Man reißt sich um ihr Imperium

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Herta Reiss steht mit ihrer besonders charmanten Art oft im Mittelpunkt.

Herta Reiss steht mit ihrer besonders charmanten Art oft im Mittelpunkt.

Die Ära Herta Reiss geht zu Ende. Während die Gastronomin mit einem Kompagnon weiter machen wollte, setzt die Messe lieber auf ein neues Konzept mit einer eigenen Betriebsgesellschaft.

Über Jahrzehnte hat die Reiss-Messe-Restaurants GmbH & Co KG Gesellschaft das Bild der Kölner Messe kulinarisch geprägt. Und - mit den Dependancen in Düsseldorf und Hannover - umgerechnet 25,5 Millionen Euro Jahresumsatz gemacht. Die zweite Hälfte der Kölner Messe-Gastronomie obliegt Jochen Blatzheim.

Die opulenten Dekorationen, das Tafelsilber, die Perfektion des an den Tafeln Gebotenen waren Markenzeichen und ein Stück unverwechselbarer, bundesweit beachteter „Kölner Handschrift“ von Herta Reiss. Was sie bot und noch bis zum 30. Juni bietet, hatte ein hohes Niveau und eine individuelle Handschrift.

Nun will die gerade 68 Jahre alte gewordene, vielfach ausgezeichnete Grand Dame sich zurückziehen; die Debatte um ihre Nachfolge in Köln ist - anders als sie es sich gewünscht hätte - öffentlich geworden. „Ich hatte alles vorbereitet, einen kundigen Kompagnon gefunden, mit dem ich den Betrieb gemeinsam weiter geleitet, mich aber auf beratende Begleitung beschränkt hätte. Meine Ärzte haben mir wegen meines Herzleidens dringend empfohlen, kürzer zu treten“, sagt Herta Reiss.

Doch dieser Konstruktion erteilte die Messe überraschend eine Absage - und geht nun mit dem Ziel, eine eigene Betriebsgesellschaft für die ehemalige Reiss-Gastronomie zu gründen, in die Nachfolgerwahl.

Dem Vernehmen nach existieren zwei Varianten. Entweder, die Messe entscheidet sich für Kontinuität und damit für eine Lösung mit einem renommierten Kölner Gastronomiebetrieb. Oder sie wählt ein national (nicht nur) auf Messen agierendes Großunternehmen als Caterer. Messe-Chef Jochen Witt hat in den vergangenen Monaten bereits diverse Gespräche geführt, Mitte Februar spätestens soll der Aufsichtsrat eine Entscheidung fällen.

Über Kandidaten und Strukturen des erwogenen Konzepts indes schweigt er sich aus. Das würde die Verhandlungen empfindlich stören, hieß es gestern. Ähnlich reagieren Sprecher beider in der Endrunde stehenden Unternehmen. Weder das Hotel Excelsior Ernst noch die Stockheim Restaurationsbetriebe (Düsseldorf) wollten zu MesseAmbitionen Stellung nehmen. Aus Hannover, wo Herta Reiss rund ein Drittel der Messe-Restaurantplätze bewirtschaftete, zieht sich ihre Firma zurück. Den Düsseldorfer Messe-Part übernimmt Herta Reiss' Tochter Ulrike, die sich aus familiären Gründen aber nicht auch die Leitung der Kölner Firma aufbürden wollte. Die rund 120 fest angestellten Kräfte müssen um ihren Job nicht bangen - ihr Arbeitsplatz sei unter jeder neuen Ägide sicher. Und was wird aus der legendären Silber- und Porzellansammlung? Herta

Reiss: „Das wäre Verhandlungssache. Aber ich neige dazu, sie zu behalten, wir machen ja in Düsseldorf weiter.“

Die Erfolgsgastronomin mit der aufwendigen, blonden Hochsteckfrisur will in Köln bleiben - wo sie auch wegen ihres sozialen Engagements geschätzt wird. Die gebürtige Oldenburgerin, stets elegant gekleidet, fühlt sich wohl hier, „wo so viele Menschen als meine Gäste mir das Vertrauen geschenkt haben. Dafür bin ich dankbar“.

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