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Reedereien sehen Probleme460.000 Kreuzfahrt-Touristen gehen in Köln an Land

4 min
04.01.2022 Köln.
Kreuzfahrtschiffe am Kölner Rheinufer.
Manche Schiffe haben eine "Schiffstanke" andere lassen die Motoren laufen.

Flusskreuzfahrtschiffe am Rheinufer in Höhe der Bastei. Foto: Alexander Schwaiger

Die Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die in Köln anlegen, steigt. Rhein-Cargo modernisiert und erweitert die Liegeplätze. Nur die Frage, wie die Passagiere zu den Bussen kommen, bleibt ungelöst.

Die Corona-Delle ist überwunden, die Branche boomt. Köln zählt zu den wichtigsten Anlaufzielen der Reedereien, die sich auf Flusskreuzfahrten spezialisiert haben. Mindestens 460.000 Passagiere kommen pro Jahr über den Rhein und gehen in Köln an Land. Das sind knapp elf Prozent des gesamten Aufkommens. Gleichzeitig bewerten die Reedereien die Anlege-Situation in Köln als problematisch.

Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Touristen nach Köln. Die Zahl der Übernachtungen liegt bei 7,1 Millionen. Hinzu kommen noch etliche Millionen an Tagesgästen. 

Damit gilt Köln als größter Flusskreuzfahrthafen in Deutschland – vor Passau (300.000), Würzburg (160.000) und Bamberg (130.000). Die Zahlen beziehen sich zwar auf das Jahr 2019, das letzte vor der Pandemie, doch laut Köln-Tourismus darf man inzwischen wieder von einem stetig wachsenden Markt ausgehen. Ein Indiz dafür ist die Zahl der Schiffe, die an den Liegeplätzen festmachen. Ende 2019 waren es 2770 mit durchschnittlich 165 Passagieren an Bord. Das geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag der IHK Köln von der ift Freizeit- und Tourismusberatung erstellt wurde.

Passagierrekord im vergangenen Jahr

Der Markt wächst. Laut Statista wurde im vergangenen Jahr mit 840.000 Passagieren in Deutschland ein Rekord aufgestellt. Die durchschnittliche Dauer der Reisen betrug 7,3 Tage, die Hälfte aller Passagiere ist über 50 Jahre alt. 

Am linken Rheinufer gibt es zwischen dem Schokoladenmuseum und der Mülheimer Brücke elf Schiffsanleger, die aber nur zum Teil von Kreuzfahrtschiffen genutzt werden. Sieben davon betreibt die Rhein-Cargo, ein Gemeinschaftsunternehmen der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) mit den Neuss Düsseldorfer Häfen. Im Vergleich zu 2023 gab es im vergangenen Jahr bei den Buchungen ein Plus von 4,5 Prozent, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Rhein-Cargo modernisiert Anleger

Um die Anlegesituation insgesamt zu verbessern, wird die Rhein-Cargo die Liegeplätze modernisieren. Am Liegeplatz 5 nördlich der Hohenzollernbrücke entsteht eine Landebrücke, an der zwei Schiffe gleichzeitig festmachen können. Besonders attraktiv sind die Anleger in Höhe der Bastei. Am Liegeplatz 9 am Konrad-Adenauer-Ufer werden Dalben, das sind im Wasser verankerte Pfähle, errichtet, damit dort ebenfalls zwei Schiffe anlegen können. Im Bereich Leystapel baut Rhein-Cargo eine neue Landebrücke für zwei Schiffe der 135 Meter-Kategorie. Die Landebrücken werden von den Reedereien in sogenannten Stundenslots angemietet.

Wie problematisch die Reedereien die Anlegesituation in Köln bewerten, geht ebenfalls aus der ift-Studie hervor. Ihr Fazit: Die Stadt ist ein hervorragendes Ziel mit hohem touristischem Potenzial, „fehlende und teils schlecht erreichbare Anleger tragen dazu bei, dass das vorhandene Potenzial Kölns in der Fahrgastschifffahrt bislang nicht vollständig genutzt werden kann“, heißt es wörtlich. Kritisiert wird auch eine „mitunter unzureichende Kooperation zwischen den Anbietern und der Stadt Köln.“

09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Erfolgreiche Testfahrt am frühen Morgen: Ein Fahrer des Busunternehmens Piccolonia beweist, dass er problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen ans Rheinufer gelangen könnte, wenn die Stadt die Einbahnstraße umdrehen und die Pkw-Parkplätze streichen würde. Foto: Arton Krasniqi

Das Problem dürften sich seit April 2022 eher noch verschärft haben. Bis dahin konnten die Reisebusse in Höhe der Bastei wenigstens noch ans Rheinufer fahren. Das geht seit der Sicherung der baufälligen Bastei durch ein Gerüst laut Stadt nicht mehr, obwohl ein Praxistest mit einem Reisebus das Gegenteil bewiesen hat. Darüber hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ausführlich berichtet. Anfragen bei großen Reedereien, wie sie die aktuelle Lage beurteilen, blieben entweder unbeantwortet oder wurden wie beim Anbieter A-ROSA abschlägig beschieden: „Zu der Thematik möchten wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“

Schlechte Noten für Bus-Anbindung am Rhein

Köln-Tourismus bestätigt auf Anfrage, dass es beim Ein- und Auschecken am Konrad-Adenauer-Ufer „immer wieder zu schwierigen Situationen“ zwischen Kreuzfahrt-Touristen, Autofahrern und Radfahrern komme, „bei denen gegenseitige Rücksichtnahme gefragt ist“. Die Probleme mit der Bus-Infrastruktur seien seit längerem in der Diskussion und nicht gelöst. Vor allem in der Vorweihnachtszeit komme es immer wieder zu Konflikten. Beschwerden der Reedereien lägen aber nicht vor. „Möglicherweise sind wir aber auch nicht die erste Anlaufstelle“, heißt es weiter.

Köln weise aufgrund seiner Struktur „verkehrsplanerisch eine besondere Problematik auf“. Ein Arbeitskreis der IHK mit Vertretern der Busbranche, der Stadt Köln und weiteren Akteuren bemühe sich um Lösungen. „Leider sind diese nicht so schnell hervorzubringen, wie man sich es wünschen würde“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Nach Informationen unserer Zeitung könnten auch Personalprobleme in den Ämtern für Mobilitätsentwicklung und Verkehrsmanagement dazu geführt haben, dass eine neue Zufahrt für Reisebusse zum Rheinufer noch nicht umgesetzt werden konnte, obwohl sie in einem Dialogforum der IHK einstimmig befürwortet wurden und es lediglich eines Beschlusses der Bezirksvertretung Innenstadt bedurft hätte. Beide Ämter sind derzeit vollauf damit beschäftigt, die zweite Stufe des nachhaltigen Mobilitätsplans „Besser durch Köln“ vorzubereiten, die ab August erklommen werden soll.