Bürgertests und SchnelltestsWer zahlt, wo krieg ich ihn und wie läuft er genau ab?

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Corona-Schnelltest

Welche Selbsttests auf dem Markt sind zugelassen? Der Anbietermarkt füllt sich allmählich. Am 24. Februar dieses Jahres hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin-Produkte (BfArM) in Bonn die ersten drei Selbstschnelltest zugelassen. Inzwischen ist die Liste auf 17 angewachsen (Stand 23. März). 14 davon sind nasale Tests. Das tiefe Bohren in die Nase ist hier nicht nötig. Es reicht ein Abstrich im vorderen Nasenbereich. Von den Spucktests, bei denen Anwender auf ein Röhrchen speicheln müssen, sind bislang nur drei durch die Behörde zugelassen worden.  Genaugenommen  handelt es sich hierbei  um einen Sputum-Test. Das heißt laut Beipackzettel, dass das Sekret gleichsam aus den Bronchen abgehustet werden muss. Eine Liste aller zugelassener Tests finden Sie hier.

Wo kann man Selbsttests kaufen?

Im Moment übersteigt die Nachfrage das Angebot. Die beiden großen Discounter Aldi und Lidl bieten die Laientests zur Eigenanwendung mit Unterbrechung seit Anfang März an. Seit Montag verkauft Aldi nach eigenen Angaben drei verschiedene Selbstschnelltests. Eine Variante ist auch online erhältlich.

Seit dieser Woche hat Rewe mit einem Angebot nachgezogen, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt. Discounter Penny, der ebenfalls zur Rewe-Group gehört, soll Ende kommender Woche erste Lieferungen erhalten. Bis Ostern werde weitere Ware erwartet.

Auch die Drogeriemärkte DM, Müller und Rossmann bieten Schnelltests an – sowohl online als auch in den Filialen. Vielerorts sind diese allerdings ausverkauft. Das Warenhaus Tedi hat ebenfalls einen Test ins Online-Sortiment aufgenommen. Inzwischen gibt es auch in den Apotheken einige Bestände an Laientests.

Für diese Woche rechnet der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, mit weiteren Lieferungen. Allerdings verschärfe sich die Situation auf dem Markt derzeit, da das Land hohe Kontingente für die Selbsttestungen in den Schulen aufkaufe.

Wie oft kann ich den kostenlosen Bürgertest in Testzentren nutzen? Viele Kommunen teilen auf ihren Websites mit, dass jeder Bürger sich nur einmal pro Woche kostenlos schnelltesten darf. Die privaten Anbieter, aber auch viele Apotheker lesen die Verordnung anders. „Mindestens heißt für mich, dass ein Bürgertest auch mehrfach die Woche möglich ist“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. „Eine Kontrolle ist ohnehin nicht möglich, weil keine Daten weitergegeben werden dürfen.“

Finanziell jedenfalls hätten die Landesregierungen keinerlei Limits oder Deckelungen eingebaut, sagt Torben Vogler. Er ist Projektleiter beim Düsseldorfer Unternehmen Zotz-Klimas.

Die Firma ist eigentlich ein Einsendelabor für medizinische Proben. Da zu dem Unternehmen aber auch ein Netz von Arztpraxen und medizinischen Versorgungszentren gehört, darf es nun auch an den Bürgertestungen mitwirken.

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Wo kann ich mich testen lassen? Die Teststruktur ist dezentral angelegt, Bürgertests werden an den unterschiedlichsten Orten angeboten: in Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken, umfunktionierten Hotels und Fitnessstudios, in Walk-ins und Drive-ins. Sämtliche Testzentren sind verpflichtet, die Zahl der durchgeführten Bürgertests an die Gesundheitsämter zu melden.

Eine interaktive Karte aller Teststationen in Köln finden Sie hier. Wer bezahlt die Tests? Die Abrechnungen laufen über die Kassenärztlichen Vereinigungen, die sich das Geld wiederum vom Staat zurückholen. Pro Test bekommen die Anbieter zwischen zwölf und 15 Euro erstattet, das seien bis zu 15 Euro weniger als beim kostenpflichtigen Test. „Wir können kostendeckend arbeiten, erzielen natürlich auch Gewinne, aber reich werden wir mit den Bürgertests sicher nicht“, sagt Vogler von Zotz-Klimas.

Welche Daten muss man beim Bürgertest angeben?

Das wird unterschiedlich gehandhabt. Das städtische Testzentrum am Breslauer Platz verlangt auf dem Bogen, den man mit Kugelschreiber ausfüllen muss, lediglich Namen, Geburtsdatum, Telefonnummer und Mailadresse.

Private Anbieter fordern darüber hinaus Wohnanschrift, Versichertennummer und manche sogar die Nummer des Personalausweises. Die Versichertennummer sei für eine reibungslosere Abrechnung bei den Kassenärztlichen Vereinigungen nötig, die sich das Geld dann allerdings vom Land zurückholen, sagte ein Anbieter auf Nachfrage. Mit dem Personalausweis soll die Identität des Testlings im Falle eines positiven Ergebnisses sichergestellt werden.

Welchen Test brauche ich für welchen Anlass? Ein negativer, kostenfreier Bürgertest mit Namen und Datum berechtigt 24 Stunden beispielsweise zum Friseurbesuch. Laut der Landesregierung reicht es auch, wenn Kunden einen Selbsttest vom Discounter zum Termin mitbringen und dort durchführen. „Empfehlen kann man das aber nicht“, sagt Apotheker Preis. Im Falle eines positiven Ergebnisses hat man bereits im Salon die Maske für den Test abgesetzt. Welche Selbsttests sind für Kinder geeignet? Laut Ministerium sind alle geeignet. Allerdings nur unter Aufsicht. „Laientests sind in der Regel für die Eigenanwendung von Personen ab 18 Jahren empfohlen“, schreibt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände auf Anfrage. „Bei Kindern und Jugendlichen können sie von einem Erziehungsberechtigten oder unter deren Anleitung vom Kind selbst durchgeführt werden.“ Wie oft werden Schulkinder getestet? In der Regel sollen die Schüler sich zwei Mal pro Woche selbst testen. In NRW soll die Testung der Kinder unter Lehreraufsicht gleich morgens in der Schule vorgenommen werden. In anderen Bundesländern wie zum Beispiel Berlin und Brandenburg erhalten die Schülerinnen und Schüler die Testkits für zu Hause und müssen dann der Schule ein negatives Ergebnis vorlegen. Was ist mit Kita-Kindern? Bei Laientests für Kita-Kinder geben sich die meisten Länder zurückhaltend. In NRW hat sich die Landesregierung dagegen entschieden. Wissenschaftler hätten nicht dazu geraten, zum jetzigen Zeitpunkt alle Kinder in Kitas zu testen, sagte Familienminister Joachim Stamp. Es liefen aber lokale Studien mit noch nicht für den Massengebrauch zertifizierten Spucktests bei Kindern. Was passiert, wenn Eltern oder Kinder den Test ablehnen? In NRW gilt die Widerspruchslösung, das heißt Erziehungsberechtigte oder volljährige Schüler müssen per Formular ihr Veto einlegen. Was passiert nach dem Bürgertest? Spätestens 30 Minuten nach dem Abstrich wird das Ergebnis per E-Mail oder SMS verschickt. In anderen Fällen muss man nach dem Test einige Zeit warten und dann das Testergebnis auf einem Zettel abholen. Einige Anbieter arbeiten auch mit QR-Code. Ein positives Ergebnis löst in allen Fällen obligatorisch eine Meldung ans Gesundheitsamt aus.

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