Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Wüst spielt Basketball„University Games“ in NRW als Testlauf für Olympia

4 min
Eröffnungsfeier der FISU World University Games 2025: Die deutsche Mannschaft marschiert ein.

NRW will mit der Ausrichtung der World University Games seine Visitenkarte für Olympia abgeben.

An Rhein und Ruhr finden diese Woche die World University Games statt. NRW will sich dabei als würdiger Gastgeber für Olympia präsentieren.

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wagt sich aufs BMX-Rad, versucht sich im Lacrosse und wirft Basketball-Körbe - ein sportlicher Auftritt mit politischer Botschaft. „Wir zeigen mit den FISU World University Games, dass wir große Sportveranstaltungen können“, sagte Wüst in Bochum bei der Eröffnungsfeier der größten Multisportveranstaltung nach Olympia.

Noch bis Sonntag messen sich rund 8.500 Studierende aus aller Welt in 18 verschiedenen Sportarten. Für Nordrhein-Westfalen sind die „FISU World University Games“, den früher als „Universiade“ bekannten Weltspielen der Studierenden, ein wichtiger Test. „Wir geben damit natürlich auch eine Visitenkarte ab für eine mögliche olympische Bewerbung“, sagte Wüst.

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, wirft bei der Eröffnung der Wettkampfstätte an der Jahrhunderthalle einen Basketball auf den Korb.

Der Ministerpräsident in Aktion: Hendrik Wüst (CDU) versucht sich bei den World University Games im Basketball.

Deutschland strebt die Ausrichtung der Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 an. Konzepte aus NRW, Berlin, München und Hamburg liegen beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) auf dem Tisch. In der zweiten Jahreshälfte 2026 will der Verband entscheiden, mit welcher Region man ins Rennen geht.

Wüst sieht NRW gut gerüstet: „Wir haben die vielen großen Sportstätten und machen damit den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt das Angebot im sportlichen Moment ihrer Sportkarriere die größtmögliche Bühne zu haben. Und das können nur wir.“ Nach seinem Besuch der 3x3-Basketballwettkämpfe um Olympiasiegerin Elisa Mevius schwärmte er auf Instagram: „So könnten sich auch Olympische Spiele in NRW anfühlen“ – versehen mit einem Zwinkersmiley.

160 Millionen Euro für University Games

Ob diese Botschaft auch beim Internationale Olympische Komitee (IOC) ankommt, bleibt abzuwarten. Der Präsident des Hochschulsportverbands FISU, Leonz Eder, sieht in den University Games eine Chance. „Es werden IOC-Mitglieder und einige andere Sportfunktionäre vor Ort sein, die bekommen einen Eindruck. Das muss ausgenutzt werden, gezeigt werden, wie facettenreich Deutschland ist“, sagte Eder der Funke Mediengruppe.

Doch er sieht trotz Deutschlands Erfahrung als Gastgeber großer Sportevents auch ein Imageproblem. „Was im Moment ein Problem ist: die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Probleme mit der Bahn, Streiks, die Infrastruktur, die 30, 40 Jahre hinterher ist. Als Beobachter nimmt man das zur Kenntnis und fragt sich: Hat das einen Einfluss auf künftige Bewerbungen? Fragen sich die Leute, die entscheiden, nicht: Funktioniert denn am Ende der Bahn- oder Flugverkehr“, sagte Eder. Eine deutsche Olympia-Bewerbung sei „kein Selbstläufer“.

Auch der Weg zu den University Games war holprig. Das ursprünglich mit 113 Millionen Euro angesetzte Budget wuchs im Verlauf der Jahre auf rund 160 Millionen Euro an. Bund und Land NRW übernahmen jeweils 67,5 Millionen Euro, zusätzlich investierte das Land 44 Millionen Euro in die Sanierung bestehender Sportstätten. Düsseldorf stieg wegen der Mehrkosten als Austragungsort aus. Berlin übernahm kurzfristig, um das Projekt zu retten.

Dennoch musste eingespart werden – etwa durch eine Reduzierung der Teilnehmerzahl. Während bei früheren Ausgaben der Spiele bis zu 11.000 Athletinnen und Athleten antraten, wurde das Feld diesmal auf 8.500 gedeckelt. „Einerseits will man Olympische Spiele nach Deutschland holen. Auf der anderen Seite macht man bei der Universiade Abstriche – das wird international wahrgenommen und kann zu Fragezeichen führen“, betonte FISU-Chef Eder.

NRW hat einen weiten Weg bis Olympia

Olympia wäre ohnehin ein Projekt von ganz anderem Kaliber. Drei bis sechs Milliarden Euro könnten Sommerspiele kosten. Wie viel in NRW nötig wäre, ließ Wüst zuletzt offen: „Der Planungsstand ist viel zu früh für ein Preisschild“, betonte der Ministerpräsident bei der Vorstellung des Bewerbungskonzepts. „Es wird keine enormen Kosten geben, die nur für Olympia da sind.“

Das Konzept setzt stark auf vorhandene Infrastruktur – plant aber auch spektakuläre Inszenierungen: So sollen die Schwimmwettbewerbe in der Schalker Fußballarena vor 60.000 Zuschauern stattfinden. Für die Leichtathletik ist ein temporäres Stadion vorgesehen, direkt verbunden mit einem noch zu bauenden Olympischen Dorf. Ob die Visionen tragfähig sind, bleibt abzuwarten.

Bis zu Olympischen Spielen ist es ein weiter Weg. Die „FISU World University Games“ zeigen, wie komplex und anspruchsvoll Großprojekte - allen voran unter Spardruck - sein können. Für NRW sind sie in gewisser Weise ein stiller Probelauf für Olympia und eine Chance zur Imagekorrektur, aber auch ein Spiegel struktureller Schwächen. (dpa/red)