Magere ArbeitsbilanzStreit um Zukunft der Metropolregion

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Der Lobbyverband Metropolregion Rheinland hat seinen Sitz in Köln.

Köln – Seit seiner Gründung im Jahr 2017 muss der Verein „Metropolregion Rheinland“ mit Kritik leben: Zu groß, zu teuer, zu ineffektiv. Nun wird auch intern die Kritik lauter: Der Rhein-Sieg-Kreis droht offenbar mit einem Austritt. Auch andere Mitglieder wie der Landschaftsverband Rheinland sollen intern ihren Unmut bekundet haben. So wie es zurzeit laufe, könne es nicht bleiben, sagt der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller. Er will bei der Mitgliederversammlung am 2. Juli für den Vorsitz kandidieren, „wenn die Rahmenbedingungen stimmen“.

Die Ankündigung ist nicht ohne Brisanz: Für den Zustand eines Vereins ist stets auch seine Führung verantwortlich. Vorsitzende der Metropolregion ist Kellers ehemalige Chefin, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Geschäftsführung des Vereins liegt bei Ulla Thönissen und Kirsten Jahn. Diese war Fraktionschefin der Kölner Grünen. Als Reker sie nach der Kölner Klüngelaffäre um Stadtwerke-Posten beim Wechsel auf die gut bezahlte Stelle unterstützte, gab es viel Kritik.

Bessere Lobbyarbeit gefordert

Der Verein ist ein Zusammenschluss von 22 Kommunen, der Städteregion Aachen und der Industrie- und Handelskammern der Region. Das Ziel ist, mit einer gemeinsamen Interessenvertretung für innovative Impulse zu sorgen und auf anderen Ebenen Lobbyarbeit für die Region zu machen. Das Rheinland solle als „Metropolregion von europäischer Bedeutung im nationalen, europäischen und globalen Wettbewerb“ erfolgreicher und attraktiver werden.

Alles zum Thema Henriette Reker

Es gibt offensichtlich Unstimmigkeiten darüber, wie die Ziele konkret erreicht werden sollen. Die Arbeitsberichte der Verantwortlichen stoßen auf viel Kritik, die Perspektiven des Vereins, der seinen Sitz im Köln-Triangle-Turm in Köln-Deutz hat, seien unklar.

Auch Reker ist nicht komplett zufrieden

Auch aus dem Umfeld der Kölner Oberbürgermeisterin ist zu hören, dass „noch nicht alles so ist, wie wir das wollen“. Aus der Austrittsdrohung des Rhein-Sieg-Kreises oder der Ankündigung des Düsseldorfer OB eine tiefe Krise oder gar ein Zusammenbrechen des Vereins abzuleiten, sei aber falsch. Es gebe keinen Konflikt zwischen Reker und Keller, heißt es sowohl im Kölner wie im Düsseldorfer Rathaus. Man sei seit der Kommunalwahl in einem engen Austausch. Kellers Ankündigung sei „keine Gegenkandidatur“, so seine Sprecherin.

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Zurzeit hat der Verein noch eine ziemlich aufgeblähte Struktur mit einem riesigen Vorstand. Die Verschlankung ist Konsens, doch was das für die konkrete Arbeit bedeutet, ist offenbar noch nicht ganz klar. Das Budget des Vereins liegt bei einer Million Euro, die von den Kommunen und den Kammern bezahlt werden müssen.

Allein für Miete 150.000 Euro

Ein Großteil des Etats geht für Fixkosten drauf: Die Miete im schicken Büroturm soll 150.000 Euro pro Jahr betragen, fürs Personal werden 500.000 Euro veranschlagt. Wie viel an Spielräumen durch das begrenzte Budget bleiben, ist umstritten. Nicht nur im Rhein-Sieg-Kreis glaubt man, dass sie größer sind, als es die aktuelle Arbeitsbilanz der Geschäftsführerinnen hergibt. Keller fordert, dass die Lobbyarbeit besser werden muss. Er will eine „professionelle Positionierung“ auf der Bundesebene und in Europa. Das solle das primäre Ziel des Vereins sein.

Kirsten Jahn als Sprecherin der Geschäftsführung verweist auf eine schwierige Aufbauphase, die durch die Corona-Pandemie noch komplizierter geworden sei. So sei es zum Beispiel kaum möglich gewesen, Lobbyarbeit zu betreiben, die eben auch auf persönliche Kontakt angewiesen ist. Alles was inhaltlich passiere und für die Zukunft überlegt werde, sei mit dem Vereinsvorstand abgestimmt. „Hier wird doch nichts im stillen Kämmerlein erarbeitet.“ Die Metropolregion sei auf dem richtigen Weg. 

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