Gemeindebund über Flüchtlingsströme„Die Lage ist ähnlich dramatisch wie 2015“

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Geflüchtete Köln Messe 2 gepixelt

Die Geflüchtete aus der Ukraine kommen am Kölner Hauptbahnhof an. Sie sollen künftig auch in einer Messehalle unterkommen.

Düsseldorf – Der Städte- und Gemeindebund NRW hat Bund und Länder aufgefordert, die Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine zu entlasten. Eckhard Ruthemeyer, Präsident des kommunalen Spitzenverbands, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Vielen ist noch nicht klar, dass die Lage inzwischen ähnlich dramatisch ist wie 2015. Täglich wächst die Zahl der Kommunen, in denen keine Unterkünfte mehr frei sind und die Menschen notgedrungen in Turnhallen untergebracht oder weitergeschickt werden. Bund und Land müssen jetzt bei der Verteilung von Flüchtlingen schnell Ordnung schaffen, am besten direkt mit einer Registrierung bei der Einreise“, so der Bürgermeister der Stadt Soest.

Damit ließe sich eine Zuweisung sowohl auf Europa als auch die Bundesländer und Kommunen viel besser organisieren, sagte Ruthemeyer. „Wir brauchen so bald wie möglich einen Mechanismus, mit dem wir die Belastung gleichmäßig verteilen. Ein bewährtes Instrument dafür sei die Wohnsitzauflage.

Auflage würde Kommunen Planungssicherheit geben

„Flüchtlinge bekommen dann mit der Registrierung vorübergehend einen festen Aufenthaltsort zugewiesen“, so Ruthemeyer. „Das würde den Kommunen ermöglichen, mit halbwegs belastbaren Größen zu planen und ausreichend Plätze in Kitas und Schulen oder auch Sprachkursen zu schaffen“, so der Präsident des Städte- und  Gemeindebundes. Er erwarte zudem, dass „klares Bekenntnis von Bund und Land“, dass den Kommunen alle Kosten für Unterbringung, Versorgung und Integrationsangebote eins zu eins erstattet werden. Aus eigenen Mitteln könnten die Städte und Gemeinden „das unmöglich stemmen.“

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Fehler von 2015 dürften sich nicht wiederholen

Sebastian Hartmann, Innen-Experte der SPD im Deutschen Bundestag, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, die Fehler von 2015 dürften sich in der aktuellen Krise nicht widerholen. „Bund und Länder müssen jetzt gemeinsam viel Geld in die Hand nehmen, um die gewaltige Integrationsaufgabe bis hin zur Unterbringungsfrage zu stemmen.

Hartmann Sebastian dpa

Sebastian Hartmann von der SPD.

Auch, wenn es zu einem schnellen Waffenstillstand kommt, werden viele Familien, deren Wohnungen zerstört sind, nicht sofort in ihre Heimat zurückkehren können. Die finanziellen Lasten dürfen nicht an den Kommunen hängen bleiben.“

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Der frühere Landesvorsitzende der NRW-SPD bekräftigte, die Integration der Geflüchteten sei eine europäische Aufgabe. „Putin versucht, die EU durch den von ihm erzeugten Migrationsdruck auseinanderzutreiben. Das darf ihm nicht gelingen. Eine gemeinsame Bewältigung der Flüchtlingsfrage ist existenziell dafür, damit Europa angesichts der neuen militärischen Bedrohung durch Russland eine Zukunft hat.“

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