Kölner Mordermittler erinnert sichDarum zogen die Schull- un Veedelszöch an der Leiche von Petra Nohl vorbei

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Ermittler der Spurensicherung im Februar 1988 am Tatort, vorbei ziehen die Schull- und Veedelszöch.

Ermittler der Spurensicherung im Februar 1988 am Tatort, vorbei ziehen die Schull- und Veedelszöch.

Ein Beamter der Mordkommission berichtete beim laufenden Prozess von seinem sonderbaren Einsatz am Karnevalssonntag im Jahr 1988.

Polizisten der Spurensicherung untersuchen in der City einen Tatort mit einer übel zugerichteten Frauenleiche und direkt daneben ziehen die Kölner Schull- un Veedelszöch vorbei. Diese eigentlich völlig unvorstellbare und skurrile Szene beschrieb am Donnerstag ein damaliger Kriminalbeamter im laufenden Prozess um den sogenannten „Karnevalsmord“ an der 24-jährigen Petra Nohl im Jahr 1988.

Kölner Beamter: Umleitung war nicht möglich

Zwischen einem Bierwagen am Zugweg und dem Zaun eines Schulgeländes habe der tote Körper gelegen. „Die Frau hatte massive Einblutungen am Hals“, beschrieb der Beamte im Ruhestand seine Eindrücke von damals. „Wir haben Blutspuren und Faserspuren mit Klebefolien gesichert und dann lief da der Karnevalszug vorbei“, so das frühere Mitglied der Mordkommission in diesem Fall.

Der Leichenwagen mit der toten Petra Nohl musste sich 1988 in die Schull- und Veedelszöch einreihen, die am Tatort vorbeizogen.

Der Leichenwagen mit der toten Petra Nohl musste sich 1988 in die Schull- un Veedelszöch einreihen.

Es sei wohl nicht mehr möglich gewesen, die Schull- un Veedelszöch in diesem Bereich umzuleiten, erinnerte sich der Pensionär. Allerdings hätte es ein Abkommen mit dem Festkomitee gegeben, dass am Tatort in der Albertusstraße keine Musik gespielt würde. Beim Abtransport der toten Petra Nohl musste sich der Leichenwagen sogar kurzfristig in den Karnevalsumzug der Jecken einreihen.

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Bekannter des Angeklagten meldet sich nach ZDF-Bericht

Der Verteidiger des Beschuldigten Norbert K. monierte, dass „da drei Meter Luftlinie am Tatort vorbeigezogen wurde“. Man habe ungehindert und hinter dem Getränkewagen auch geschützt arbeiten können, sagte der frühere Polizist. „Der Bereich hätte aber großflächig abgesperrt werden müssen, allein um mögliche Tatwaffen zu suchen“, prangerte Anwalt Marc Piel an.

Portraitfoto von Petra Nohl

Die 24-jährige Petra Nohl wurde am 14. Februar 1988 in Köln getötet.

35 Jahre nach dem brutalen Mord und einer Aufarbeitung des „Cold Case“-Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ hatte sich ein Zeuge bei der Polizei gemeldet. Dieser berichtete, in der Tatnacht mit dem jetzt Angeklagten an einem Taxistand im Bereich Breite Straße auf Petra Nohl getroffen zu sein. Sein Bekannter sei der Frau gefolgt. Den Mord selbst habe er nicht beobachtet.

Kölner Kronzeuge soll noch einmal vernommen werden

Der Zeuge hatte sich bei seiner Schwester aber um ein Alibi bemüht, wie diese am Donnerstag im Zeugenstand bestätigte. „Er hatte panische Angst, in die Sache hineingezogen zu werden“, so die heute 64-Jährige, sie habe aber nicht gewusst, dass es sich dabei um einen Mord gehandelt habe. „Der Norbert“ sei danach ungewöhnlich freundlich zu ihrem Bruder gewesen, berichtete die Frau.

Der Polizei hatte der Kronzeuge jedoch berichtet, vom Angeklagten bedroht worden zu sein und daher geschwiegen zu haben. Opfer-Anwältin Eva Kuhn fragte, ob die in der ZDF-Sendung ausgelobte Belohnung von 5000 Euro den Kronzeugen womöglich zur Aussage bewogen hätte. Das verneinte dessen Schwester. Der 56-Jährige soll noch einmal im laufenden Prozess vernommen werden.

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