Schulen in NRWUkrainische Schüler sollen möglichst schnell am Unterricht teilnehmen

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Yvonne Gebauer, Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, bei der Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch. 

Düsseldorf – Ukrainische Kinder und Jugendliche sollen so schnell wie möglich in das nordrhein-westfälische Schulsystem integriert werden. Eine separate Beschulung solle die Ausnahme bleiben, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Schulausschuss des Landtages. Die SPD warnt derweil davor, die „wundgeriebenen Lehrkräfte“ mit der Betreuung der Geflüchteten alleine zu lassen. 

Kommen Geflüchtete privat unter, beispielsweise bei Freunden oder Verwandten, melden sie zum Teil jetzt schon ihre Kinder an einer Schule an. In diese Fällen solle der Schulbesuch grundsätzlich ermöglicht werden, so Gebauer. Für alle anderen Geflüchteten besteht die Schulpflicht, sobald die Familie einer Kommune zugewiesen wurde und dort einen Wohnsitz erhalten hat. Die Familien werden über Flyer auf ukrainisch über das Schulsystem in Nordrhein-Westfalen informiert und persönlich beraten, anschließend erhalten sie einen Schulplatz. 

Das Ministerium folge einen integrativen Ansatz, so Gebauer. Je nach Sprachkenntnissen werden die Kinder direkt in eine reguläre Klasse eingegliedert oder in einer Willkommensklasse unterrichtet. Das Deutschlernen stehe im Mittelpunkt. 

Alles zum Thema Jochen Ott

Derzeit prüfe das Ministerium inwieweit geflüchtete ukrainische Lehrkräfte unterstützend eingesetzt werden. Hierfür sei eine zentrale Registrierung und ein Portal geplant, so Gebauer. Zudem will die Landesregierung Lehramtsstudenten als Lernbegleiter einstellen sowie pensionierte Lehrkräfte reaktivieren. 

SPD fordert Entlastung der Lehrkräfte

Die Grünen forderten im Ausschuss, die geflüchteten Kinder rasch mit digitalen Endgeräten und Lernräumen mit W-Lan auszustatten. „So können sie digitale Lernmaterialen aus der Ukraine nutzen und auch in dieser schwierigen Lage ihre Abschlüsse machen“, sagt Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin.

Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, warnt vor einer Überlastung der Lehrkräfte. Diese seien durch zwei Jahre Pandemie bereits „an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit“, zudem müssten Kölner Schulen unzählige Kinder ablehnen, weil sie keine Kapazitäten mehr haben. Es sei nicht gelungen, im Rahmen des Aufholprogrammes nach Corona zusätzliche Lehrkräfte in Köln einzustellen.

Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ fordert Ott eine Entlastung der Lehrer: „Wo können wir Abstriche machen, damit uns die Lehrer nicht in die Knie gehen?“ Dies könne bei der Implementierung von bestimmten Lehrplänen sein, das Korrekturaufkommen müsse reduziert werden. Zudem fordert er den Einsatz von Mitarbeitenden der Jugend- und Flüchtlingshilfe Köln in Schulen. Bei bürokratischen Aufgaben, bei der Registrierung und bei der Beschaffung von Materialien sei Hilfe von Land und Kommunen gefragt. „Wir dürfen nicht wie 2015 darauf setzen, dass engagierte Lehrkräfte diese Aufgabe übernehmen“, so Ott. 

Gebauer: „Es ist wichtig, den Ängsten entgegenzuwirken“

Nur mit genügend Vorbereitungszeit, so Ott, können die Lehrer eine weitere Herausforderung bewältigen: Sie müssen den Krieg in der Ukraine altersgerecht erklären. Einige Elternvertreter würden bereits von Kindern erzählen, die im Unterricht weinen, weil sie Sorge haben, ihre Eltern könnten eingezogen werden. „Kinder und Jugendliche sind bei moralischen Bewertungen sehr leicht zu instrumentalisieren“, sagt Ott. Gerade in Zeiten der sozialen Medien müssen Lehrkräfte die Bilder aus der Ukraine im Unterricht einordnen. 

Auch Gebauer appellierte im Schulausschuss an Lehrkräfte, das Gespräch mit den Schülern zu suchen. „Es ist wichtig, den Ängsten entgegenzuwirken“, so Gebauer. Ihr Ministerium habe den Schulen eine Materialsammlung zukommen lassen.  

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Die Landesregierung kündigte zudem an, noch in dieser Woche über die Maskenpflicht und die Pflicht zu regelmäßigen Corona-Tests in Schulen zu entscheiden. Gebauer verwies dabei auf den Entwurf der Bundesregierung für ein neues Infektionsschutzgesetz, laut dem ab dem 20. März voraussichtlich die meisten Corona-Auflagen wegfallen. Die Schulen würden noch in der laufenden Woche über die neuen Regelungen informiert. SPD und Grüne kritisieren die Überlegung, die Maskenpflicht zu beenden.

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