Kommunalwahl in KölnKandidatur von Christiane Jäger löst Unruhe in der SPD aus

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Christiane Jäger

Die Kölner SPD-Chefin Christiane Jäger

  • Die unerwartete Kandidatur von Christiane Jäger für den Stadtrat sorgt in Teilen der SPD für Unruhe.
  • Die Parteichefin hat nicht ausgeschlossen, nach der Kommunalwahl den Posten der SPD-Fraktionschefin anzustreben – einige sehen darin eine Kampfansage an Christian Joisten.
  • Seit dem Abgang von Jochen Ott und Martin Börschel ist ohnehin immer deutlicher geworden, dass sich die Kölner SPD in zwei konkurrierende Lager aufteilt.

Köln – Die unerwartete Kandidatur von  Parteichefin  Christiane Jäger für den Stadtrat  am 13. September hat in Teilen  der SPD  für große Unruhe gesorgt.  Das liegt zum einen daran, dass   sie vorab nur  einen kleinen Kreis über ihre Absichten informierte. So  erfuhren  Fraktionschef  Christian Joisten  und große Teile der Ratsfraktion erst davon, als der Ehrenfelder Ortsverein Jäger parallel zur Sitzung des Stadtrates nominierte.

Zum anderen sorgt es innerhalb von Fraktion und Partei für Skepsis, dass die Parteichefin nicht ausgeschlossen hat, nach der Kommunalwahl den Posten der Fraktionschefin anzustreben – einige sehen darin  eine implizite Kampfansage  an den derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Joisten.

Christiane Jäger: Zukunft der SPD-Fraktion wird erst nach der Wahl entschieden

Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte Jäger, dass erst nach der Wahl entschieden werden könne, wie es in der SPD-Fraktion weitergehe.  Das sei erst möglich, wenn klar sei, wer der Fraktion angehöre  und welche Rolle  der Wähler der Partei gebe. „Dann setzen wir uns gemeinsam hin und entscheiden, wie wir uns aufstellen werden“, sagte sie.

Alles zum Thema Jochen Ott

Das Verhältnis  zwischen  Jäger und Joisten  gilt parteiintern als  angespannt. Dabei hatten sich die  Parteichefin und der Fraktionschef  erst Ende Januar  nach einem  langen und zähen  Ringen mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Kossiski auf einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl verständigt. 

Kölner SPD teilt sich in zwei konkurrierende Lager

Das sollte nach innen und auch  nach außen  das  deutliche Signal   von Geschlossenheit vermitteln. Mit Jägers Wunsch nach einer Kandidatur   für den Stadtrat hat das Konstrukt nur eine Woche später  wieder erste Risse bekommen.

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Seit der ehemalige Parteichef Jochen Ott und der ehemalige Fraktionschef  Martin Börschel ihre Posten aufgegeben haben, ist die Aufteilung der Kölner SPD in zwei konkurrierende Lager  ohnehin deutlich öffentlicher geworden als zuvor.  Hatten Ott und Börschel die vorhandenen Konflikte   zumindest in der Außenwirkung  weitgehend unter Kontrolle, dringen sie inzwischen regelmäßig auch nach außen.

Ehrenfelder Ortsverein unterstützt Christiane Jäger

Dass Jäger  als Parteichefin grundsätzlich ein Mandat  im Stadtrat anstrebt, halten sowohl ihre parteiinternen Unterstützer als auch ihre Kritiker dem Vernehmen nach für „nachvollziehbar und richtig“.  Ihr wenig offener Umgang  damit  sorgt aber für Kritik. „Sie riskiert damit, die gerade gewonnene Einigkeit wieder aufzugeben“,  heißt es aus der SPD. 

Der Ehrenfelder  Ortsverein hat zumindest bei Jägers Nominierung  Geschlossenheit gezeigt und sie mit breiter Mehrheit unterstützt.  Wie zu erfahren war, gab es lediglich eine Enthaltung und eine Gegenstimme.  Dass sich für die Parteichefin überhaupt  noch die Möglichkeit  ergab, bei der Kommunalwahl antreten zu können,  ist auf ein Urteil des NRW-Verfassungsgerichts zurückzuführen. Die Entscheidung der Richter sorgte dafür, dass die  Wahlbezirke neu eingeteilt werden mussten. Kalk verlor daher einen, während Ehrenfeld einen hinzu gewann. Diese sich  unerwartet bietende Gelegenheit  nutzte Jäger wohl, um als Parteichefin ein starkes Signal zu senden.

Christiane Jäger zeigt ihren Kritikern ihre Stärke

Mit ihrer eigenen Kandidatur  und mit dem OB-Kandidaten Kossiski – den Jäger favorisierte – hat die Parteichefin innerhalb von  einer Woche ihren Kritikern  gegenüber gleich zweimal Stärke gezeigt.

Mit Blick auf den am kommenden Samstag um 11 Uhr in Chorweiler  anstehenden  Parteitag ist bei vielen innerhalb der SPD die Hoffnung verbunden, dass der Flügelstreit beendet werden könnte. Das wäre  dann der Fall, wenn die 280 Delegierten den vom Parteivorstand unterstützten Andreas  Kossiski mit breiter Mehrheit  zum  OB-Kandidaten wählen.  Noch nicht abschließend geklärt ist, ob der Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann als Gegenkandidat antreten wird. Er hatte sich ebenfalls Hoffnungen  auf eine Nominierung gemacht.

Norbert Walter-Borjans kommt nach Köln

Personalvorschläge zur Nominierung eines Oberbürgermeisterkandidaten können  bis zehn Minuten nach Beginn der Konferenz an das Präsidium übergeben werden – die Entscheidung könnte also sehr  kurzfristig fallen. Wie wichtig der Termin aus Sicht der Sozialdemokraten ist,  zeigt sich auch daran, dass der SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans  und SPD Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich  teilnehmen werden.

Während bereits am Samstag feststehen wird, ob Kossiski  als Oberbürgermeisterkandidat  der SPD antreten wird, müssen sich die Kandidaten  für den Stadtrat noch etwas länger gedulden. Aufgrund  der Neueinteilung  der Wahlbezirke, kann deren Wahl frühestens bei einer weiteren Wahlkonferenz im März folgen.

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