NachrufEhemalige Kölner Sozialdezernentin Marlis Bredehorst ist tot

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Marlis Bredehorst

Marlis Bredehorst

Köln – Die ehemalige Kölner Sozialdezernentin Marlis Bredehorst ist tot. Die streitbare Politikerin der Grünen, die zeitweise auch in der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland mitarbeitete, starb im Alter von 64 Jahren nach einer längeren und schweren Krankheit. Die Juristin und Soziologin war die erste grüne Dezernentin in der Stadt.

Mit ihrer Wahl im Jahr 2003 sicherten sich die Kölner Grünen erstmals eine direkte Beteiligung an der Stadtspitze. Als sie 2010 als Staatssekretärin zur NRW-Landesregierung wechselte, wurde die heutige Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihre Nachfolgerin.

Die Kölner Grünen lobten Bredehorst als „starke Streiterin für eine soziale Politik und Frauenrechte sowie gegen die Diskriminierung von Menschen wegen deren sexueller Orientierung“. Oberbürgermeisterin Reker sprach von einer „starken Persönlichkeit“, die „stets den schwächeren Menschen zugewandt“ gewesen sei. Der rheinische Präses der Evangelischen Kirche Manfred Rekowski und Superintendentin Susanne Beuth würdigten ihre Sachkompetenz und ihr „leidenschaftliches Engagement“.

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Start während schwieriger politischer Konstellation

Die politische Konstellation, in der Bredehorst in Köln startete, war nicht einfach. Die Grünen erprobten erstmals ein lockeres Bündnis mit der CDU, der Bund hatte den Kommunen mit der Neuorganisation der Arbeitsverwaltung und den so genannten „Hartz IV-Gesetzen“ eine riesige Aufgabe übertragen. Bredehorst musste das Zusammenwachsen von Bund und Kommune unter dem Dach der Arge, die für Langzeitarbeitslose zuständig wurde, verantworten. In ihre Zeit fallen auch die zum Teil heftigen Debatten um repräsentative Moscheebauten in Köln.

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Bredehorst unterstützte die Pläne von Migrantenorganisationen. Im Jahr 2006 – mittlerweile kooperierten die Grünen mit der SPD – übernahm sie als Dezernentin neben dem Sozialbereich auch das Arbeitsfeld Umwelt. In dieser Zuständigkeit musste sie sich nach dem Einsturz des Stadtarchivs mit der Frage nach mangelnden Kontrollen der Baustellen durch die städtischen Umweltbehörden befassen.

Ende der landespolitischen Karriere nach Streit mit ihrer Chefin

Die anschließende landespolitische Karriere endet 2013 im Streit mit ihrer Chefin. Es war von einem tiefen Zerwürfnis mit der damaligen Ministerin Barbara Steffens (ebenfalls Grüne) die Rede. Bredehorst musste nach drei Jahren Arbeit als Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes gehen. Anlass für die Trennung war wohl auch ein Streit über eine Elternzeit, die Bredehorst nehmen wollte, nachdem ihre Partnerin ein Kind zur Welt gebracht hatte. Die Kämpferin in der autonomen Frauenbewegung und offen lesbisch lebende Frau hatte auch mit ihrem Privatleben bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Sie war mit einer evangelischen Pfarrerin verheiratet, die 2003 einen Sohn und 2005 eine Tochter auf die Welt brachte. Bredehorst war „Co-Mutter“ in einer „Regenbogenfamilie“.

2014 wurde sie noch einmal in der Kommunalpolitik aktiv. Die Grünen wählten sie für zwei Jahre zu ihrer Vorsitzenden. In dieser Funktion war sie maßgeblich am Bündnis mit der CDU für eine OB-Kandidatur von Henriette Reker und die anschließende schwarz-grüne Koalition im Rathaus beteiligt. Zu den Grünen habe sie „die Lust am Weltverbessern“ gebracht, sagte sie. Wegbegleiter behalten die Hobby-Musikerin auch als besonders herzlichen Menschen mit einem sehr einprägsamen Lachen in Erinnerung.

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