Laschets Absturz als MahnungWüst muss die CDU in NRW hinter sich versammeln

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Wüst CDU NRW

Der bisherige Verkehrsminister wird Nachfolger Armin Laschets als Regierungschef in NRW.

Köln – Verkehrsminister Hendrik Wüst soll die NRW-CDU in die Zukunft führen. Das hat Ministerpräsident Armin Laschet der Partei am Dienstagabend vorgeschlagen. Wüst galt seit langem als Favorit für den Spitzenposten. Er verfügt als einziger Bewerber über das Landtagsmandat, das die NRW-Verfassung verlangt, um einen Politiker vor Ablauf der Legislaturperiode zum Regierungschef wählen zu können.

Wüst muss es nun gelingen, den Landesverband hinter sich zu versammeln. Denn zuvor hatte es Kritik an einer solchen Lösung gegeben. Viele in der CDU hätten sich eine Frau als Spitzenkandidatin gewünscht. Auch der beliebte NRW-Innenminister Herbert Reul ist kein Fan des Kandidaten. Der Münsterländer Wüst gilt manchem in der CDU als zu konservativ. Er ticke eher wie Söder als wie Laschet, heißt es. Wie das in den bürgerlichen Milieus von NRW ankommt, wird sich zeigen.

Entscheidung für Wüst war alternativlos

Wüst ist im Vergleich zum populären Innenminister Reul, der sich das Amt des Parteivorsitzenden auch zugetraut hätte, der Öffentlichkeit in weiten Teilen noch unbekannt. Eine Popularitätsrendite darf Wüst von seinem bisherigen Minister-Amt nicht erwarten. Die Investitionen in die Infrastruktur haben für die Pendler noch keine spürbare Erleichterung gebracht. Wer viel baut, produziert noch mehr Staus.

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Die Entscheidung für Wüst war indessen alternativlos. Nach den Erfahrungen um die Kandidatenaufstellung der Union für die Bundestagswahl wäre ein monatelanger Führungsstreit in der NRW-CDU wohl einem politischen Suizid gleichgekommen. Eine Übergangslösung, die Wüsts Gegner ins Gespräch gebracht hatten, hätten dem Spitzenkandidaten den Startvorteil gekostet, mit einem Amtsbonus ins Rennen zu gehen. Jetzt hat er immerhin ein paar Monate Zeit, um sich im Land bekanntzumachen und sich Renommee zu erwerben.

Laschet vor Karriere-Aus

Mit dem Votum für Wüst geht auch die Regierungszeit von Laschet in NRW nach vier Jahren zu Ende. Er hat mit der Kanzlerkandidatur alles auf eine Karte gesetzt – und steht nun vor dem Karriere-Aus. Dies zeigt erneut, dass Aufstieg und Fall in der Politik oft nah beieinanderliegen. Als Regierungschef von NRW hat er wenig Fehler gemacht. Wäre er in der Landespolitik geblieben, hätte Laschet wohl gute Aussichten auf eine Wiederwahl gehabt. Doch Laschet wollte höher hinaus. Er hat alles auf eine Karte gesetzt. Sollte er nicht Kanzler werden, wird er auch in Berlin keine große Rolle mehr spielen. Und auch der CDU in NRW droht der Machtverlust.

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Ein Scheitern Laschets wäre ein Mahnmal für die CDU, das dem neuen Spitzenkandidaten nutzen könnte. Denn bei der Wahl des Ministerpräsidenten im Landtag ist Wüst auf alle Stimmen der schwarz-gelben Koalition angewiesen. Auch die größten Kritiker wissen, was die Stunde geschlagen hat: Nur mit einem geschlossenen Auftritt kann die NRW-CDU ihre Chancen auf einen Sieg bei der Landtagswahl im Mai 2022 wahren.

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