Das KölnbarometerVerkehr, Bauprojekte, Wohnen – das hat sich im Quartal verändert

Lesezeit 14 Minuten
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Blick auf die Skyline von Köln

  • Im Köln-Barometer blickt die Kölner Lokalredaktion in regelmäßigen Abständen unter anderem auf die Politik, den Verkehr, die Wohnsituation, die Wirtschaft und die wichtigsten größten Bauprojekte.
  • Wie steht es um die wichtigsten Bauprojekte, den Verkehr, die Kultur und die Schulen? Wo wurden Ziele erreicht und wo nicht?
  • Ein Blick auf alle Entwicklungen. Außerdem präsentieren wir die Gewinner und Verlierer des Quartals.

Köln – Kein politisches Thema hat im vergangenen Quartal so stark polarisiert wie die Frage, ob der 1. FC Köln sein Trainingsgelände im Äußeren Grüngürtel am Geißbockheim ausbauen darf oder nicht (hier lesen Sie mehr). An der Gleueler Wiese – wie der Abschnitt von den Ausbaugegnern genannt wird – entbrannte sich eine Diskussion um die Versiegelung von Grünflächen in Zeiten des vom Stadtrat selber ausgerufenen Klimanotstandes.

Die Wiese entwickelte sich zum Symbol für die Frage, was wichtiger ist – die Erhaltung des Grüns oder die Bebauung. Das Thema wird in Zukunft zum Dauerbrenner werden, wenn es darum geht, ob neue Wohngebiete entstehen können oder nicht. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Stadtrat schließlich mit den Stimmen von SPD, CDU und FDP gegen Grüne und Linke für den FC-Ausbau stimmte.

Am Streit um die Gleueler Wiese zeigte sich auch, wie schwierig es für das schwarz-grüne Ratsbündnis ist, sich bei den Themenfeldern Verkehr und Klimaschutz auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. Zu gegensätzlich sind die jeweiligen Überzeugungen, als dass ein gemeinsamer Weg gegangen werden kann.

Alles zum Thema Henriette Reker

Wenig Respekt in Köln vorhanden

Das verdeutlichen die unterschiedlichen Haltungen bei der Frage, ob auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher ein U-Bahn-Tunnel gebaut werden soll (hier lesen Sie mehr). Während die CDU das befürwortet, sind die Grünen strikt dagegen. Um den Frieden im Bündnis zu erhalten, einigten sich die Partner auf einen wenig sinnvollen Kompromiss. Zuerst wird die Strecke oberirdisch ausgebaut, wie die Grünen es wollten. Die Entscheidung, ob danach ein Tunnel gebaut wird, wurde in die Zukunft verschoben. Damit hat sich das Bündnis zwar selber geholfen, das Problem aber nicht gelöst.

Das ist das Köln Barometer

Viermal im Jahr wirft der „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Form einer Bestandsaufnahme einen Blick auf Entwicklungen, den Stand von wichtigen Bauprojekten, politische Trends und Herausforderungen des vergangenen Quartals. Die Vierteljahresbilanz prüft, was aus politischen Absichtserklärungen, Planungen und Beschlüssen geworden ist, und zeigt, wie die Stadt mit ihren Zukunftsaufgaben umgeht.

Die erste Ausgabe des Köln-Barometers erschien vor rund dreizehn Jahren, im April 2006. Es erscheint immer am ersten Samstag nach dem Ende des jeweiligen Quartals. Die Schwerpunkte der regelmäßigen Analyse können wechseln. Fester Bestandteil des Barometers ist die Darstellung des Fortschritts der zehn wichtigsten Bauprojekte der Stadt.

Wenn eines fertiggestellt ist oder Planungen beendet werden, werden neue Projekte ins Ranking aufgenommen. Außerdem präsentiert die Redaktion regelmäßig die Gewinner und Verlierer des jeweiligen Quartals.  

Respekt vor der Meinung und Überzeugung anderer ist ein wesentliches Merkmal funktionierender Partnerschaften. Davon ließen die Grünen in der jüngsten Ratssitzung nur noch wenig erkennen. In der Debatte um den Ausbau des Geißbockheims schwangen sie die Moralkeule gegen die CDU und die übrigen Befürworter der FC-Pläne. Wer für die Bebauung der Gleueler Wiese stimme, versündige sich an der Kölner Natur, urteilte beispielsweise die Sülzer Grünen-Ratsfrau Sabine Pakulat. Derlei Polemik mag Beifall im eigenen Lager bringen. Mit einem Austausch von Argumenten um der Sache Willen hat das rein gar nichts zu tun.

