Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Judenhass in Reinform“Protest gegen Lesung vor Kölner Synagoge sorgt für Empörung

3 min
Die Synagoge im Kölner Rathenauviertel. (Archivbild)

Die Synagoge im Kölner Rathenauviertel. (Archivbild)

Die Arbeitsgemeinschaft Köln der Deutsch-Israelischen Gesellschaft äußert scharfe Kritik an einer Kundgebung vor der Kölner Synagoge.

Die Arbeitsgemeinschaft Köln der Deutsch-Israelischen Gesellschaft hat scharfe Kritik an einer Demonstration vor Synagoge in der Kölner Roonstraße am Samstagabend geäußert. Dort hatten sich Demonstrierende anlässlich eines Auftritts des Autors und Politologen Arye Sharuz Shalicar eingefunden.

Shalicar hat zuvor auch als Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte gearbeitet und war von der Wohltätigkeitsorganisation Keren Hayesod, der Kölnischen Gesellschaft für christilich-jüdische Zusammenarbeit und der Synagogen-Gemeinde Köln eingeladen worden, um sein Buch „Überlebenskampf – Kriegstagebuch aus Nahost“ vorzustellen.

Kritik an Protest vor Synagoge: „Antisemiten und Hamasunterstützer“

Dass es anlässlich des Auftritts zu Protesten direkt vor der Synagoge gekommen ist, sorgt nun für Empörung. „Endlich fallen die Masken“, schrieb die Gesellschaft am Samstagabend bei Facebook und veröffentlichte ein Foto der Proteste.

Alles zum Thema Westdeutscher Rundfunk

„Keine Bühne für Genozid-Propaganda“ war dort demnach unter anderem auf Spruchbändern zu lesen. „Die AntisemitInnen und Hamasunterstützer tragen ihren Protest vor die Synagogen-Gemeinde Köln. Endlich können sie ihren niedersten Bedürfnissen folgen und vor und nahe den Synagogen protestieren“, hieß es weiter in dem Statement.

„Anders als antisemitisch ist das nicht zu nennen“

Die Demonstrierenden würden mit dem Protest vor einer Synagoge „hiesige Jüdinnen und Juden für Israel verantwortlich“ machen, kritisierte die Gesellschaft weiter. „Anders als antisemitisch ist das nicht zu nennen.“

Die Demonstranten hätten bei ihrem Protest die Namen von im Gazakrieg verstorbenen Kinder verloren und skandiert, dass die israelische Armee „all diese Kinder“ getötet habe, schilderte der Verein die Proteste und erinnerte an weitverbreitete antisemitische Erzählungen über „Kindermord- und Ritualmord“-Vorwürfe.

Deutsch-Israelische Gesellschaft Köln: „Judenhass in Reinform“

Durch die Positionierung „ausgerechnet vor der Synagogen-Gemeinde“ habe sich der „volksverhetzende Charakter“ der Kundgebung gezeigt, hieß es weiter. Es handele sich um den „Gipfel von zwei Jahren antisemitischen Protesten“, schrieb die Gesellschaft. „Das war Judenhass in Reinform.“

Robert Habeck, damaliger Bundesminister für Wirtschaft, zusammen mit Arye Sharuz Shalicar bei einem Besuch in Sderot im Jahr 2023. Shalicar war damals als Sprecher der israelischen Streitkräfte tätig. (Archivbild)

Robert Habeck, damaliger Bundesminister für Wirtschaft, zusammen mit Arye Sharuz Shalicar bei einem Besuch in Sderot im Jahr 2023. Shalicar war damals als Sprecher der israelischen Streitkräfte tätig. (Archivbild)

Die Kölner Polizei teilte unterdessen am Sonntag mit, dass die Versammlung auf dem Rathenauplatz störungsfrei verlaufen sei. Die Teilnehmerzahl bezifferte die Polizei mit „weniger als 50 Personen“.

Shalicar-Auftritte schlagen auf in Wiesbaden und Düsseldorf Wellen

Die Auftritte Shalicars schlagen unterdessen auch in anderen deutschen Städten Wellen. Vor einem am Sonntag (12. Oktober) geplanten Auftritt des Autors wehrte sich die Jüdische Gemeinde in Wiesbaden gegen Kritik. Versuche, Vorträge oder kulturelle Auftritte jüdischer Künstler und Wissenschaftler zu verhindern, seien Ausdruck eines „Klimas der Ausgrenzung“, kritisierte die Gemeinde, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtete.

Am letzten Donnerstag hatten derweil nach Polizeiangaben etwa 100 Demonstrierende gegen einen Auftritt Shalicars in der Düsseldorfer Synagoge protestiert. Die Demonstration sei laut Polizeiangaben ohne Gewalt verlaufen, berichtete der WDR.

Dennoch seien mehr als 20 Strafanzeigen ausgestellt worden, unter anderem wegen volksverhetzender Reden und der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole, berichtete der Sender weiter. Augenzeugen hätten eine „aggressiven Atmosphäre“ geschildert. „Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde fühlten sich bedroht und hatten Angst“, hieß es weiter in einem Bericht des WDR.