In der Kölner Philharmonie spielte das Freiburger Barockorchester Mendelssohns „Sommernachtstraum“. Die Ouvertüre, die er mit 17 Jahren schrieb, entstand für eine Shakespeare-Aufführung.
Kölner PhilharmonieDiese Ouvertüre schrieb Mendelssohn mit 17 Jahren

Das Freiburger Barockorchester spielte am 10. Mai in Köln Mendelssohns „Sommernachtstraum“
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Von lauschig-lauen Sommernächten kann man einstweilen nur träumen. Den idealen Soundtrack dazu bot in der Philharmonie das Freiburger Barockorchester mit Felix Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik zum „Sommernachtstraum“. Sie entstand 1843 für eine Berliner Aufführung der Shakespeare-Komödie; die Ouvertüre hatte der Komponist bereits als 17-Jähriger nach Lektüre der Schlegel-Übersetzung geschrieben - ein in seiner frühen Reife kaum begreifliches Wunderwerk aus höfischem Glanz, Waldstimmung und Elfenzauber.
Für die Bühne ist diese Musik längst verloren. Kein Theater mutet sich heute mehr den erforderlichen Aufwand zu; auch hat sich das romantische Shakespeare-Bild überlebt, dem sie ihre Entstehung verdankte. Stattdessen entwickelte die geniale Partitur ein erfolgreiches Eigenleben im Konzertsaal, entweder als geraffte Orchestersuite oder - wie hier - in Form eines literarisch-musikalischen Szenarios, bei dem Mendelssohns Klänge auch die zugehörigen Textpassagen umkleiden.
Kölner Philharmonie mit Max Urlacher in mehreren Rollen
Dafür war in der Philharmonie der Berliner Schauspieler Max Urlacher zuständig, der gewandt zwischen den Rollen des Feenkönigs Oberon, seiner Gemahlin Titania und seines Hofnarren Puck wechselte und das Publikum mit launigen Kommentaren zur Handlung um den Finger wickelte.
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Die Inbesitznahme romantischer Partituren durch Ensembles der historischen Aufführungspraxis überzeugt keineswegs immer; bei den hinreißend musizierenden Freiburgern allerdings sorgte sie für ebenso viel Erkenntnisgewinn wie Klangreiz. Da mischte sich eine leichte Kratzbürstigkeit in die flirrende Grazie der Violin-Elfen, da belebten sich die scharf kontrastierenden Bläserstimmen im Scherzo zu flüsterndem, kicherndem Gewusel.
Spanischer Dirigent Pablo Heras-Casado hält in Köln die Fäden zusammen
Für moderne Ventilhörner ist es ein Leichtes, dem Notturno eine makellos glatte Klangfassade zu geben; hier indes bauten sich die Melodielinien im Wechsel reiner und gestopfter Töne sehr viel brüchiger und labiler auf, was aber die naturhafte Atmosphäre des Stückes noch unterstrich. In den Rahmensätzen sorgte der RIAS Kammerchor (samt tüchtiger Solistinnen) für poetisches Pastellkolorit.
Die Fäden der in jeder Hinsicht großartigen Aufführung liefen beim spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado zusammen, der zuvor schon Franz Schuberts „kleiner“ C-Dur-Sinfonie markantes Profil gegeben hatte: Ein perfekt austariertes Spiel unterschiedlicher Bewegungsmuster, ein anmutiger Spitzentanz, der immer mal wieder von fröhlich böllernden Kanonensalven durchbrochen wurde.