Kommentar zu KontaktregelnNiemand traut sich, Weihnachtsfest den Stecker zu ziehen

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Weihnachten Familie

Vielen Familien ist Weihnachten heilig – das weiß auch die Politik.

  • Bund und Länder werden vermutlich eine großzügige Ausnahme der Kontaktbeschränkungen über Weihnachten beschließen.
  • Damit macht sich die Politik allerdings auch angreifbar. Nach den Festtagen könnten die Zahlen nach oben schnellen.
  • Ein Kommentar

Bund und Länder wollen sich bei einer Videokonferenz auf die Corona-Regeln bis zum 20. Dezember festlegen. Während die Kontakte vor den Festtagen eingeschränkt werden sollen, sind über Weihnachten Lockerungen geplant. Das geht aus einem gemeinsamen Papier der Länder hervor. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unterrichtete den Landtag über die Linie der Landesregierung vor dem Corona-Gipfel. Geht es nach den 16 Ministerpräsidenten, sollen über Weihnachten Feiern von bis zu zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten möglich sein. Wer möchte, kann sich also alleine zwischen Heiligabend bis zum 2. Feiertag theoretisch mit 29 Verwandten oder Freunden treffen. Der Nachwuchs darf dabei mitkommen: Kinder unter 14 Jahren sollen nicht mitgezählt werden.

Das ist eine sehr großzügige Regelung. Die Politik will sich nicht vorwerfen lassen, den geplagten Familien das auch noch Weihnachtsfest zu vermiesen. Mitten in der Coronakrise wird der gemeinsame Verzehr des Entenbratens von der Regierung quasi zum Staatsziel erklärt. Mancher reibt sich verwundert da die Augen. Sind da dieselben Politiker am Werk, die Jugendsport, Musikabende und Theater verboten haben?

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Einmal mehr steht die Glaubwürdigkeit der Politik auf dem Spiel. Kaum ist es in den vergangenen Tagen mühevoll gelungen, den exponentiellen Anstieg der Ansteckungskurve zu stoppen, wird eine neue Welle von Infektionen über Weihnachten schon wieder mit eingepreist. Niemand traut sich, auch dem Weihnachtsfest den Stecker zu ziehen, was ja offensichtlich das Vernünftigste wäre. Damit ist klar, dass das Auf und Ab der Inzidenzwerte munter weiter gehen wird. Das hat mit einer langfristigen Strategie wenig zu tun. Diejenigen, denen der Lockdown finanziell die Luft abdrückt, werden für diese Inkonsequenz wenig Verständnis haben.

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Vorziehen der Weihnachtsferien ist kluger Schritt

Dennoch gilt auch: Für viele Menschen ist Weihnachten ein wichtiges Fest der Begegnung. Es ist gut, wenn Großeltern an den Festtagen ihre Enkel treffen können, die sie in den vergangenen Monaten oft nur selten gesehen haben. Das Vorziehen der Weihnachtsferien, das auf eine Initiative von NRW hervorgeht, ist ein kluger Schritt, um die Begegnungen sicher zu machen. Feste im engsten Familienkreis sollten ganz entspannt möglich sein.

Große Zusammenkünfte, die an den Festtagen traditionell in vielen Familien anstehen, sollten aber besser vertagt werden. Auch Silvesterpartys, die ja nicht selten aus dem Ruder laufen, passen nicht in die Zeit. Niemand kann ein Interesse daran haben, dass das Hangeln von Teil-Lockdown zu Teil-Lockdown noch tief bis ins nächste Jahr weiter geht. Die Weiche dafür, wie die Krise weiter verläuft, wird über Weihnachten gestellt. Dieser Verantwortung sollten sich alle bewusst werden.

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