Kreis EuskirchenEin Überblick über die Versorgungslage in der Region

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Die Situation in den Flutgebieten ist teilweise noch provisorisch.

Die Situation in den Flutgebieten ist teilweise noch provisorisch.

Eifelland – In den Tagen nach der Hochwasserkatastrophe plagte die Menschen in vielen Bereichen des Kreises Euskirchen auch die Sorge, wo und  wie sie sich mit Lebensmitteln versorgen können.  Zahlreiche Supermärkte und Discounter sind durch  die Wassermassen zerstört worden, ihre Wiedereröffnung liegt noch in weiter Ferne.  Bei anderen waren die Schäden längst nicht so gravierend und sie haben den Betrieb wieder aufgenommen.

Bad Münstereifel

Der Netto-Markt,  Kölner Straße 39, ist geöffnet, ebenso die Edeka-Märkte an der Kölner Straße 47 und an der Dorfstraße 23 in Schönau. Die Edeka-Backstube   in Eicherscheid ist noch geschlossen, ebenso der Rewe in Bad Münstereifel.

Bitburg-Prüm

Den Eifelkreis Bitburg-Prüm hat es stellenweise stark getroffen, es gibt erhebliche Hochwasserschäden. Laut Kreisverwaltung funktioniert aber die Infrastruktur in großen Teilen, Nahversorger haben geöffnet. Allerdings sind in dem Eifelkreis am Samstag noch mindestens 80 Straßen gesperrt, sodass es riskant ist, auf gut Glück und ohne Ortskenntnis einen Einkauf im Nachbarkreis zu wagen.

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Blankenheim

Der Rewe-Markt von Alexander Bell hat am Samstag geöffnet. „Die Leute kommen aus Schuld, weil in der anderen Richtung die Brücke zerstört ist“, erzählt er. Auch aus Euskirchen, Schleiden und aus Schönecken würden die Menschen kommen. Für die Einwohner von Wershofen habe ein Kunde eine Spende von 10 000 Euro freigegeben, für die diese einkaufen dürften.

Eine Frau, die alles verloren hat und nun verzweifelt Babynahrung sucht, wird hier fündig. Finanziert wird ihr Einkauf durch eine Spende aus dem Pfandbonautomaten. „Das geht einem schon an die Nieren“, sagt Alexander Bell.

Er versuche nun, Mitarbeiter aus anderen Märkten zu bekommen, denn der Andrang sei auf die Dauer nicht zu stemmen. „Wir haben Urlauber, die kaufen Holzkohle und Grillfleisch, und die anderen für das nackte Überleben“, erzählt er .

Dahlem

Wann die Netto-Filiale an der Schmidtheimer Straße 30 wieder öffnet, steht nach Angaben des Unternehmens noch nicht fest. Auch sie wurde vom Hochwasser getroffen. Unter Hochdruck seien die Ausräum- und Sanierungsarbeiten im Gange.

Euskirchen

Beide Penny-Märkte am Jülicher Ring 27 und der Gerberstraße 25 haben nach Angaben der Pressestelle wieder geöffnet. Der dm-Markt an der Neustraße wurde von den Überschwemmungen schwer getroffen. Er wird wegen der Renovierungsarbeiten rund vier Monate geschlossen bleiben. Die Edeka-Märkte an der Billiger Straße 46 und der Christian-Schäfer-Straße 24 (Flamersheim) sind geöffnet. Geschlossen ist der Rewe-Markt im Veybachcenter.

Hellenthal

Die Netto-Filiale in  Blumenthal ist  durch das Hochwasser massiv beschädigt worden.   Wann sie wieder öffnet, ist nach Angaben des Unternehmens   unklar. Nach Informationen dieser Zeitung stehen der Abriss und ein anschließender Neubau im Raum.

Kall

Die Märkte im Industriegebiet sind geöffnet. Massiv beschädigt wurde jedoch   das Rewe-Center im Ortskern.  Für alle Märkte in der Region sei man  in Gesprächen mit Gutachtern, Versicherungen und Vermietern, so  Christiane Preisen, Pressesprecherin Region West bei Rewe: „Unser Ziel ist es, unsere Standorte so schnell wie möglich wieder zu eröffnen.“  Das sei aber erst möglich, wenn alle offiziellen Freigaben vorlägen. Für die Zeit der Marktschließung würden auch individuelle  Lösungen geprüft. Das Center in Kall wurde nach Informationen dieser Zeitung   von einem Statiker geprüft.  Der kam zu dem Ergebnis, dass das Gebäude stehen bleiben kann. Doch bis  im Markt wieder Waren verkauft werden können, wird es noch dauern.   Große Teile der  Inneneinrichtung wie    Kühlschränke und Gefriertruhen  sind zerstört. Derzeit laufen die Aufräumarbeiten. Einige Shops, wie   Optiker Kohl,  Imbiss Günes und Bäcker Milz  haben aber schon wieder  geöffnet. Auf dem Parkplatz  machte am Freitag erstmals der Wochenmarkt Station, der vom Platz am Rathaus umgezogen ist.

