Mit Masken, Licht- und KnalleffektenHeavy-Metal-Band „Ghost“ in der Lanxess-Arena

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Ghost

Ghost-Sänger Tobias Forge Foto: Csaba Peter Rakoczy

Köln – Etwas mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem ersten Auftritt überhaupt füllen die maskierten Musiker von Ghost die größten Hallen Europas. Zumindest teilweise. Ob der maue Zuschauer-Zuspruch am Dienstagabend in der Lanxess-Arena auf die Folgen der Pandemie zurückzuführen oder die Location schlicht eine Nummer zu groß ist, wird sich wohl nicht auflösen lassen. Jedenfalls war die Deutzer Arena nicht einmal zur Hälfte belegt.

An der Show von Tobias Forge und seinen sieben Bandmitgliedern dürfte es eher nicht gelegen haben. Mit Pyro-, Knall- und Lichteffekten zogen deren Bühnentechniker alle Register, die Band war gut aufgelegt. In seiner Rolle als „Papa Emeritus IV“ verkörpert „Ghost“-Frontmann Forge inzwischen die vierte Reinkarnation seiner Kunstfigur. Zwischenzeitlich nannte er sich „Cardinal Copia“. Mit seinem schwarz und weiß geschminkten Gesicht erinnerte Forge an eine düstere Version des „Joker“, einem Gegenspieler des Comic- und Leinwand-Helden „Batman“. Dagegen waren die „Nameless Ghoul“, so nennen sich die mit Helmen maskierten Musiker von Ghost selbst, weniger furchteinflößend, als es die Verkleidung wohl hergeben soll. Lange ließ die Identität der häufig wechselnden Bandmitglieder Raum für Spekulationen. Erst ein interner Rechtsstreit brachte Klarheit zu einigen Akteuren.

Mit dem siebten Album „Impera“ stürmten Ghost die Charts

Immer wieder zickten sich die „Ghoul“-Gitarristen scheinbar wegen der Soli des jeweils anderen an und auch Papa Emeritus verscheuchte die Instrumentalisten gerne aus seinem Wirkungsbereich. Mit dem inzwischen siebten Album „Impera“ stürmten Ghost seit der Veröffentlichung in den letzten Wochen die Charts. Unter anderem in Deutschland kletterte die Platte auf Platz Eins und selbst im hart umkämpften US-Markt erreichten die Schweden Rang Zwei. Der Mix aus Heavy Metal, Stadionrock und Pop findet ganz offenbar seine Abnehmer.

Dazu weiß Forge – respektive Papa Emeritus – durch Entertainer-Qualitäten zu überzeugen. Mal komisch, mal einfühlsam. Gegen Ende des Auftritts hielt der Sänger einen Moment inne und wandte sich an die Gäste in der Arena. Er sprach über die Unsicherheit, in Zeiten der Pandemie eine Show wie diese zu besuchen. „Ich hoffe, ihr könnt alle dennoch den Abend genießen“, schloss Forge und erntete laute Zustimmung.

Im Laufe des Abends wechselte der Bandleader mehrfach sein Outfit und ließ sogar eine Art Doppelgänger – ganz in weißem Ornat – in einem Behältnis wie einem Sarg auf die Bühne karren. Der Klon musste zum Schein per Elektroschock belebt werden, nur um sich sogleich am Saxophon am Song „Miasma“ zu beteiligen. Ein weiteres Überraschungsmoment war das Metallica-Cover „Enter Sandman“, ehe es noch einmal richtig schrill wurde.

Eigentlich dreht es sich in „Dance Macabre“ um die Zeit zwischen 1346 und 1353, in der die Pest in Europa ganze Landstriche entvölkerte. Dem Sterben zum Trotz feierten die Menschen seinerzeit in Gaststätten und Bordellen in einer gewissen Schicksalsergebenheit. Die Nummer kommt im Gewand eines Disco-Hits daher, zu der bunte Lichter über der Bühne tanzten und ein Konfettiregen hernieder ging. Mit „Square Hammer“ beenden Ghost schließlich ihre knapp zweistündige Show, die getrost als mitreißend zusammengefasst werden kann.

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