Cayuga-EntenSchimmernd wie ein lebender Smaragd

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Felix Koehler gehört zu den wenigen deutschen Züchter der Cayuga-Enten. BILD RUN

Felix Koehler gehört zu den wenigen deutschen Züchter der Cayuga-Enten. BILD RUN

Bergisch Gladbach – Er wünschte sich zwei Kühe und bekam 20 Hühner: Als Felix Koehler noch ein Kind war, wollte er unbedingt Landwirt werden und ganz viele Tiere halten. „Mein Vater war davon nicht so begeistert.“ Immerhin erlaubte er dem Jungen, Hühner zu züchten. Im Laufe der Jahre blieb es aber nicht dabei. „Bei einer großen Rassegeflügel-Ausstellung in der Kölner Messe habe ich vor ungefähr 20 Jahren zum ersten Mal Cayuga-Enten gesehen“, erzählt er. Die schwarzen Vögel gefielen Felix Koehler nicht zuletzt wegen ihres schwarzen Gefieders, das grün-blau changiert. „Irgendjemand hat einmal gesagt, dass diese Enten im Sonnenlicht glänzen wie lebende Smaragde“, sagt der heute 29-Jährige. Damals kaufte er auf der Messe nicht nur, wie geplant, Zwerghühner, sondern kurzerhand auch ein paar Cayugas.

Wenige Jahre später begann er mit der Zucht, die Enten lösten schließlich die Hühner ab. Aus Koehlers Sicht haben sie neben ihrer Schönheit weitere Vorteile: „Cayuga-Enten sind ausgeglichen und werden zahm, außerdem können sie nicht fliegen.“

Schnatternde Wachhunde

Heute lebt auf Koehlers Grundstück in Moitzfeld eine etwa 50-köpfige schwarz-schimmernde Entenschar - nebst einigen Zierenten, Gänsen und Hühnern sowie den Katzen „Joy“ und „Tiger“. Während die ausgewachsenen Zuchtenten über die Weide watscheln, Gras fressen oder in ihrem Teich baden, kuscheln sich in einem Stall die mehrere Wochen alten, schwarzen Küken aneinander. „Hier drinnen sind sie vor dem Fuchs geschützt“, sagt Koehler und streut ihnen Futter in eine kleine Schale. Die Küken haben im Stall eine Wärmelampe - quasi als Ersatz für das Muttertier. „Eine Wärmequelle ist das Wichtigste für die Kleinen“, betont Koehler, der die Eier von einer Brutmaschine ausbrüten lässt. „Cayuga-Enten sind nicht so zuverlässig“, erklärt er, „außerdem würden die Krähen die Brut gefährden.“ Gegen deren Angriffe könnten auch die beiden Pommerngänse nicht helfen, die neben den Enten „wohnen“ und jeden Fremden - egal ob er zwei oder vier Beine hat - mit lautem Geschnatter zu vertreiben suchen.

Wie Felix Koehler erklärt, ist die Entenzucht eine diffizile Angelegenheit: „Enteneier sind sehr empfindlich. Sie brauchen in der Brutmaschine eine konstante Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und kontinuierlich exakt 37,8 Grad.“ Und auch bei optimalen Verhältnissen schlüpften nach rund 30 Tagen gerade mal aus der Hälfte der Eier Küken. „Bei Hühnern, die ohnehin viel mehr legen als Enten, beträgt die Schlupfquote rund 90 Prozent“, vergleicht Koehler. Wenn die Tiere ausgewachsen sind, bleibt die Haltung aufwändig. „Man benötigt pro Ente mindestens zehn Quadratmeter Weideland als Auslauf, hinzu kommt ein Teich.“ Sonst bekämen die Tiere kein glänzendes Gefieder.

Trotzdem empfindet Berufsfeuerwehrmann Koehler, der im Nebenberuf als Garten- und Landschaftsbauer tätig ist, das Züchten als „entspannendes Hobby. Es ist einfach schön zu sehen, wie die Tiere um einen herum groß werden“. Zudem reizt den mehrfach preisgekrönten Züchter, der in der Vergangenheit auch schon mal Deutscher Meister der Rassegeflügelzüchter war, der Wettkampfaspekt. „Es ist interessant zu sehen, wie die Juroren die Tiere bei den Ausstellungen bewerten.“ Felix Koehler selbst befindet: „Von der Form her sind meine Enten schon perfekt, nur die Füße sind noch zu hell.“ Er schmunzelt, setzt hinzu: „Mit der Zeit wird man immer ehrgeiziger.“ Tiere, die nicht dem Standard entsprechen, werden entweder verkauft oder geschlachtet. „Das ist die dunkle Kehrseite dieses Hobbys“, sagt Koehler. Immerhin wisse er dann, dass die Vögel bei ihm ein gutes Leben hatten.

Sorgen macht dem 29-Jährigen, der Mitglied im Rasse- und Ziergeflügelzuchtverein Bechen ist, der fehlende Nachwuchs bei den Züchtern - und damit auch der drohende Verlust der Rassegeflügel-Vielfalt. „Die Tiere sind davon abhängig, dass es Menschen gibt, die sich um sie kümmern, die in die Zucht Zeit und Geld investieren“, argumentiert Koehler. Es gebe bereits Rassen, deren Fortbestand bedroht sei. Vor diesem Hintergrund findet der Gladbacher es bemerkenswert, dass es für die Cayuga-Enten „außer mir derzeit noch etwa sieben, acht andere Züchter in Deutschland gibt“.

Ein anderes Problem sei, dass immer mehr Kinder und Jugendliche den Bezug zur Natur und zu Tieren verlören. Um dem entgegenzuwirken, hat Koehler nicht nur seine fünfjährige Tochter Emily an das Hobby herangeführt: „Sie ist voriges Jahr Rheinische Jugendeinzelmeisterin der Rassegeflügelzucht geworden“, erzählt er stolz.

Jüngst hat er der Awo-Kindertagesstätte Villa Wichtel in Bensberg 28 Eier und eine Brutmaschine überlassen. „Die Kinder mussten sich komplett darum kümmern: die grünlichen Eier wenden, einmal täglich kühlen und mit Wasser besprühen.“ Anfangs hätten die Mädchen und Jungen wenig Bezug dazu gehabt. „Dann haben wir die Eier mit einer Lampe durchleuchtet, und die Kinder konnten den Herzschlag der Embryonen sehen. Da war die Begeisterung groß.“ Als 14 Küken endlich schlüpften, haben nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und Erzieher wie gebannt vor der gläsernen Brutmaschine gehockt.

Küken im Kindergarten

Nach dem Schlupf waren die flauschigen Küken etwa eine Woche in der Kita, wo sie von den Kindern behütet wurden. Der große Erfolg der Aktion hat Felix Koehler in seiner Idee bestätigt. Inzwischen hat die Kita bereits einen Ausflug zu Koehler unternommen - „damit die Kinder wissen, wo die Enten leben und wie sie aussehen, wenn sie groß sind“, erklärt Eva Kramm, kommissarische Leiterin der Einrichtung.

Im nächsten Jahr will Koehler wieder einem Kindergarten beziehungsweise einer Schule Enteneier anbieten. Vielleicht zieht zwischendurch das erstgeschlüpfte Entchen, das in der Villa Wichtel auf den Namen „Sophie“ getauft wurde, samt künftigem Partner auf das Gelände der Kita um. Kramm: „Einen Teich dafür haben wir auf jeden Fall.“

koehler.felix@web.de

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