Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Pizza-Tonnen für Pizza Tonno

Ein Kommentar von
3 min
22.07.2025, Köln: In Höhe des Stadtgartens an der Venloer Straße hat die AWB ein Mülleimer für leere Pizzakartons angebracht. Foto: Arton Krasniqi

In Höhe des Stadtgartens an der Venloer Straße hat die AWB ein Mülleimer für leere Pizzakartons angebracht. Foto: Arton Krasniqi

Späte Genugtuung für den Press-Hai: Warum die Müllabfuhr mit den Pizza-Tonnen auch Schiffbruch erleiden wird.

Welches Signal sendet eine Stadt aus, deren Abfallwirtschaftsbetriebe von Design-Studenten entworfene Mülleimer testen, die Pizza-Kartons schlucken? Pizza-Tonnen für Pizza Tonno. Weiter so, liebe To-Go-Konsumenten, wie Müllferkel im Hipster-Deutsch gern genannt werden. Lasst alles stehen und liegen. So eine Pizzapappe ist aber auch lästig, wenn man keine Hand mehr freihat, weil die eine mit dem Smartphone verwachsen ist.

Und weil Mülleimer nicht gleich Mülleimer ist, lassen wir euch die Wahl, welches Entsorgungsmodell es sein darf, welches euren Ansprüchen genügt. Modell „Wahlurne“ steht am Stadtgarten, verfügt über fünf Karton-Halterungen und ist mit dem Aufkleber „AWB Amore“ versehen. Fünf Kartons, dann ist Schluss und ihr könnt in eure gewohnte Konsumhaltung zurückfallen. Ein radikaler Abschied von der Wegwerf-Gesellschaft könnte Verlustängste auslösen und schwere Traumata hervorrufen.

Das Modell „Papierkorb-Garage“ ist dem Umstand geschuldet, dass es im Rheingarten keine ausgewiesenen Flächen für alte Pizzakartons gibt. Ein Problem, das Köln mit E-Rollern zum Teil immer noch hat. Die konnte man aber wenigstens im Rhein entsorgen, weil sie wegen des Akkus sofort untergehen und nicht erst kilometerweit stromabwärts schwimmen, bevor sie an Land gespült werden.

Der Press-Hai endete als armer Schlucker

Bleibt das Modell „Pizza-Container“ im Belgischen Viertel, das auf den ersten Blick umweltfreundlich scheint, weil es so aussieht, als könnten sich die gestapelten Kartons auf dem Weg nach unten allein durch Druck von oben in Papierhandtücher verwandeln, mit denen man sich den Mund abputzen kann.

Schön wär’s. Letztlich wird auch dieser Versuch der Müllabfuhr, die Stadt von der Pizzakarton-Plage zu befreien, zum Scheitern verurteilt sein. Wie der Press-Hai, ein ausschließlich von der Kraft der Sonne getriebener Problemfresser, in den die Stadt vor ein paar Jahren viel Geld und all ihre Hoffnungen investierte. Der Press-Hai sollte mit seinem riesigen freundlichen Maul und den messerscharfen Reißzähnen alles bis zur Unkenntlichkeit zerkleinern, was den Kölnern Kopfzerbrechen bereitet.

Sein Schicksal ist bekannt. Er hatte ständig Verdauungsprobleme, vor allem dann, wenn die Sonne nicht schien, und endete als armer Schlucker, vom Bund der Steuerzahler als teuerster Raubfisch aller Zeiten gegeißelt.

Auch gescheitert: der Pfandflaschen-Ring von Ehrenfeld

Oder die Pfandflaschen-Ringe von Ehrenfeld, erfunden von einem armen Studenten, der doch einfach nur wollte, dass sich die Flaschen-Sammler nicht mehr bücken müssen. Sie waren der Müllabfuhr ein Kronkorken im Auge, weil sie das Tütenwechseln erschwerten.

Dem Pizzakarton-Dreigestirn wird es ähnlich ergehen. Bis irgendwann auch in Kölle jeder begriffen hat, dass der Müll nicht das Problem ist, sondern seine Produzenten. Für sie könnte die Stadt einfach weitermachen und sich immer neue absonderliche Tonnen ausdenken. Für abgeranzte Sofas, Fernseher, Kühlschränke. Und solche, die alles sortieren, was mit einem Zu-Verschenken-Schildchen versehen in der Gosse steht, und es automatisch zum Butzweilerhof bringen.

Für den Press-Hai ist das alles eine späte Genugtuung. Er ist nicht der Letzte, der sich an Kölle die Zähne ausgebissen hat. Den Pizzakarton-Vernichtern könnte die Stadt nach ihrer Außerdienststellung eine würdige Aufgabe übertragen: als Empfangskomitee in der Pizzazetta des Historischen Rathauses. Und damit Pasta.