Und dennoch: Sofern es die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl am 13. September hergeben, spricht einiges dafür, dass die CDU und die Grünen ihre Zusammenarbeit fortsetzen werden. Beide unterstützen sie die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die im Fall ihrer Wiederwahl deshalb ebenfalls an einer schwarz-grünen Neuauflage interessiert sein dürfte.

Die wichtigsten Bauprojekte

Gerling-Quartier Die Eigentümer der Wohnungen in dem umgebauten Versicherungsviertel wollten mit Hilfe eines Wachdienstes Passanten den Aufenthalt verbieten. Dazu sind sie nicht berechtigt, jeder darf den Platz nutzen. Hier lesen Sie mehr zum Gerling-Quartier

Archäologische Zone Das Jüdische Museum und die Archäologische Zone vor dem Rathaus werden wegen vielfältiger Probleme erst 2024 fertiggestellt, drei Jahre später als geplant. Die Kosten steigen auf 95 Millionen Euro. Hier lesen Sie mehr zur Archäologischen Zone

Messe-City Der Umzug der Zurich-Versicherung mit 2800 Beschäftigten in das neue Büroviertel in Deutz ist abgeschlossen. Ein weiterer Mieter wird der Kautschukhersteller Arlanxeo mit 350 Mitarbeitern sein. Hier lesen Sie mehr zur Messe-City

Porz-Mitte Die Vollendung der neuen Porzer Innenstadt wird sich möglicherweise erheblich verzögern. Für ein zum Abbruch vorgesehenes Haus besteht ein Mietvertrag, der erst 2027 endet. Hier lesen Sie mehr zur Porzer Mitte

Rudolfplatz Die Gateway Real Estate AG hat ihren Rohbau eines Büro- und Geschäftshauses an AEW Immobilien verkauft. Die Flächen für den den Einzelhandel (Rewe) sollen im kommenden Winter bezugsfertig sein. Hier lesen Sie mehr zum Rudolfplatz

Stadtarchiv Der rund 80 Millionen Euro kostende Neubau des Stadtarchivs am Eifelwall soll  Ende des Jahres bezugsbereit sein. Die Vorbereitungen auf die Eröffnung werden danach noch  Monate dauern. Hier lesen Sie mehr zum Stadtachiv

(Hier lesen Sie mehr)

Nord-Süd-Stadtbahn Der 600-Millionen-Euro-Vergleich, auf den sich Stadt und Baufirmen im Zusammenhang mit dem Archiveinsturz geeinigt haben, ermöglicht den Weiterbau der U-Bahn. Eröffnung: frühestens 2027. Hier lesen Sie mehr zur Nord-Süd-Stadtbahn

(Hier lesen Sie mehr)

Sanierung Oper/Schauspiel Die städtischen Bühnen hoffen, im Spätherbst ihre Pläne für die weitere Sanierung konkretisieren zu können. Das Pannenvorhaben kostet die Stadt einschließlich Zinsen 841 Millionen Euro. Hier lesen Sie mehr zur Kölner Oper

(Hier lesen Sie mehr)

Stadtmuseum Roncalliplatz Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Dompropst Gerd Bachner haben den Vertrag zur Gründung einer neuen Gesellschaft unterzeichnet, die Bauherr des Kulturvorhabens sein wird. Hier lesen Sie mehr zum Stadtmuseum Roncalliplatz

Erweiterung Wallraf-Richartz-Museum Der Rat hat dem seit 19 Jahren diskutierten, 76 Millionen Euro kostenden Bauvorhaben zugestimmt. Dort  wird  die Gemäldesammlung des Stifters Gérard Corboud ausgestellt. Hier lesen Sie mehr zur Museums-Erweiterung

Gewinner und Verlierer in Köln

Gewinner: Christiane Martin

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Christiane Martin

Den parteiinternen Machtkampf gewonnen, Listenplatz eins für die Kommunalwahl gesichert: Christiane Martin dürfte bald einen Spitzenplatz bei den Kölner Grünen und damit einen einflussreichen Posten in der Stadtpolitik einnehmen. Zumindest dokumentiert das klare Partei-Votum für sie eine gewisse Unzufriedenheit der Grünen mit der bisherigen Fraktionsspitze – und ein offenbar breites Vertrauen für Martin.

Die 53-Jährige, bislang Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung, tritt in Ehrenfeld an, wo die Grünen in der Vergangenheit zuverlässig deutlich mehr als 20 Prozent eingefahren haben. Ein zu erwartendes gutes Ergebnis bei der Kommunalwahl am 12. September in ihrem Heimatwahlkreis dürfte ihre Position weiter stärken.

