Köln – Die Kölner Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz (Grüne) und der Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli fordern Ministerpräsident Armin Laschet auf, sich stärker für in der Türkei inhaftierte Menschen aus NRW einzusetzen.
Anlass ist der Sieg von Ministerpräsident Erdoğan bei den Wahlen und die Festnahme der Kölner Sängerin Hozan Canê in Istanbul vor zehn Tagen. Canê wird vorgeworfen, Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK gemacht zu haben. Der Kölner Sozialwissenschaftler Adil Demirci befindet sich seit April in Haft. Am Mittwoch nahmen Aymaz und Akhanli an einer Mahnwache am Wallrafplatz teil.
Eine weitere Person aus Köln befindet sich in der Türkei in Haft – die Familie möchte nicht, dass der Fall öffentlich wird. „Es gibt noch viele weitere Fälle aus NRW: auch Menschen, die die Türkei nicht verlassen dürfen, aber anonym bleiben wollen“, sagt Aymaz. „Es ist Laschets Aufgabe, die Inhaftierungen zu thematisieren – gegenüber der Bundeskanzlerin, und gern auch, wenn er das nächste Mal mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu spricht.“
Akhanli wurde 2010 inhaftiert, Aymaz reist nicht mehr in die Türkei
Aymaz spielte damit auf den Auftritt Cavusoglus zum Gedenktag 25 Jahre nach dem Solinger Brandanschlag an – Laschet wollte, dass Cavusoglu auch im Landtag spricht, Aymaz und der türkischstämmige Akhanli wurden von Landsleuten dafür angefeindet, dass sie öffentlich an den Genozid der Türken an den Armeniern erinnerten – schon Jahre, bevor der Bundestag die Gräueltaten vor 100 Jahren als Völkermord bezeichnete.
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Akhanli wurde 2010 bei dem Versuch der Einreise in der Türkei inhaftiert. 2017 wurde er in Spanien festgenommen, weil die Türkei ihm den Prozess machen wollte.
Aymaz sagt, sie reise seit dem Putsch 2016 nicht mehr in die Türkei. „Dies ist für alle kritischen Stimmen mit ernstzunehmenden Risiken verbunden und kommt daher für mich auch erst einmal nicht in Frage.“