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Zum 100. Geburtstag gab es einen Brunnen

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Bickendorf – „Andere Wohnungsbaugesellschaften bauen einen Brunnen, wenn das erste Haus steht. Wir lassen uns 100 Jahre Zeit damit“, sagte Hans Peter Juretzki, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Kölner Gartensiedlung, in Anspielung an den nahe gelegenen „Treuen-Husar-Brunnen“ am Grünen Brunnenweg den die Wohnungsbaugesellschaft GAG 1928 anlässlich der Einweihung der Siedlung Bickendorf gestiftet hatte.

Nun hat Bickendorf einen neuen, modernen Brunnen, geschaffen von dem in Bickendorf ansässigen Künstler Tom Aust. Zentrales Element des Brunnenkunstwerkes ist eine drei Meter hohe Konstruktion aus unterschiedlich großen, unregelmäßig aufeinander gestapelten und ineinander verschobenen Betonquadern.

Wie Bauklötze, die zu einem Turm aufgebaut wurden. Heller und grün eingefärbter Beton wechseln sich dabei ab. Der Brunnen steht auf dem Plätzchen vor dem Seniorenwohnhaus „Haus Gartensiedlung“, und die Kölner Gartensiedlung hat ihn sich sozusagen selbst zum 100. Geburtstag geschenkt. In die Betonklötze hineingearbeitet sind insgesamt 25 Köpfe. „Das sind Gesichter mit unterschiedlicher Mimik, stellvertretend für die Genossenschaft und ihre Menschen.

Wenn man sie aus der Distanz betrachtet, sieht es manchmal so aus als kämen sie aus dem Stein heraus“, erklärt Künstler Tom Aust. Ähnlichkeit mit lebenden Personen gäbe es keine. Lediglich die Porträts des Mitgründers Mathias Brüggen und des ehemaligen Genossenschaftsvorstandes Josef Esser habe er in dem Brunnen verewigt.

Die Köpfe hatte er seit Anfang des Jahres in seinem Atelier aus Plastilin geformt, um später davon Silikonformen für den Betonguss herzustellen. Die Brunneneinfassung ähnelt einem Zahnrad. Auch ein Symbol für das gemeinsame Tun in der Genossenschaft. Um helle Betonsteine, die die eigentliche Brunnenschale einfassen, sind acht grüne Betonblöcke als Sitzsteine angeordnet, auf deren Stirnseite jeweils ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Gartensiedlung verewigt ist. Angefangen von der Gründung 1919, über die Grundsteinlegung in Bickendorf 1920, die Grundsteinlegung in Zollstock 1921 und die Grundsteinlegung in Dünnwald 1950 bis hin zur Inbetriebnahme des heutigen Friedrich-Ebert-Saales 2015 und das Jubiläum 2019.

Komplettiert wird das ganze Ensemble durch eine Windrose im Boden um den Brunnen. „Wir wollen mit dem Brunnen darstellen wie unsere Genossenschaft in den 100 Jahren in Bickendorf, Dünnwald und Zollstock gewachsen ist und welche Idee sich darin widerspiegelt“, sagte Juretzki bei der feierlichen Einweihung.

Und dazu hatte sich hoher Besuch angekündigt. Henriette Reker, ihres Zeichens Oberbürgermeisterin der Stadt Köln und selbst in Bickendorf aufgewachsen, ließ es sich nicht nehmen, um vorbei zu kommen und das neue Brunnenkunstwerk feierlich zu enthüllen. Dabei hatten die Verantwortlichen der Genossenschaft auch die Symbolkraft des Enthüllungsdatums nicht außer Acht gelassen – auf den Tag genau 100 Jahre nach deren Gründungsversammlung am 18. September 1919. Schon damals oberstes Ziel der Gründerväter um den städtischen Arbeiter Mathias Brüggen, günstigen Wohnraum schaffen, um die damals kriegsbedingte Wohnungsnot in Köln zu bekämpfen. Und so hob auch Henriette Reker die besondere Stellung der Kölner Gartensiedlung hervor: „Die Gartensiedlung ist etwas Besonderes. Sie ist eng verknüpft mit der Stadtverwaltung. Denn Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben es damals selbst in die Hand genommen und in einer starken Gemeinschaft Mut, Zusammenhalt und Eigeninitiative bewiesen“, sagte Reker.

Auch heute noch sei die Gartensiedlung „ein Fels in der Brandung des Kölner Wohnungswesens“. Angesichts der steigenden Bevölkerungszahlen und des angespannten Kölner Wohnungsmarktes, sei der Gedanke der Genossenschaft aktueller denn je und ein wichtiges Instrument, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und somit die Veedel zu stärken.

Tom Aust, Künstler