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Sollte Henriette Reker, die von Grünen und CDU unterstützte OB-Kandidatin, im Amt bestätigt werden, eröffnet das Martin und den Grünen im Stadtrat viele Möglichkeiten zur Gestaltung – und zur Profilierung. Reker zeigte sich sehr oft aufgeschlossen für grüne Kernthemen wie den Klimaschutz und damit verbundene Projekte, etwa den weiteren Ausbau des Radverkehrs und eine autofreie Innenstadt. (og)

Verlierer: Werner Görg

Werner Görg

Werner Görg

Als Werner Görg sich Ende Januar als Präsident der Industrie-und Handwerkskammer zu Köln erneut zur Wahl stellte, war vor Beginn der Vollversammlung noch gar nicht klar, ob es weitere Bewerber geben wird. Dann meldete die Kölner Unternehmerin Nicole Grünewald ihre Kandidatur an – und nahm dem früheren Chef der Gothaer Versicherung das mit Ansehen und Einfluss verbundene Amt ab.

Die Geschäftsführerin einer Werbeagentur, Gründerin der Reformbewegung New Kammer, setzte sich im zweiten Wahlgang mit 45 zu 39 Stimmen durch. Sie ist die erste Frau an der Spitze in der 222-jährigen Geschichte der Kölner IHK. Ende Mai zählte der Wahlverlierer Görg zu den 28 Unterzeichnern eines Briefes, in dem schwere Vorwürfe gegen Grünewald erhoben wurden.

Eine von der neuen Präsidentin initiierte Prüfung der Geschäfte der Vorjahre wurde infrage gestellt. Zudem soll das Präsidium unrechtmäßigerweise den Verkauf der IHK-Zentrale Unter Sachsenhausen gestoppt haben. In der von Ex-Präsident Görg und den anderen Kritikern erzwungenen außerordentlichen Vollversammlung wurden die Streitigkeiten größtenteils beigelegt. Wenige Tage zuvor hatte IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt seinen Job aufgegeben. (adm)

Verkehr in Köln: Beschleunigung für die Wende

Jahrelang schwebten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge wie ein Damoklesschwert über der Stadt – Mitte Juni kam schließlich die Erlösung. Die Stadt einigte sich mit der Deutschen Umwelthilfe gütlich, das Thema Fahrverbote ist damit vom Tisch. Die Verwaltung kam gut davon. Die Umwelthilfe zog ihre Klage gegen den Luftreinhalteplan zurück, und die Stadt muss dafür im Wesentlichen Pläne umsetzen, die ohnehin bereits bestanden haben.

Weg zu einer Fahrradmetropole ist noch sehr weit

Für Köln ist das auch insofern eine gute Nachricht, als dass die lange ersehnte Verkehrswende nun endlich an Fahrt aufnehmen sollte. Es mangelt nicht an Planungen, es mangelt nach wie vor an der Umsetzung. Die Verwaltung muss endlich deutlich schneller werden. Das gilt insbesondere für den Bau neuer Radwege. Obwohl das Team des Fahrradbeauftragten personell aufgestockt wurde, hat die Stadt die zusätzliche Kraft nicht auf die Straße gebracht. Noch immer ist das mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnete Projekt „Ring frei“ nicht vollständig umgesetzt. Und auch bis zum Ende dieses Jahres wird das nicht der Fall sein. Beschleunigung ist auch bei anderen Erweiterungen des Radwegenetzes vonnöten. Der Weg zu einer Fahrradmetropole ist noch sehr weit.

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Dabei hat das Fahrrad im zurückliegenden Quartal aufgrund der Corona-Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen. Das gilt ebenso für das Auto, das eine Art Comeback gefeiert hat. In Zeiten eines Virus trägt die Sorge vor einer Ansteckung dazu bei, dass sich die Menschen verstärkt individuell fortbewegen wollen. Experten erwarten, dass die Zahl der Kfz-Zulassungen zunehmen wird. Der eine oder andere, der sich vor der Pandemie von seinem Auto trennen wollte, wird es nun etwas länger behalten. Umso wichtiger wird es sein, den vorhandenen Raum zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern gerecht aufzuteilen.

