Sie ist die älteste KölnerinElisabeth Steubesand feiert 105. Geburtstag

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Elisabeth Steubesand

Geburtstagskind Elisabeth Steubesand

Köln – Elisabeth Steubesand, Kölns älteste Bürgerin, hat am Mittwoch ihren 105. Geburtstag gefeiert. Wegen der Corona-Pandemie konnte Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht persönlich gratulieren. Per Bote schickte die Stadt einen Blumenstrauß. Elisabeth Steubesand, die seit 1955 in Köln lebt, wurde 1916 als zweites von vier Kindern in Brühl geboren.

Nach dem Besuch der Volksschule begann sie mit 14 Jahren eine Lehre in der Verwaltung des jüdischen Kaufhauses Landauer an der Ecke Breite Straße/Richmodstraße. Zur Arbeit fuhr sie jeden Tag mit der Vorgebirsgbahn „Feuriger Elias“ von Brühl zum Barbarossaplatz. Von dort ging es zu Fuß vorbei am alten Opernhaus am Rudolfplatz und weiter zum Neumarkt. Nachdem ihr Chef, den sie sehr geliebt hatte, Deutschland hatte verlassen müssen, wechselte sie einige Male den Arbeitgeber.

„Ich war die reichste Frau Deutschlands“

1936 erlebte sie den Trauerzug der Beerdigung von Willi Ostermann. Während der Kriegsjahre arbeitete sie durchgehend bei der AOK in Hürth, bis zur Geburt ihrer Tochter Gisela im Jahr 1944, die sie im Schutzkeller eines Krankenhauses in Bonn zur Welt brachte, während die Bomben fielen. Nach dem Krieg war sie bei der Brühler Stadtverwaltung angestellt und 1948 daran beteiligt, die neue Währung unters Volk zu bringen. Damals sei sie „die reichste Frau Deutschlands“ gewesen, sagt sie gern.

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Als 1954 das „Wunder von Bern“ – der Sieg Deutschlands bei der Fußball-Weltmeisterschaft – geschah, saß Elisabeth Steubesand mit der Familie und Nachbarn genauso gebannt vor dem Fernseher wie 1969 bei der ersten Mondlandung. Zwei Jahre zuvor hatte sie am Dom gestanden, als der Sarg mit Konrad Adenauer zu seiner letzten Reise auf ein Schiff am Rheinufer getragen wurde. „Alles noch viel größer als beim Ostermann“, erinnert sie sich.

Aufzüge und Rolltreppen wurden stets gemieden

Seit den 1960er Jahren war sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Georg in der Kölnischen Karnevalsgesellschaft aktiv. Sie gestaltete das Sessionsheft mit, schrieb Lieder und die eine oder andere Moritat. In vielen Rosenmontagszügen war sie mit ihrem Mann dabei. Auch sonst war ihr Geselligkeit wichtig. In den 70er Jahren gründete sie mit 25 Frauen einen Stammtisch, der sich Perlenkreis nannte und oft Ausflüge unternahm. Urlaub machte Elisabeth Steubesand mit ihrem Mann stets im Allgäu, wo die beiden rund um Fischen und Oberstdorf wanderten.

Auch sonst ist Elisabeth Steubesand viel zu Fuß unterwegs gewesen. Aufzüge und Rolltreppen habe sie nie benutzt, sagt ihr Enkel Georg Husemann. „Schnellen Schritts, häufig im roten Mantel“ – so hätten sie die Menschen rund um die Sülzburgstraße gekannt, wo sie seit 1958 wohnte. 2019 zog sie in eine barrierefreie Wohnung in der Nähe des Rathauses um, weil das Treppensteigen zu beschwerlich geworden war. Die Corona-Zeit verfolgt sie interessiert und ohne Angst. Sie sorgt sich um die Geschäftsleute und hofft, dass „die Sache bald vorbeigeht“. Denn bald will sie wieder ins Café „Eigel“, so wie früher mit den Frauen des Perlenkreises.  

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