Auftritt in AachenIris Berben wird für Rede gegen Querdenker gefeiert

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Iris Berben Aachen

Iris Berben in Aachen 

Aachen – Die Schauspielerin Iris Berben ist neue Ritterin des Aachener Karnevalsordens wider den tierischen Ernst. Am Freitag wurde ihr die Auszeichnung verliehen, am Montagabend wurde die Aufzeichnung dann in der ARD ausgestrahlt – und bekam zahlreiche Reaktionen in den sozialen Medien. Denn anders als die meisten Preisträger vor ihr nutzte die Schauspielerin die karnevalistische Veranstaltung für ein politisches Statement. 

Zunächst einmal gab es einen Seitenhieb auf die Preisträger vor ihr und auch auf die Karnevalsfunktionäre: „Als Vertreterin der IG Clowns, Schauspielerinnen und Wandernarren bin ich immer noch überrascht über meinen Ritterinnen–Schlag“, sagte sie angesichts der sonst meist männlichen und aus der Politik kommenden Ordensträger. „Mehr Frauen an die Macht!“, forderte sie.

Im Harlekin-Kostüm erinnert die 71-Jährige an die eigentliche Aufgabe von Kunst und Satire: Kritik müsse sich anfühlen wie Unterhaltung, die erst zum Lachen bringe, dann zum Denken und schließlich zum Handeln. Der Clown sei es in der italienischen Commedia dell'Arte gewesen, der die Wirklichkeit überspitzt gezeichnet habe. Die Komödie habe die Qualen des Alltags angeprangert.

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Berben: Kunst als Bollwerk gegen Rechts

„Kein Wunder, dass die AfD Theater dichtmachen will“, wird Berben sehr konkret: „Wo man den Rechten die Maske lüftet, lodert der Hass auf.“ Man brauche die Kunst als Bollwerk gegen die Kreuz- und Querdenker. Sonst würden aus Montags-„Spaziergängen“ schnell wieder Fackelmärsche. Fast deplatziert wirken die üblichen Karnevalstuschs des Kapelle angesichts des Ernsts von Berbens Rede.

Auch die CDU bekommt ihr Fett weg wegen ihrer fehlenden Abgrenzung gegen Rechts – was Armin Laschet, Berbens Laudator an diesem Abend, sicher nicht erfreuen dürfte. Der Platz rechts von Hans-Georg Maaßen sei offenbar groß. Da sei „noch mehr ungenutzter Raum“ als im Kopf von AfD-Chef Tino Chrupalla, stichelt Berben.

Berben feiert Karl Lauterbach

Ein eigenes kleines Kapitel ihrer Rede bekommt Karl Lauterbach. Der Bundesgesundheitsminister sei „eine rheinische Frohnatur, die vor keiner Mutation in die Knie geht“. Dieser habe nichts zu lachen, bleibe aber humorvoll. Sie bewundere Lauterbach sehr. 

Die Reaktionen bei Twitter fallen angesichts der sehr klaren Worte erwartungsgemäß zwiegespalten aus. Viele feiern Berben für ihre geschliffene Rede.

Bei rechten Usern wird die Schauspielerin heftig für ihre Worte kritisiert. Sie würde den Herrschenden nach dem Mund reden, die Veranstaltung in Aachen sei eine Werbesendung der Regierung gewesen, heißt es beispielsweise. 

„Ich hätte wirklich nie gedacht, dass wir nochmal die Demokratie schützen müssen“, resümiert Berben. Es sei jetzt aber wichtig, aufzustehen gegen die diejenigen, die alle hassen, die „anders aussehen, anders lieben, anders fühlen oder anders glauben“. Von Clowns lernen, heiße, Intoleranz nicht zu tolerieren und gemeinsam die Herausforderungen zu bewältigen. 

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