Von der Krise besonders hart getroffen sind die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), die noch im Frühjahr den nächsten Fahrgastrekord feierten. Die Zahlen sind inzwischen dramatisch eingebrochen und werden sich wohl auch so schnell nicht erholen. Das darf aber nicht dazu führen, den Ausbau des Gleisnetzes nicht weiter voranzutreiben. Eine funktionierende Stadt benötigt auf lange Sicht auch einen funktionierenden Nahverkehr – daran ändert auch ein Virus nichts. (att)  

Kultur in Köln: Dramatische Folgen

Der Kulturbranche geht es schlecht – und daran wird sich wohl auch in naher Zukunft nichts ändern. Die Folgen der Corona-Pandemie sind für viele Betroffene dramatisch. Und konkrete Perspektiven gibt es oftmals nicht. Wie etwa für Clubs: Sie müssen nach wie vor geschlossen bleiben. Wie lange noch, ist unklar. Das Roxy an der Aachener Straße hat bereits das vollständige Aus verkündet – weitere Clubs könnten folgen. Besser ist die Situation auch für privat geführte Eventlocations nicht. Größere Hallen wie die Lanxess-Arena, das E-Werk oder das Palladium beklagen durch die Zwangsschließungen einen Umsatzausfall in Millionenhöhe. Und daran ändern auch die aktuellen Lockerungen nichts. Zwar dürfen Veranstaltungen unter bestimmten Corona-Auflagen wieder stattfinden. Doch der Verlust kann dadurch bei weitem nicht ausgeglichen werden.

Etwas anders sieht es bei städtischen Betrieben wie dem Schauspielhaus und der Oper aus. Sie werden die Krise überstehen, die Stadt wird am Ende des Jahres die Verluste ausgleichen. Das Problem: Dieses Geld wird an anderer Stelle fehlen. Selbstständigen Künstlern wollte die Politik hingegen mit Soforthilfen unterstützen. Doch die waren nicht ausreichend, das Geld schnell aufgebraucht. Mit einem „Stärkungspaket“ in Höhe von 185 Millionen Euro will die NRW-Landesregierung die Situation nun verbessern. Ob dies gelingt, wird sich zeigen. (kle) 

Wirtschaft in Köln: Alles aus dem Takt geraten

Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft massiv. Vom Weltkonzern bis zum einzelselbstständigen Veranstaltungstechniker müssen viele drastische Einschnitte hinnehmen und vornehmen. Die beschlossenen Hilfen von Bund, Land und Stadt verschaffen Linderung zum Beispiel durch milliardenschwere Hilfsfonds und Steuerstundungen. Ganz auffangen können sie die gigantischen Verluste natürlich nicht, alles ist aus dem Takt geraten. Mitarbeiter etlicher Unternehmen sind oder waren in Kurzarbeit, vom Flughafen, über Ford und die Köln-Messe bis zu den Köln-Bädern. Für die Gastronomie, die sich nur langsam erholt, waren die zeitweise angeordneten Schließungen pures Gift. Die Auswirkungen der Pandemie haben ein Beben im Arbeitsmarkt ausgelöst. Im Juni lag die Zahl der Arbeitslosen mit 58013 noch über denen der Rezession in Folge der Finanzkrise 2008/2009. Das sind 23,3 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr, die Quote der Beschäftigungslosen liegt inzwischen bei 9,6 Prozent – und das in der für den Arbeitsmarkt sonst günstigen warmen Jahreszeit. Und Menschen, die nichts oder weniger verdienen, kaufen nichts oder weniger ein – fatal für die Binnennachfrage. Doch nicht allein die Pandemie ist für die schwächelnde Wirtschaft verantwortlich. Ford zum Beispiel arbeitet schon seit 2018 am Umbruch des Europageschäfts. Im Zuge dessen haben mehrere Tausensend Mitarbeiter ihre Jobs verloren, Abfindungen angenommen oder sind vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Der schon zuvor angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt bundesweit 62 Filialen, darunter auch die im Rhein-Center Weiden. OB Henriette Reker verspricht, im Zuge der Corona-Krise kommunale Abgaben wie die Gewerbesteuer stabil zu halten, um die Wirtschaft zu fördern. Ein Satz, an dem sie sich, sollte sie im Amt bestätigt werden, wird messen lassen müssen. Denn die Gewerbesteuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Die Stadt rechnet hier mit Mindereinnahmen von 240 Millionen Euro. Überhaupt reißen die Coronafolgen ein Loch in die Stadtkasse, etwa weil die Stadt auf Gebühren wie die für Kitas oder Außengastronomie verzichtet. An das Ziel der Verwaltung, 2022 erstmals wieder einen Überschuss zu erwirtschaften, dürfte im Rathaus niemand mehr glauben. (og)

