Die rechte Hand von RekerAndreas Wolter soll Erster Bürgermeister von Köln werden

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Arbeiten eng zusammen: Oberbürgermeisterin Henriette Reker und ihr Stellvertreter Andreas Wolter.

Arbeiten eng zusammen: Oberbürgermeisterin Henriette Reker und ihr Stellvertreter Andreas Wolter.

Schleiden/Köln – Ein Eifeler Jung schickt sich an, in der Weltstadt Köln politische Karriere zu machen: Andreas Wolter, vielen im Schleidener Tal, noch durch sein kommunalpolitisches Engagement für die Grünen im Schleidener Stadtrat und im Euskirchener Kreistag bekannt, soll Erster Bürgermeister der Stadt Köln und damit auch erster Stellvertreter von Oberbürgermeisterin Henriette Reker werden.

Zur Person

Andreas Wolter wurde 1964 in Schleiden geboren. Er wuchs in Olef auf besuchte die Städtische Realschule in Schleiden. 1983 wurde er Mitglied der Grünen. Der gelernte Banker und Finanzfachmann lebt heute in Köln in einer eingetragenen Partnerschaft und hat zwei Töchter.

In seiner Freizeit joggt er oder übt Weitsprung. Zudem ist er Mitglied im Verkehrsclub Deutschland, im Kölner Verein KLuST, im Verein Windenergie Nordeifel, Förderverein Nationalpark Eifel, im SC Janus Köln und Vorsitzender des gemeinnützigen Fördervereins Köln-Yarinacocha (Peru). (wki)

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Die Wahl steht auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung, die am 5. November stattfinden soll. Seine Erfahrungen in der Eifel, so sagt Wolter, haben ihm am Rhein geholfen: „Ich habe in Schleiden viel gelernt, was ich in Köln gebrauchen konnte.“

Seit 20 Jahren wohnhaft in Köln

Der 56-Jährige war, wie er erzählt, mit Unterbrechungen von 1986 bis zum Jahr 2000 für die Grünen im Schleidener Stadtrat aktiv und auch mehrere Jahre im Kreistag vertreten. „1999 bin ich als grüner Bürgermeisterkandidat gegen Christoph Lorbach angetreten“, berichtet Wolter, der damals knapp 23 Prozent der Stimmen holte.

Vor 20 Jahren zog der 56-Jährige nach Köln und startete dort eine neue politische Laufbahn. „2004 habe ich in einem Bezirk der Innenstadt mit Rudolfplatz, Neumarkt und Barbarossaplatz ein Direktmandat geholt“, sagt Wolter. Dreimal in Folge habe er das Mandat geholt. Danach habe er den Ortsverband gewechselt und sei in Braunsfeld, Lindenthal und Müngersdorf angetreten. „Der Wahlkreis war seit Kriegsende in CDU-Hand gewesen. Trotzdem habe ich gleich das Direktmandat geholt.“ Ein großes Thema im Wahlkampf sei damals wie heute der geplante Ausbau des Trainingsgeländes des 1. FC Köln gewesen.

Einsatz für den Nahverkehr

Mit großer Mehrheit wählte ihn der Stadtrat 2014 zum dritten Bürgermeister. „Ich habe in dieser Funktion viel Netzwerkarbeit gemacht. Als Mitglied im Rat der Gemeinden und Regionen Europas und Vorsitzender des europäischen Klima-Bündnisses europäischer Kommunen sowie als Vorstandsmitglied in verschiedenen Gremien des Städtetages konnte ich viele Kontakte knüpfen“, berichtet der 56-Jährige: „Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg und im Nahverkehr Rheinland kämpfe ich mit den Kollegen aus dem Kreis Euskirchen für Verbesserungen auf der Eifelstrecke.“

Ein Höhepunkt kam 2016: „Da durfte ich vor der UNO in New York über die Themen Migration und Flucht sprechen.“ Viele hätten in dieser Zeit wissen wollen, welche Auswirkungen die mit Übergriffen verbundene Silvesternacht auf die Stadt und die Menschen hatten. Er habe in vielen Sitzungen darüber gesprochen.

Von Grünen-Fraktion nominiert

Nicht vergessen wird Wolter auch seinen Besuch 2018 im russischen Wolgograd. In der Partnerstadt von Köln wurde an die Schlacht von Stalingrad vor 75 Jahren erinnert. „Wegen starken Schneefalls musste ich drei Tage länger bleiben als geplant. Die russischen Gastgeber haben spontan ein tolles Unterhaltungsprogramm auf die Beine gestellt.“

Nach der Kommunalwahl wurde Wolter von der Grünen-Fraktion als Erster Bürgermeister nominiert. „Das wird jetzt eine ganz andere Aufgabe werden. Ich muss viel mehr Termine für die Oberbürgermeisterin übernehmen“, weiß Wolter schon, was auf ihn zukommen wird. Bislang habe er als Bürgermeister eine 70-Stunden-Woche gehabt: „Da kommt jetzt noch einmal eine Schippe drauf.“

3000 bis 4000 Termine im Jahr

Die Oberbürgermeisterin habe 3000 bis 4000 Termine im Jahr. Davon könne sie rund 900 selbst erledigen. Der Rest werde auf die insgesamt vier Bürgermeister verteilt: „Da ist man dann als Erster Bürgermeister auch erster Ansprechpartner.“ Deshalb werde er auch den Vorsitz im Verkehrsausschuss abgeben.

Einen geregelten Wochenablauf werde es künftig nicht mehr geben: „Man ist in seinem Terminkalender gefangen.“ In einer so großen und schnelllebigen Stadt wie Köln gebe es immer wieder neue Aufgaben. Die Rhein-Metropole habe mit rund fünf Milliarden Euro einen größeren Haushalt als manch kleines Bundesland. Das bedeute für die ehrenamtlichen Politiker eine große Verantwortung. „Aber die Arbeit im Stadtrat funktioniert letzten Endes auch wie in Schleiden.“

Vertretung für Reker bei Veranstaltungen

So ein Ehrenamt könne man nur ausüben, wenn man einen verständnisvollen Arbeitgeber habe. „Ich bin manchmal nur ein Drittel der Zeit im Büro.“ Wolter arbeitet als Diplom-Betriebswirt im Rechnungswesen der Firma Brunata in Hürth. Als Erster Bürgermeister müsse man häufig auch kurzfristig für Termine zur Verfügung stehen.

Die Arbeit mit der Oberbürgermeisterin beschreibt Wolter als vertrauensvoll. „Ich kenne sie seit fast zehn Jahren und habe auch schon mit ihr als Dezernentin gut zusammengearbeitet. Auch privat haben wir ein gutes Verhältnis“, sagt Wolter. Er vertrete Reker und die Stadt Köln bei zahlreichen Anlässen wie Ausstellungseröffnungen, dem Besuch internationaler Delegationen, Konferenzen, Jubiläen oder auch beim Karneval. „Da muss man sich schon aufeinander verlassen können.“ Dabei kommt Wolter zugute, dass er Englisch, Französisch und Spanisch spricht.

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Den Kontakt in die Eifel und zum Heimatort Olef hat Wolter nie verloren: „Meine Mutter und meine Schwester leben dort. Es ist für mich der Rückzugsort am Wochenende.“ Er sei viel unterwegs und kenne fast alle Wanderwege in der Region. „Die Gründung des Nationalparks Eifel war eine richtige Entscheidung.“ Er habe sich zu einem „Markenzeichen der Region“ entwickelt: „Ich kenne viele junge Leute aus Köln, bei denen die Eifel hoch im Kurs steht.“

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