Das Problem mit der „Müllschleuse“

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Elektronik im Wegwerfzeitalter: Mit einer durch Chipkarten gesteuerten Müllschleuse und konsequenter Abfall-Trennung konnten Seeberger Mieter ihr Müllaufkommen deutlich senken.

Elektronik im Wegwerfzeitalter: Mit einer durch Chipkarten gesteuerten Müllschleuse und konsequenter Abfall-Trennung konnten Seeberger Mieter ihr Müllaufkommen deutlich senken.

Eine Hausgemeinschaft produziert nachweislich nur sieben Liter Müll pro Person und Woche - gezahlt werden muss aber für 20 Liter.

Seeberg - „Müllreduzierung ist in Köln wohl unerwünscht“, wundert sich Jörg Hillgärtner, Geschäftsführer der Activa Hausverwaltungs-GmbH. Die von der Firma betreute Eigentümergemeinschaft Schaafhausenstraße / Taepperweg hat für 15 000 Euro eine „Müllschleuse“ angeschafft. Damit konnte das Müllvolumen der 137 Bewohner in dem Gebäudekomplex auf sieben Liter pro Woche und Person reduziert werden. Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) berechnen dennoch 20 Liter. Dieser Wert ist in der AWB-Satzung als Mindestmenge verankert. Hausverwaltung und Eigentümer fühlen sich nun für ihr Umwelt-Engagement bestraft.

„Mit Hilfe der Müllschleuse können wir genau erheben, wer wie viel Abfall produziert“, erklärt Hillgärtner. Für jede der 54 Seeberger Wohnungen gibt es eine Chipkarte, die eine Klappe zur Schleuse öffnet. Bei einer Öffnung gelangen 15 Liter Müll in die Schleuse; gezählt wird die Anzahl der Klappenbenutzungen. Ausschließlich „Restmüll“ darf eingebracht werden, „Grüner Punkt“-Abfall sowie Altglas und -papier müssen in öffentlichen Wertstoff-Containern entsorgt werden. „Die Bewohner trennen sehr intensiv“, sagt Hillgärtner, „manche geben sogar den Bio-Müll einem Nachbarn mit, der einen Garten hat.“

„Eine wöchentliche Leerung der Container würde ausreichen“, weiß der Geschäftsführer, „die AWB kommt trotzdem zweimal, obwohl dann in den Behältern fast nichts drin ist.“ Hillgärtner sieht sich von den AWB schlecht informiert. Denn als er die Müllschleuse im Jahr 2000 auf der Kölner Messe „Entsorga“ entdeckte, hatte die AWB ihren Stand ausgerechnet neben der Firma aufgebaut, die die Schleusen herstellt.

Eine Analyse habe ergeben, dass „35 Liter Müll pro Woche und Person in Köln durchschnittlich anfallen“, erklärt Carla Stüwe, bei der Verwaltung zuständig für Fragen der Abfallentsorgung. 20 Liter seien die Mindestabgabemenge. „Dieser Maßstab passt nicht auf alle, keine Frage“, räumt Stüwe ein. Allerdings sortierten manche eben mehr oder weniger fleißig. Bei den vor allem in Großwohnsiedlungen eingesetzten Müllschleusen gebe es oft Probleme, berichtet die Verwaltungs-Mitarbeiterin. „Manche Bewohner nutzen die Anlage nicht und entsorgen ihren Abfall irgendwo.“ Zudem werde der Müll in den Schleusen stärker gepresst, wodurch bei gleichem Volumen eine größere Menge entstehe. „Die AWB prüft derzeit die Befüllung von Müllschleusen“, so Stüwe weiter. Da aber zu allen vier Jahreszeiten untersucht werden müsse, sei mit einem Ergebnis frühestens im kommenden Jahr zu rechnen.

Das kann die Hausverwaltung indes nicht beeindrucken. Durch die 20-Liter-Klausel in der AWB-Satzung werde jedes Bemühen der Abfallverminderung „direkt im Keim erstickt“, schreibt Activa in einer Pressemitteilung.

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