Wohnen in Köln: Eigene Ziele nicht erreicht

Die neuen Zahlen zum Wohnungsbau in Köln waren erneut verheerend: 2019 wurden 2175 Wohnungen fertig gestellt, damit verfehlt die Stadt erneut die eigene Zielmarke von 6000 Wohnungen, die eigentlich pro Jahr errichtet werden sollendeutlich. Immerhin gab es Förderzusagen zu 1139 Apartments im sozialen Wohnungsbau, womit die Stadt ihr Zeile von 1000 Wohnungen erstmals seit langem übertrifft. Kritiker wie der Mieterverein fordern aber, das Köln 2000 neue Sozialwohnungen pro Jahr benötige, damit die Wohnungsnot gemildert werden kann. Immerhin verfügen 40 Prozent der Kölner über einen Wohnberechtigungsschein. Und die Zahl der geförderten Wohnungen, die nach 20 beziehungsweise 25 Jahren aus der Mietpreisbindung fallen, ist höher als die Zahl der Neubauten. So ging der Bestand an geförderten Wohnungen auch 2019 weiter zurück. Sein Anteil am Wohnungsbestand beträgt nur noch 6,8 Prozent. Anfang der 1990er Jahren waren es 20 Prozent. Wegen der langen Bearbeitungszeiten von Bauanträgen steht die Stadt seit Jahren in der Kritik: Eine Untersuchung der Gemeindeprüfungsanstalt, einer Organisation des Landes, bestätigt nun, dass Genehmigungsverfahren in Köln besonders lange dauerten. Was einfache Bauvorhaben angeht, nimmt Köln im Städtevergleich den letzten Platz in. Verzögerungen deuten sich bei mehreren Bauprojekten an. So ist noch unklar, wann der Großmarkt nach Marsdorf umziehen wird und das Areal für den Bau der Parkstadt Süd frei wird. Auch beim Otto-Langen-Quartier in Mülheim-Süd gab es einen Rückschlag. Denn das Land will nun nicht, wie zunächst anvisiert, das Gelände direkt an die Stadt Köln verkaufen, sondern ein europaweites Wettbewerbsverfahren durchführen, was den Bau verzögen dürfte. Immerhin konnte für Laurenz-Carré nun ein Siegerentwurf präsentiert werden. Aber auch das hat ganze sechs Jahre gedauert. Ob neue Hochhäuser für die Stadt eine Lösung sind, bleibt eine offene Frage. Am Friesenplatz zeigt sich ein Investor interessiert, einen Wolkenkratzer zu errichten. Und der Rat hat beschlossen ein Konzept für die Höhenentwicklung künftiger Bauvorhaben für den Bereich der „Inneren Stadt“ zu entwickeln. Gemeint sind damit die links- und rechtsrheinischen Stadtteile innerhalb des Äußeren Grüngürtels.

Schulen in Köln: Unterricht soll digitaler werden

Schulen mussten sich in den vergangenen Monaten neuen Herausforderungen stellen, die nicht immer leicht waren. Wegen der Corona-Pandemie fand kein Präsenzunterricht statt – Homeschooling wurde zum neuen Alltag. Doch alles in allem konnten die Corona-Vorgaben bis jetzt gut umgesetzt werden. Wobei sich auch Probleme herauskristallisiert haben. Nicht jede Schule ist mit Wlan ausgestattet – das möchte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in Zukunft ändern. Zudem hat die Stadt ein Sofortprogramm gestartet, um die Digitalisierung an Schulen weiter voranzutreiben – laut Schuldezernent Robert Voigtsberger sollen dabei unter anderem so schnell wie möglich 27000 zusätzliche digitale Endgeräte wie Tablets beschafft werden. Ein gutes, aber auch ehrgeiziges Ziel. Ein Ziel, das hingegen nicht so erreicht wird, wie ursprünglich geplant, ist die Umsetzung des schulpolitischen Prestigeprojekts „Bildungslandschaft Altstadt Nord“. Mit diesem großen Bauprojekt sollen am Klingelpützpark in der Innenstadt einmal acht Einrichtungen baulich und pädagogisch miteinander vernetzt werden. Doch es wird weitere Verzögerungen geben, weil die städtische Gebäudewirtschaft der Firma gekündigt hat, die sich um die Lüftungstechnik kümmern sollte. Ursprünglich sollte das Projekt bereits vor fünf Jahren fertiggestellt werden – und 41 Millionen Euro weniger kosten als mittlerweile eingeplant. (kle) 

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