgers

Richtig köstlich war der Verzäll eines Lehrers (Ben Hilgers), der mit allerlei Sprüchen und Redewendungen das Mundart-Wissen von zwei Schülerinnen (Ava Harmst und Sofia Westenhoff) testete. Und der Gesang vom „kölschen Explizier“ der Moderatorin Johanna Durwen sowie das Bläck Fööss-Lied vom „Schäle Schäng“ im Duett mit ihrem Bruder Christian Durwen waren schon eine Herausforderung. Aber diese meisterten die Pänz mit Bravour. Dazu wurde gesungen und getanzt – von den Vogelsängern vom Kolkrabenweg („Stadt met K“), von den Tanzmüüs aus der Westerwaldstraße und den Garde-Tanzmariechen aus der Ricarda-Huch-Straße.

Colombinen

Schon seit Jahren gilt die „Colombinen-Nacht“ im Theater am Tanzbrunnen als eine der schönsten und gefragtesten Partys der Session. Neben kölschen Hits von den Paveiern war diesmal auch hochdeutsches Liedgut gefragt – so von Querbeat genau wie die alten Schlagermelodien, die Stargast Guildo Horn anstimmte. Der wirkte mit Oldies á la „Ti amo“, „Griechischer Wein“ und „Wunder gibt es immer wieder“ und selbstverliebten Sprüchen („Da ist viel Sexualität auf der Bühne“ ) fast schon wie eine Parodie auf sich selbst. 

Alles zum Thema Henriette Reker

Doch darüber amüsierten sich die zumeist aufwendig kostümierten Gäste – darunter CDU-Mann Wolfgang Bosbach und Staatssekretär Jürgen Mathies sowie ein gutes Dutzend Präsidenten von befreundeten KGs. Nachdem Horn zuletzt schon bei der Stattgarde Colonia Ahoj aufgetreten war, hat er nächste Woche ein weiteres Gastspiel im Fastelovend. An Weiberfastnacht mischt er beim Harlekin-Danz der Kölnische KG (12.11 Uhr) in der Halle Tor 2 mit.

Junge un Mädcher

Die Chefs wechselten bei der Kostümsitzung der Junge un Mädcher vum Aldermaat im Altstadt-Brauhaus Sion – dort war der Karnevalsverein aus dem Veedel ja auch vor 62 Jahren gegründet worden - mehrfach die Mützen. Denn Präsident und Brauhaus-Chef René Sion sowie sein Vize Günter Flüch zählen ja auch zur Bürgergarde Blau-Gold und waren dort 2011 Jungfrau und Bauer im Dreigestirn.

Das könnte Sie auch interessieren:

Beim Einzug des Korps um Präsident Markus Wallpott trugen beide brav die Mütze der Bürgergarde, und Flüch übernahm wie gewohnt im Wechsel mit Ken Reise zu den Klängen der Regimentskapelle die Rolle des Vorsängers. Doch kaum waren die Gardisten ausmarschiert, wurde wieder zur rot-weißen Kopfbedeckung gewechselt, um dann mit Domstürmern und Rabaue zu singen und zu schunkeln.

Figaros

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat künftig wohl immer die Haare schön. Bei der Kostümsitzung der KG Kölsche Figaros im Theater am Tanzbrunnen, die von Präsident und Ex-Hoffriseur Harald Esser geleitet wurde und die als die karnevalistische Kult-Veranstaltung der Friseurbranche gilt, wurde Reker zum Ehren-Figaro ernannt. Mit dem Titel ehren die Friseure Personen des öffentlichen Lebens, die sich ihrer Meinung nach für soziale Angelegenheiten engagieren und für den Erhalt des kölschen Brauchtums einsetzen.

Mit dem Titel waren zuvor schon Rekers Amtsvorgänger Fritz Schramma und Ex-Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach ausgezeichnet worden. Für die Oberbürgermeisterin gab’s noch ein Zusatzgeschenk: einen goldenen Föhn. Da kann mit der Frisur ja auch bei so manch politischem Gegenwind nichts mehr schief gehen.

KStA abonnieren