Mechernich

In Kommern und Mechernich ist die Versorgungslage noch gut. Aus Schleiden, Kall, Schwerfen und anderen Ortschaften kommen die Menschen zum Einkauf. Anita Kohlgrab aus Kall berichtet: „Eine Apotheke ist geplündert worden, und auch im Schuhcenter Esser haben Menschen die Ware einfach mitgehen lassen.“ Sie ist nach Kommern gekommen, um die dringlichsten Dinge einzukaufen.

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Hamsterkäufe sind am Samstag bei den Discountern kaum zu beobachten. Bei Euronics XXL sind Kühlschränke und Waschmaschinen ausverkauft und sollen erst am Montag wieder nachgeliefert werden.

Während in einigen Geschäften Backwaren fehlen, sind in anderen die Kühlregale leer. Da das Trinkwasser abgekocht werden muss, viele aber noch von der Stromversorgung abgeschnitten seien, ist stilles Wasser Mangelware. „Die Milchfabrik hat zwei ihrer Fahrzeuge mit Trinkwasser gefüllt für die Bevölkerung. Allerdings muss das auch erst abgekocht werden“, erzählt Paul-Heinz Schröteler.

Nettersheim

Im Rewe-Markt in Nettersheim sind am Samstag die Regale gut gefüllt, nur bei den Nudeln und dem Klopapier tun sich Löcher auf. Doch Nachschub steht bereit. Teilweise sind auch die Tiefkühltruhen wieder befüllt, nachdem die durch den tagelangen Stromausfall verdorbene Ware entsorgt worden ist. „Wir sind heute Morgen beliefert worden“, so Marktleiterin Zade Maschollaj. „Riesig“ sei die Nachfrage im Aldi in Zingsheim, so ein Mitarbeiter. Fast alles sei vorrätig, trotz der Probleme auf den Autobahnen werde beliefert.

Karl-Heinz Klos vom Edeka-Markt in Tondorf berichtet: „Wir haben eine horrende Nachfrage!“ Viele Kunden würden aus Ahrweiler kommen. Seitdem klar sei, dass man kein Leitungswasser mehr trinken soll, würden viele Wasser kaufen wollen. Am Samstagmorgen sei eine frische Lieferung gekommen, doch die Regale sind bald schon wieder geleert.

Schleiden

Sowohl der Nahkauf in Schleiden als auch der Rewe  im Gewerbegebiet Oberhausen wurden massiv beschädigt.   Michael Rieck steht in Gummistiefeln  vor seinem Markt in Oberhausen, der noch   Monate geschlossen bleiben muss. Doch die Lösung für die Nahversorgungsprobleme im Schleidener Tal entsteht zurzeit auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums. In einem großen Zelt wird Rewe für die Übergangszeit ein Komplettangebot  anbieten . „Das war ein absoluter Schnellschuss“, sagt Hans-Peter Caspers von der Rewe-Zentrale. Bereits zum fünften Mal baue er ein solches Zelt auf: „Doch bei den anderen hatten wir immer einen Vorlauf.“  „Das ist phänomenal, wie schnell das ging, nicht nur für mich als Kaufmann“, sagt Rieck. Vor allem gehe es darum, die Nahversorgung im Schleidener Tal aufrechtzuerhalten. Am Donnerstag, 19 August, wird der Zelt-Markt eröffnet –  wenn  keine technischen Schwierigkeiten auftreten. Zelt, Einrichtung und Regale werden von Rewe angemietet und aufgebaut. Rund 1250 Quadratmeter Verkaufsfläche können dann genutzt werden. Gegenüber den 2600 Quadratmetern  im Hauptgebäude ist das eine Einschränkung. Daher  werde  nicht jeder Artikel vorhanden sein. Was nicht in dem Verkaufszelt vorgehalten werden kann, könne aber  aus dem ebenfalls von Rieck betriebenen Rewe-Center in Simmerath beschafft   und innerhalb von zwei Tagen verfügbar sein.   Doch fast alle Sortimente, die der Kunde gewohnt sei, würden  angeboten. Auf Textilien und Elektronikartikel werde verzichtet. Die Metzgereitheke und die   Bäckerei Milz werden  jedoch zum Angebot gehören, genau wie  der Friseur und der Blumenladen von Gerd Geschwind.

Weilerswist

In Weilerswist waren in den geöffneten Märkten am Samstag nach der Flutkatastrophe leere Regale  und Kühltheken zu beobachten. Seit Donnerstag hat dort der  Penny-Markt an der Parkallee 18   wieder zu den gewohnten Zeiten geöffnet. Ebenso geöffnet ist der Edeka-Markt an der Bonner Straße 6.

Zülpich

Für den  Edeka-Markt an der Bonner Straße 34  vermeldet die Pressestelle, dass der Markt geöffnet ist.

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