Musik an der UniWie in einer großen Familie

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unichor melina dederichs foto christoph göttert

Melina Dederichs singt seit vier Jahren im Unichor.

Im Dezember 1987 traf sich eine kleine Schar musikbegeisterter Studierender und gründete an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf das Universitätsorchester. Mittlerweile ist das Orchester zu einem Kulturträger der Stadt geworden – und tritt oft gemeinsam mit dem Unichor auf. Zwei Studenten berichten, wie es ist, Teil eines solchen Ensembles zu sein.

Guter Einstieg für Neue

Schon beim Beginn ihres Psychologiestudiums an der Düsseldorfer Universität war für Melina Dederichs klar: Ihre große Leidenschaft, das Singen, möchte sie in ihrer neuen Uni-Stadt weiter ausleben. So wurde sie bereits im ersten Semester Teil der Chorgemeinschaft und singt inzwischen seit vier Jahren im Unichor. „Ich schätze vor allem die Gemeinschaft. Der Chor ist eine riesige Gruppe bunt gemischter Leute, die die Musik verbindet“, sagt Dederichs. „Im Chor habe ich meine besten Freunde kennengelernt, die mich durch mein Studium begleitet haben und dies hoffentlich noch lange weiter tun werden.“ Sie fühle sich im Chor wie in einer großen Familie, was gerade für Leute, die neu in der Umgebung sind oder ihr Studium aufnehmen, ein guter Einstieg sei.

Weitere Angebote

Köln

Big-Band-Trompeten, Posaunen, Saxofone und Gesang, in dieser Besetzung spielt die Big Band The Swingcredibles der Uni Köln. Rund 20 Mitglieder hat die Gruppe aus Studenten und Ehemaligen, gespielt wird Jazz pur. Rock und Pop bleiben außen vor. Das Niveau ist hoch, sodass Neumitglieder keine blutigen Jazz-Anfänger sein sollten. Regelmäßig geben The Swingcredibles Konzerte in Köln und an anderen Hochschulen. Die Big Band ist Teil des Collegium Musicum der Universität Köln. Zu ihm gehören unter anderem ein Sinfonie- und ein Kammerorchester, der Unichor, ein Jazzchor, ein Madrigalchor und eine Choralschola sowie das Gagaku-Ensemble, das als einziges in Europa altjapanische Hofmusik aufführt.

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Münster

Ob geistliche Kammerchormusik, ein Oratorienchor oder ein Madrigalchor: Wer in Münster singen möchte, kann aus einem großen Angebot wählen. Zudem gibt es eine Big Band, einen Posaunenchor, das Galaxy Brass Blechbläserensemble sowie das Studenten- und Sinfonieorchester.

Bonn

Der Jazzchor der Universität Bonn hat sich den jazzigen Arrangements des 20. Jahrhunderts verschrieben, die von Abwandlungen früherer Ragtime-Kompositionen bis hin zu bekannten Standards von Cole Porter, Irving Berlin und George Gershwin reichen. Campus Brass wiederum ist ein orchesterübergreifendes Blechbläserprojekt, in dem vielfältige Literatur für Blechbläserensembles einstudiert wird. Außerdem gibt es eine Big Band sowie verschiedene Orchester und Chöre.

Aufregendes Vorsingen

Um Teil dieser Gemeinschaft zu werden, muss ein Vorsingen absolviert werden. Denn der Chor der Heinrich-Heine-Universität singt anspruchsvolle Kompositionen auf hohem Niveau wie Ludwig van Beethovens „9. Sinfonie“, Felix Mendelssohn Bartholdys „Paulus“ oder die Requiems von Giuseppe Verdi, Antonín Dvořák und Johannes Brahms. „Das Vorsingen war schon aufregend“, sagt die 22-Jährige. „Die Atmosphäre war aber sehr entspannt und freundlich, und es waren nur der Dirigent und der Pianist anwesend. Ich sollte ein selbst einstudiertes Stück singen und dann ein unbekanntes vom Blatt. Davor hatte ich sehr viel Respekt, durch die Klavierbegleitung fiel es mir allerdings leichter als erwartet.“

Konzerte in Südkorea und Japan

In den vergangenen vier Jahren habe sie sich musikalisch weiterentwickelt, sagt die Studentin. „Dirigentin Silke Löhr erklärt oft musiktheoretische Konzepte sowie die Hintergründe der Musik, die wir singen. Dadurch erhalten wir einen besonderen Zugang zu den Stücken.“ Zusätzlich werde mehrmals im Semester eine professionelle Stimmbildung angeboten. „Außerdem treten wir etwa alle zwei Jahre gemeinsam eine Konzertreise an. Gerade komme ich beispielsweise von Konzerten in Südkorea und Japan“, erzählt Dederichs begeistert.

Die Proben sind Pflicht

Aufgrund der Professionalität des Chores ist Anwesenheit bei den wöchentlichen Proben Pflicht. „Wir sind eine große Gruppe. Da ist es wichtig, dass alle auf dem gleichen Stand sind“, sagt Dederichs. Sie beschäftigt sich mit der Musik auch zu Hause. „Wenn ich mich in ein schönes Stück verliebe, bekomme ich es nicht aus dem Kopf und freue mich, es zu Hause anzuhören und zu singen – sehr zum Leid meiner Mitbewohnerin. Die ist seit letztem Semester jedoch selbst im Unichor.“

Ein Hornist im Jurastudium

uniorchester cornelius fuchs foto christoph göttert

Als Hornist ist Kornelius Fuchs Teil des Orchesters der Düsseldorfer Uni.

Seit fast sieben Jahren ist Kornelius Fuchs Teil des Düsseldorfer Uniorchesters. Der 29-Jährige schreibt derzeit seine Dissertation im Zivilrecht und startet demnächst sein juristisches Referendariat. Sein Instrument ist das Horn. Auf das Orchester aufmerksam wurde er dank des Tipps einen befreundeten Hornisten. „Für ein Laienensemble hat es eine besonders herausragende Qualität und einen hohen musikalischen Anspruch, wodurch das Musizieren auf einem hohen Niveau möglich ist, was mir viel Freude bereitet“, sagt Fuchs. „Außerdem kann ich dort immer wieder neue und interessante Leute kennenlernen und Freundschaften knüpfen.“

Schauen, ob es menschlich passt

Um Teil des Orchesters zu werden, müssen Interessierte vorspielen. Zwei Stücke sollen die Tonqualität sowie das technische Können demonstrieren. „Das klingt allerdings wilder, als es ist. Dem As­pi­ranten begegnet sehr viel Wohlwollen, und es geht mehr darum zu schauen, ob es menschlich passt. Mich hat das gezielte Vorbereiten auf das Probespiel gleichzeitig wieder mehr ans Üben gebracht“, sagt Fuchs.

Zeitaufwand je nach Engagement

Für den Juristen ist es auch immer wieder erstaunlich zu sehen, dass die Musik es ermöglicht, nach langen Arbeitstagen abschalten zu können und konzentriert zu musikalischen Höchstleistungen zu gelangen. Der zeitliche Aufwand sei für die Orchestermitglieder „nach oben offen“. „Ich habe zwei Jahre lang als Präsident und Schriftführer im Vorstand des Orchesters mitgewirkt und weiß daher, was es bedeutet, neben der Musik die organisatorischen Aufgaben eines Orchesters zu bewältigen“, sagt Fuchs. „Kommt dann noch die Organisation einer Reise – wie unsere Konzerttour nach Spanien im vergangenen Jahr – hinzu, kann ein solches Amt auch gut und gerne zeitweise zum Fulltime-Job werden.“

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