Köln – „Aus Südwest nähern sich heute warme und sehr feuchte Luftmassen NRW“, heißt es am Freitagsmorgen um 8:45 Uhr im hydrologischen Vorab-Bericht des nordrhein-westfälischen „Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz“ (Lanuv). Durch das „hohe Gewitter- und Unwetterpotential“ am Nachmittag und abends sei „anfangs in den südlichen Landesteilen, später dann verbreitet mit gebietsweise heftigem Starkregen um 40 l/m² in kurzer Zeit, stellenweise auch extrem heftigem Starkregen über 60 l/m², Hagel sowie schweren Sturmböen zu rechnen - vereinzelte Tornados sind nicht ausgeschlossen“.
Wetterwarnung wie diese, weitergegeben unter anderem an die Fachabteilungen der Bezirksregierungen, sind tägliche Routine des Landesamtes. Auch der Hinweis darauf, was die erwarteten Ereignisse wohl für den Pegelstand des Rheins bedeuten könnten. Erstmals aber sind in dem Bericht, der am Freitag um 13 Uhr noch einmal aktualisiert wurde, auch die Werte eines neuen Hochwasservorhersagesystems miteingeflossen, in dem es um die kleineren Flüsse in NRW geht.
Modellprojekt mit kleineren Flüssen
Zahlreiche Messvorrichtungen der Pegelstände in kleineren Flüssen wurden mitgerissen, als die Jahrhundertflut im Juli vergangenen Jahres für Verwüstungen auch in Nordrhein-Westfalen sorgte. 48 Menschen verloren ihr Leben, wohl auch weil die Behörden im Blindflug agierten, das Unheil nicht kommen sahen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dies zukünftig ändern zu müssen, sei eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Katastrophe, sagte Staatssekretär Heinrich Bottermann vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium Anfang Mai bei der Vorstellung eines Modellprojektes in Duisburg. 14 kleinere NRW-Flüsse, darunter die Sieg, die Erft und die Ruhr, würden ab sofort an ein „modellbasiertes Hochwasservorhersagesystem“ angeschlossen. Im System sind nach Angaben der Bezirksregierung Köln unter anderem die Pegel Niederschelden, Eitorf und Menden für die Sieg, für die Rur der Pegel Linnich und für die Erft der Pegel Bliesheim.
„Signifikant steigende Wasserstände“
Das Projekt sei noch in den Anfängen, betonte ein Sprecher des Landesumweltamtes am Freitag. Wetterlagen wie im Moment dienten auch dazu, die Verlässlichkeit des Prognose-Moduls zu überprüfen und im Zweifel zu verbessern. Derzeit werde bei den Gewässern „von Südwest ausbreitend für den Zeitraum ab 16 Uhr mit stellenweise rasch und potentiell signifikant steigenden Wasserständen gerechnet“, heißt es im hydrologischen Vorab-Bericht am Mittag.
Es zeichne sich die Tendenz ab, „dass trotz des derzeitig prognostizierten Schwerpunkts der Niederschläge in der Nordwesthälfte – eher die südlichen Gewässersysteme von Rur und Erft sowie in Teilen Pegel an Ruhr und Werre eine stärkere Reaktion auf die Wetterlage zeigen werden“.
„Rasche und deutliche Anstiege der Wasserstände bei kleineren Bächen“
Auch wenn sich die Vorhersagen insgesamt abgeschwächt haben, bestehe nach aktuellen Berechnungen bei manchen Verläufen beispielsweise für die Erft weiterhin die Möglichkeit, „dass im Laufe des Abends Vorwarnstufen oder der Informationswert 1 überschritten werden“. Beim „Informationswert 1“ können laut Definition land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden. Aber auch „leichte Verkehrsbehinderungen auf Hauptverkehrs- und Gemeindestraßen sind möglich“, so das Lanuv.
Auch aufgrund der Ungewissheit, wo genau es zu Starkregen kommen könnte, sei eine exaktere Vorhersage derzeit noch nicht möglich. „Durch den voraussichtlich lokal begrenzten, kleinräumigen Charakter“ der Niederschläge würden „vor allem an kleineren Bächen rasche und deutliche Anstiege der Wasserstände die Folge sein“. Keine Bäche aber seien derzeit noch „nicht Bestandteil des verwaltungsinternen Testbetriebs der Hochwasservorhersage“.