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Erinnerung an NSU-Anschlag in KölnStandort für Mahnmal in der Keupstraße steht fest

Lesezeit 3 Minuten
Der NSU verübte 2004 einen Anschlag auf der Keupstraße.

Der NSU verübte 2004 einen Anschlag auf der Keupstraße.

Köln – Die Jahre des Stillstands sollen bald vorbei sein. 18 Jahre nach dem Bombenanschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) an der Keupstraße kann das Mahnmal an der Ecke Schanzenstraße/Keupstraße entstehen. „Die neue Eigentümerin, die Gentes-Gruppe aus Düsseldorf, hat die entsprechende Grundstücksfläche zur Verfügung gestellt“, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Die Eigentumsrechte für die Platzfläche würden für einen symbolischen Betrag auf die Stadt übergehen. Obwohl es noch Jahre dauern werde, bis mit dem Bau des Denkmals begonnen werden könne, rücke die Realisierung „in greifbare Nähe“.

Am 9. Juni 2004 hatten Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) vor einem Friseursalon in der Mülheimer Keupstraße eine ferngezündete Nagelbombe explodieren lassen. 22 Menschen wurden bei dem Attentat verletzt, vier schwer. Jahrelang verdächtigten die Ermittler Bewohner und Beschäftigte der Straße, in der sich das Geschäftsleben türkischstämmiger Kölner konzentriert, in das Verbrechen verwickelt zu sein, und verkannten das rassistische Motiv. Erst 2011 bekannte sich der NSU unter anderem zu diesem Anschlag.

Wehrhafte Demokratie

„Ich bin froh, dass das Denkmal nun endlich errichtet werden kann“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Es ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Opfern rechten Terrors.“ Die Auseinandersetzung mit den Taten dürfe aber nicht beendet sein. „Wir brauchen eine Erneuerung und ein stärkeres Bekenntnis zu unserer wehrhaften Demokratie, um unsere Werte Meinungsfreiheit, Vielfalt und Solidarität vor Angriffen, wie wir sie auch in Köln erleben mussten, zu schützen.“

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Entstehen soll auf 550 Quadratmetern ein großer öffentlicher Platz. Auf ihm wird der Grundriss des Frisörgeschäfts an der Keupstraße nachempfunden, vor dem die Bombe explodierte. Besucher können über den Grundriss gehen und dabei in Bildern und Videos Informationen per WLAN auf ihre Smartphones erhalten. Der Berliner Künstler Ulf Aminde hat das virtuelle Mahnmal konzipiert. Für die Maßnahme liege eine Kostenkalkulation vor, auf deren Grundlage die Haushaltsgelder für die Beauftragung der Planungsbüros freizugeben sind.

Das Denkmal soll nicht nur ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern rechten Terrors sowie den Betroffenen von Rassismus und Diskriminierung sein, sondern soll zur Auseinandersetzung mit aktuellem Rechtsextremismus und Rassismus anregen. Es soll auch zeigen, dass alle Menschen, die hier leben, zur Stadtgesellschaft gehören und der NSU sein Ziel Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Deutschland zu bedrohen und gesellschaftlich zu isolieren, letztlich nicht erreicht wurde. „Es ist vielmehr ein Plädoyer für den Schutz der Menschenwürde, für eine offene, tolerante, plurale Gesellschaft, in der alle Menschen selbstbestimmt und ohne Ausgrenzung leben können.“

Text für Gedenktafel beschlossen

Am vergangenen Dienstag hatte der Integrationsrat auch die Inschrift einer Gedenktafel für die Opfer des Anschlags an der Probsteigasse beschlossen. Im Jahr 2001 hatte der NSU im Geschäft einer iranischstämmigen Familie eine Bombe gezündet. Die damals 19-jährige Tochter überlebte den Anschlag schwerverletzt, das Geschäft wurde völlig zerstört. Im Text heißt es unter anderem: „So viele Leben, die zerstört wurden. Wofür? Was hat es euch gebracht? Wir hingegen können uns mit Stolz hinstellen und sagen, dass wir trotz allem, was ihr uns angetan habt, weitergemacht haben.“ Die Inschrift muss noch von der Bezirksvertretung Innenstadt und vom Rat beschlossen werden.

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