Köln – Sie gehören seit Jahrzehnten zum Stadtbild wie die weiße Flotte der Köln-Düsseldorfer oder die Rheinparkgondeln – die rot-weißen Spezialfahrzeuge der Colonia.
Jungs und solche, die es auch im fortgeschrittenen Alter geblieben sind, dürften auf dem Firmengelände in Ossendorf glänzende Augen bekommen ob der großen Zahl von Kränen und Schwertransporter. Wahlweise können sie sich auch grämen, weil ihr Auto auf einem der roten Colonia-Abschleppwagen gelandet ist, weil man doch „nur mal kurz“ im absoluten Halteverbot parken wollte.
Erstes Spezialfahrzeug aus Opel und Schiff
Angefangen hat die Geschichte des Kölner Traditionsunternehmens 1945. Im völlig zerstörten Köln kommt Gottfried Schönges auf seine Geschäftsidee. Aus einem alten Opel-Blitz und dem Eisen eines gesunkenen Schiffes baut der gelernte Huf- und Wagenschmied, der bei Opel in Rüsselsheim gelernt hat, sein erstes Spezialfahrzeug.
Fortan wird Colonia – den Namen wählte Schönges natürlich und mit C, weil er so weit vorne im Telefonbuch verzeichnet werden konnte – zu dem zentralen Anbieter. Er transportierte, schleppte demolierte Autos ab und half, Köln und vor allem den Rhein von den Trümmern der Zerstörung zu befreien.
Der Fuhrpark des Unternehmens, das nach dem Krieg mit einem umgebauten Opel-Blitz startete, im Jahr 1950.
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Die ersten Colonia-Fahrzeuge bargen die Reste der zerbombten Hohenzollernbrücke ebenso aus dem Fluss wie havarierte Schiffe.
Es ist vor allem der Pioniergeist und der Mut zu Unternehmertum, der Schönges antreibt. Mit Erfindungsreichtum rettet sich der Gründer über die Tatsache hinweg, dass es nach dem Krieg an allem fehlte.
„Einen alten US-Haubenwagen baute mein Großvater selber um, um aus ihm einen Schwertransporter zu machen“, sagt Frank Schönges, der das Unternehmen zusammen heute in dritter Generation führt.
Colonia in Zeiten des Wirtschaftswunders
Im Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre wächst die Colonia, die damals in der Körnerstraße in Ehrenfeld ihren Sitz hatte, mit dem Wirtschaftsstandort Köln.
Es entsteht der Chemiegürtel mit zahlreichen neuen Ansiedlungen. Das Familienunternehmen entdeckt dort ein neues Geschäftsfeld und setzt auf Transporte für die Industrie. Colonia entwickelt eigene Kran- und andere spezielle Schwerlasttransportmodelle, die entsprechend den Anforderungen des Marktes entwickelt wurden“, sagt Prokurist Erich Bork.
Firmenchef Frank Schönges (mitte) und Prokurist Erich Bork (rechts).
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In den 60er Jahren beläuft sich der gesamte Fuhrpark auf rund 100 Fahrzeuge. Längst war da das Areal in Ehrenfeld mit seinen schmalen Straßen zu klein geworden und so zieht Colonia 1971 als eines der ersten Unternehmen in das neue Gewerbegebiet an der Mathias-Brüggen-Straße.
Generationswechsel an der Spitze
Sohn Josef Schönges und die beiden Schwiegersöhne Alfred Heß und Rolf Lungerich übernehmen das Geschäft und es wächst unter ihrer Leitung stetig weiter. Auch wenn Gründer Gottfried noch sehr präsent ist in der Firma, klappt der Generationswechsel.
Heute sind die Familien in einem sechsköpfigen Gesellschafterkreis vertreten, der die Geschicke der Firma mitbestimmt.
Das Abschleppgeschäft von Unfallautos und später auch von Falschparkern, das etwas in den Hintergrund getreten war, wird wieder stärker in den Fokus gerückt. Dabei ist es vor allem die Unabhängigkeit der Firma, die sie als Partner für die Behörden attraktiv macht. Denn im Gegensatz zu Mitbewerbern, die vor allem aus der Werkstatt- oder Tankstellengeschäft kamen, hat Colonia kein Interesse mit Ersatzteilen oder Reparatur Geschäfte zumachen. Und so entscheidet sich auch der ADAC, die Kölner Firma zum Partner vor Ort zu machen.
An welchen großen Bauten in Köln Colonia beteiligt war
Aber auch an zentralen Bauprojekten der Stadt ist die Firma maßgeblich beteiligt, so etwa dem Bau der Zoobrücke, der Rheinseilbahn in Deutz, den neuen Messehallen oder der heutigen Lanxess-Areana.
Heute hat die Colonia, die einst als Ein-Mann-Unternehmen startete und am vergangenen Wochenende mit einem Fest das 70-jährige Jubiläum nachfeierte, rund 220 Mitarbeiter und ist mit seinen Kränen und Schwertransportern europaweit im Einsatz.
Neben Chemie- und Industrieunternehmen zählen auch große Energieversorger wie etwa RWE zu den Kunden.
Kölner Straßen bereiten Probleme
Zu leiden hat Colonia unter der maroden Verkehrsinfrastruktur in und um die Stadt. „Das ist für uns eine Katastrophe und kostet uns einen hohen sechsstelligen Betrag im Jahr“, sagt Firmenchef Schönges.
Trotzdem will das Unternehmen weiter wachsen, Gerade baut Colonia einige Häuser weiter an der Mathias-Brüggen-Straße auf einem Grundstück eine neue Halle, in der die Spezialfahrzeuge ab 2016 gereinigt, gewartet und repariert werden sollen.