Der Kölner Zoo feiert seinen 165. Geburtstag, plant nachhaltige Modernisierungen und betont die Wichtigkeit des Artenschutzes.
165 Jahre Kölner ZooWüst besucht Richtfest – Giraffenanlage soll im Sommer 2026 öffnen

Im kommenden Sommer soll das Giraffenhaus einzugsbereit sein.
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Hendrik Wüsts Köln-Besuche als Jugendlicher folgten, so erzählt er es an diesem Juli-Morgen wenigstens, einem stets gleichen Schema: „Erst der Dom, dann der Zoo, dann zu Saturn, das war immer so.“ Dienstagvormittag stand für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten der Kölner Zoo im Fokus. Sein Besuch dort hatte gleich mehrere Gründe: der 165. Geburtstag des ältesten Tierparks in NRW, der Empfang von Eltern mit Drillingen oder Vierlingen, deren Ehrenpate Wüst ist, und das Richtfest der neuen Giraffenanlage.

So soll das neue Giraffenhaus aussehen, wenn es fertig ist.
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2024 wurde mit der Modernisierung des alten Giraffengeheges aus den 60er Jahren begonnen, im kommenden Jahr soll, wenn es nach Plan läuft, alles fertig sein. Und bis jetzt geht dieser Plan ziemlich perfekt auf: „Wir sind zu schnell und weiter, als wir sein sollten, ich muss mich fast entschuldigen, das kommt ja in Köln nicht so oft vor“, sagt Zoodirektor Theo Pagel zu Beginn des Festaktes, deutet auf den neuen Bau hinter sich und lächelt.
Kölner Zoo: Modernisierung des Giraffenhauses kostet sechs Millionen
Die Gesamtkosten dieser Modernisierung betragen knapp sechs Millionen Euro. Das alte Gebäude wurde komplett entkernt und zurückgebaut. Innen sollen die Tiere in Zukunft auf einer Fläche von fast 400 Quadratmetern leben und haben damit künftig etwa doppelt so viel Platz wie früher. Der Außenbereich wächst auf etwa 4000 Quadratmeter an. Es soll Futterkörbe auf Giraffen-Höhe geben, eine Trainingswand zur Tierbeschäftigung, eine Waage für regelmäßige Checks. Das Haus werde, so erzählt es Theo Pagel, ein wenig an eine Feuerwache erinnern: Denn es bekommt Rolltore, die nach Möglichkeit von Frühling bis Herbst offen stehen sollen, sodass die Giraffen frei hinaus- und hineinlaufen können, wie sie es wollen.
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Hendrik Wüst mit den beiden Vorständen Christoph Landsberg und Theo Pagel
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Das Giraffenhaus wird gleichzeitig auch technisch modernisiert: Es wird an Fernwärme angeschlossen, bekommt ein grünes Dach und eine Photovoltaik-Anlage. Besucherinnen und Besucher sollen den riesigen Tieren künftig auf einer Aussichtsplattform direkt ins Gesicht schauen und sogar mitfüttern können.
Netzgiraffen sind zweitbedrohteste Giraffen-Art
Ziel, so Pagel, sei es, perspektivisch einen Bullen und drei weibliche Giraffen in Köln zu beheimaten – und es ist ausreichend Platz für Nachwuchs eingeplant. Los geht es allerdings erst einmal mit zwei Netzgiraffen, die zweitbedrohteste Art. Die letzten Giraffen, die im Kölner Zoo lebten, waren ebenfalls Netzgiraffen. Zwei der früheren Kölner Tiere wurden wegen des anstehenden Umbaus in die Stuttgarter Wilhelma umgesiedelt, zwei in den Serengetipark Hodenhagen. Sie werden nicht zurückgeholt, sondern bleiben in ihren jetzigen Parks. Mit einziehen sollen unter anderem Nacktmulle, Antilopen und diverse Vogelarten. Das, so Pagel, entspricht dem Trend der stärkeren Vergesellschaftung, heißt: Es gibt immer mehr Interaktion zwischen den Tierarten.

