Sternsinger in KölnErzbistum macht bei schwarzer Schminke keine Vorgaben

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Sternsinger zu Besuch im Kölner Neven DuMont-Haus

  • In diesen Tagen ziehen wieder Tausende Kinder in Köln und Region von Tür zu Tür, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln.
  • Doch was bedeutet der Segen, den sie an die Tür kritzeln? An wen gehen die Spenden? Dürfen Sternsinger Geschenke annehmen?
  • Und welche Haltung vertritt das Erzbistum bezüglich der sogenannten Blackfacing-Debatte um das Schwarzschminken von Gesichtern? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Köln – Der Kölner Dom ist wie immer voll beim Festgottesdienst am Dreikönigstag, einem der höchsten Feiertage der Katholiken im Kirchenjahr. Doch der 6. Januar 2020 wird ein besonderes Datum bleiben. Erstmals wird der Dreikönigsschrein, in dem der Legende nach die Gebeine ruhen, die als Schädel der drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar verehrt werden, nicht nur für einen Tag, sondern eine Woche geöffnet bleiben.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki spricht in seiner Predigt davon, die Könige hätten sich damals auf den richtigen Weg gemacht und seien nicht irgendwelchen Irrlichtern gefolgt. Der Kardinal rät von einer Anpassung des Glaubens an den Zeitgeist ab. In der Vielfalt von Heilsangeboten scheine selbst in der Kirche eine Orientierung auf das wahre Heil schwer geworden zu sein, sagt er. „Wer keine Ausrichtung mehr hat, der verliert die Richtung. Und wer die Richtung verliert, der verliert das Leben.“

Dreikoenigsschrein

Der Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom

Nach dem Gottesdienst ziehen die Gläubigen in einer Prozession unter dem Schrein hindurch. Noch bis zum Wochenende werden wieder Hunderte Sternsinger unterwegs sein, um im Namen der Heiligen Drei Könige Spenden zu sammeln.

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Wie viele Sternsinger ziehen im Erzbistum Köln von Haus zu Haus?

Die Zahl lässt sich nur schwer schätzen. Das Erzbistum Köln geht von rund 30 000 aus. 2019 haben Kinder aus 495 Gemeinden und Gruppen die Rekordsumme von 3,78 Millionen Euro gesammelt, rund 365.000 Euro mehr als im Vorjahr. Bundesweit haben mehr als 300.000 Mädchen und Jungen aus 10 226 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten bei der Sternsinger-Aktion mitgewirkt und dabei rund 50,2 Millionen Euro gesammelt. Sie wurden dabei von rund 90.000 Erwachsenen begleitet. Seit dem Start der Aktion im Jahr 1959 haben Sternsinger mehr als eine Milliarde Euro gesammelt. Weltweit konnten dadurch mehr als 74.400 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert werden.

Gibt es eine Vorgabe des Erzbistums, ob in den Gruppen auch ein schwarz geschminkter Sternsinger mitgehen darf?

Nein. Das bleibt jeder Gemeinde und Gruppe selbst überlassen. Seit dem 8. Jahrhundert gibt es in der Kunst Darstellungen, die einen schwarzen König zeigen. Zuerst war das „Caspar“, später „Melchior“. Die drei Könige repräsentierten die damals bekannten drei Erdteile Europa, Afrika und Asien. Der schwarze König stand für Afrika. Wenn diese Tradition von Sternsingern fortgeführt wird, macht das aus Sicht der Kirche eine christliche Überzeugung sichtbar: Mit der Geburt Jesu wird Gott Mensch für alle Menschen weltweit. Ein schwarz geschminkter Sternsinger soll zum Ausdruck bringen, dass die Weihnachtsbotschaft für alle Menschen gilt, ganz gleich, woher sie stammen oder welche Hautfarbe sie haben. Manche Sternsinger verzichten darauf, sich schwarz zu schminken. Oft hat das ganz einfache Gründe: Viele Kinder finden die Schminke unangenehm oder vertragen sie nicht. Andere möchten auf Fotos auch gerne wiedererkannt werden.

Die Sternsinger-Gruppen entscheiden selbst, ob sie die Figur des Melchior als dunkelhäutigen König darstellen wollen.

Die Sternsinger-Gruppen entscheiden selbst, ob sie die Figur des Melchior als dunkelhäutigen König darstellen wollen.