Ministerpräsident auf Kuschelkurs: Bei seinem Zoo-Besuch machte Hendrik Wüst auch Halt bei Seelöwin Lina. Kölner Zoo
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Zoos, das betonen Pagel und sein Vorstandskollege Christopher Landsberg an diesem Morgen mehrfach, müssten sich immer weiterentwickeln. Man müsse attraktiv für Besucherinnen und Besucher zu bleiben, „aber wir müssen auch unsere Tierhaltung immer weiter verbessern“, sagt Pagel. Zoos seien moderne Naturschutzzentren, böten Menschen Erholung, Unterhaltung und vermittelten Wissen über Natur, Tiere und Lebensräume.

Wüst übernimmt als Ministerpräsident die Ehrenpatenschaft für die Drillinge, Vierlinge und Mehrlinge, die in Nordrhein-Westfalen geboren wurden.
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Trotz aller Jubelstimmung: In seiner Ansprache macht Pagel keinen Hehl daraus, dass die vergangene Woche nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. Der Zoo war in die Kritik geraten, nachdem er zwei Löwenbabys, die das Muttertier nicht ausreichend versorgte, eingeschläfert hatte. Pagel bedankt sich ausdrücklich bei Wüst für sein Kommen: „Sie stehen zu uns in Zeiten, in denen wir zu Unrecht in der Kritik stehen.“
Zoos als „Arche Noah der Menschheit“
Und Wüst klingt in dieser Sache klar: Der Kölner Zoo leiste einen großen Beitrag zum Artenschutz, sei so etwas wie „eine Arche Noah der Menschheit: Hier können sich Arten vermehren und dadurch erhalten werden, die unter enormem Druck stehen“, so der Ministerpräsident.

Rund 460 Mehrlinge mit ihren Eltern waren in den Zoo eingeladen - insgesamt rund 700 Menschen.
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85 Prozent der Betriebskosten erwirtschafte der Zoo selbst, berichtet der Finanz-Vorstand – in Sachen Investitions- und Baukosten sei man jedoch immer auch auf die Unterstützung angewiesen. Landsberg spricht die beiden OB-Kandidaten Markus Greitemann und Torsten Burmester direkt an, die an diesem Tag auch in den Zoo gekommen sind: „Einer von Ihnen kann in Zukunft ja vielleicht mit dafür sorgen, dass wir hier weiter so arbeiten und ein Zoo für alle Menschen sein können.“

Kommt als Nächstes an die Reihe: das alte Elefantenhaus. Es soll das modernste Gebäude im Zoo werden.
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Das nächste Zoo-Großprojekt steht übrigens schon fest: „Das älteste Haus im Kölner Zoo, das alte Elefantenhaus, soll das modernste hier werden: Wir wollen daraus ein Natur- und Artenschutzhaus machen, in dem man das Ganze per VR-Brille erleben kann“, erzählt Landsberg und deutet auf das Haus im maurischen Stil direkt neben der alten, neuen Giraffenanlage.
Neue Serie Zoo-Geschichten
Der Kölner Zoo öffnete am 22. Juli 1860 nach einer Bauzeit von nur zehn Monaten fürs Publikum. Er lag damals noch vor den Toren der Stadt, Kappesfelder umgaben die Außenmauern. Innerhalb dieser Mauern lag ein rund 5,8 Hektar großes Gelände mit Park- und Tieranlagen. Reiche Kölner Bürger sorgten als Kapitalgeber dafür, dass auch am Rhein exotische Tiere gezeigt werden konnten. 1864 zählte man bereits 179.771 Gäste – heute sind es jährlich rund 1,2 Millionen und mehr als 100 Millionen seit der Gründung.
Wir nehmen Sie in den nächsten Wochen und Monaten mit auf eine Zeitreise: Alles über die bewegte, 165-jährige Historie des Kölner Zoos lesen Sie ab sofort regelmäßig in unserer neuen Serie „Zoo-Geschichten“.