Dennoch gibt es immer wieder Kritik an dem dunkelhäutigen König. Warum?

Weil sich Menschen durch das Schminken an das sogenannte diskriminierende Blackfacing erinnert fühlen, das mit dem Sternsingen nichts zu tun hat. Beim Blackfacing handelt es sich um eine Maskerade, die im 19. Jahrhundert in den USA entstand. Dabei malten sich weiße Menschen das Gesicht schwarz, um in abwertender Weise einen Schwarzen zu spielen.

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Dürfen sich evangelische Gemeinden an der Sternsinger-Aktion beteiligen?

Ja. Die Aktion Dreikönigssingen des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ und des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist ökumenisch angelegt und wird an vielen Orten gemeinsam organisiert. In manchen Gegenden, die nicht überwiegend katholisch geprägt sind, wird das Singen sogar federführend von evangelischen Gemeinden organisiert.

Dürfen die Sternsinger Geschenke annehmen?

Vom Grundsatz her nicht. Das Missionswerk will dadurch verhindern, dass nicht für einen anderen Zweck gesammelt wird. Es ist aber üblich, Sternsingern als Anerkennung für ihren Einsatz Geld oder Süßigkeiten zu geben. Wie mit diesen Geschenken umgegangen wird, müssen die Pfarreien vorab klären. Dabei gilt die Empfehlung, einen Teil der Süßigkeiten an soziale Einrichtungen zu geben und so den Leitgedanken der Aktion „Kinder helfen Kindern“ in den Vordergrund zu stellen.

Was bedeutet der Segen 20*C+M+B+20?

Bei ihren Besuchen schreiben die Sternsinger den Segen mit gesegneter Kreide über die Türen: 20*C+M+B+20. Das aktuelle Jahr, in dem Fall 2020, steht getrennt am Anfang und am Ende. Der Stern steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Zugleich ist er Zeichen für Christus. Die Buchstaben C+M+B stehen für „Christus Mansionem Benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“. Die drei Kreuze bezeichnen den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Was ist mit Aufklebern?

Weil nicht an allen Haustüren mit Kreide geschrieben werden kann, gibt es schwarze Blanko-Aufkleber, auf die mit Kreide der Segen geschrieben wird. Oder Aufkleber, die gleich mit der Jahreszahl 2020 bedruckt sind.

Müssen die Sternsinger ihren Besuch vorab ankündigen?

Grundsätzlich nicht. Wer nicht sicher ist, ob die Sternsinger tatsächlich zu seinem Haus oder seiner Wohnung ziehen, sollte sich bei seiner Pfarrgemeinde erkundigen. In einigen Fällen muss man sich in Schulen oder Kindergärten in eine Liste eintragen. Grundsätzlich gilt: In ländlichen Gebieten ist es eher die Regel, dass Sternsinger durch die Straßen ziehen und ohne Anmeldung klingeln.

Das Dreikönigssingen steht seit vielen Jahren unter einem Motto. Warum?

Damit wollen die Organisatoren Jahr für Jahr ein Land in den Fokus rücken. 2020 ist das der Libanon. Die Aktion unter dem Motto „Segen bringen, Segen sein. Frieden! Im Libanon und weltweit“. Es fließen aber nicht alle Spenden in das Partnerland der jeweiligen Sternsinger-Aktion.

Warum wurde 2020 der Libanon gewählt?

Nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 gelingt es dem kleinen Land im Nahen Osten, ein weitgehend demokratisches und friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen zu organisieren, heißt es in der Begründung der Organisatoren. Der gesellschaftliche Friede stehe vor großen Herausforderungen, weil das Zusammenleben nach wie vor von Ressentiments geprägt sei. Überdies habe der Libanon seit dem Syrien-Konflikt 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, ein Viertel der Gesamtbevölkerung.

Was geschieht dort mit dem Geld, das die Sternsinger sammeln?

Mit Hilfe der Sternsinger hat die Adyan-Stiftung ein Bildungsprogramm für Schulen erarbeitet, das Kindern und Lehrern die gemeinsamen Werte der Weltreligionen sowie Wissen über die eigene Religion und Geschichte vermittelt. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst leistet Hilfe bei der schulischen Integration und der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge. Die Caritas Libanon organisiert unter anderem ein Hausaufgaben- und Freizeitprogramm für Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion in Libanons Hauptstadt Beirut.

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