Karneval 2024So schön sind die Jecke der Stadt Schleiden – Nostalgie-Alarm bei den Morhahne

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Kunterbunt und herrlich jeck wird in Herhahn und Morsbach gefeiert. Eine als Pippi Langstrumpf verkleidete Karnevalistin hebt einen kleinen Jungen hoch.

Die Bärenstarke Pippi (Sandra Ulbrich) kann sogar Batman (Jan Ulbrich, 4) heben. Sie ist Teil des Vorstandes der KG de Morhahne.

So schön ist Karneval: Hier fassen wir die Highlights der Stadt Schleiden zusammen. Groschen hätte man in Herhahn-Morsbach verwenden können.

An den Karnevalstagen finden Sie hier die schönsten Bilder aus dem Schleidener Stadtgebiet.

In Herhahn und Morsbach werden flott und jeck die Straßen saniert

Nostalgie-Alarm in Herhahn: Als Kaugummiautomaten ziehen vier Herhahner Freundinnen durch den Zoch. Angeblich funktionieren die sogar. Allerdings: „Nur, wenn Du einen Groschen hast!“ Nach 35 Jahren Zoch-Teilnahme noch ein kreatives Motto zu finden, sei gar nicht so leicht gewesen, berichten die Frauen.

An einem 50. Geburtstag sei die Idee zu den Kaugummi-Automaten gekommen. „Das erkennen die Kinder zwar nicht, aber das kann man ja erklären“, wurden Einwände schnell beiseitegeschoben. Nur einmal haben sie sich zum Besprechen der Kostüme gesprochen, danach habe das jede alleine zu Hause vorbereitet. Nach so vielen Jahren laufe das wie geschmiert in der Gruppe.

Eulen, Kaugummiautomaten und Co.

Morsbach und Herhahn feiern raderdoll

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Mehr Vorbereitungszeit   brauchten da die Eulen um Norbert Becker. Die Gruppe besteht ebenfalls aus Freunden aus Herhahn und Morsbach und war nach langer Pause wieder im Zoch dabei. Mit ihren Federmasken und tollen Kostümen stahlen sie dabei fast allen die Schau. Zwei Wochen haben sie gebastelt, berichtete eine Eule. Unterstützt wurden sie vom Wildfreigehege Hellenthal, das Utensilien wie einen Falkner-Handschuh für Becker zur Verfügung stellte.

Etwas politisch ging es derweil bei der Gruppe rund um Julia Jansen zu, ebenfalls alles Morsbacher und Herhahner. Als Helfertrupp Straßensanierung liefen sie in kunterbunten Latzhosen und Bauhelmen im Zoch mit. „Wenn man hier durch die Dörfer zieht, weiß man, wovon wir sprechen“, sagte Jansen. Wie zum Beweis weist die Straße wenige Schritte weiter einige Risse auf.

Die machen sich alle viel Mühe, das muss man belohnen, indem man zuschaut!
Petra Hilgers

Auch viele Gäste aus Dreiborn, Ettelscheid und Gemünd waren zum Zoch gekommen. Und weil so ein langer Zoch nicht immer flüssig läuft, galt es das ein oder andere Mal, eine Pause zu überbrücken: Die Olefer Junggesellen, als Müllmänner verkleidet, machten eine gemeinsame Pinkelpause auf der Wiese neben der Straße. Ein paar Meter weiter nutzten einige Wilde Kerle vom Junggesellenverein Dreiborn die Wartezeit für eine Runde Fußball.

Begeistert vom Zoch zeigten sich die beiden Schwestern Sandra Jäger und Petra Hilgers, die seit ihrer Kindheit immer wieder zum Elternhaus nach Herhahn zurückkehren, um sich das Jeckespill anzuschauen. „Das gehört einfach dazu“, sagte Hilgers: „Die machen sich alle viel Mühe, das muss man belohnen, indem man zuschaut!“

Die weiteste Anreise hatte an diesem Sonntag aber vermutlich der sieben Jahre alte Matti Best. Er war samt seiner Familie aus Hannover angereist. Der Grund: Seine Großeltern wohnen hier und seine Mutter reist jedes Jahr zum Fastelovend in die Heimat. Einmal jeck, immer jeck.


Dreiborn feiert den neuen Termin am Karnevalssamstag

Das war deutlich. Mit einem fulminanten Karnevalszug lieferte der Vereinsbund ein schwer zu widerlegendes Argument für die Verlegung des Rosenmontagszugs auf den Samstag – der Tag, den die Schleidener im Stadtgebiet bislang exklusiv für sich hatten. 27 Wagen und Fußgruppen, dazu Hunderte Zuschauer, ergaben ein Bild, bei dem den Karnevalsfreunden das Herz aufging.

Viel sagen wollte Zugleiter Stefan Hilgers vom Vereinsbund nicht mehr zu der Verlegung. Allerdings machte er deutlich, dass darüber mehrfach gesprochen worden sei. „Es gab den Plan, in Schleiden einen stadtweiten Kinder- und Jugendzug anzubieten. Das wollten wir Dreiborner auch unterstützen.“ Die Idee sei allerdings fallengelassen worden. Nun müsse über die Zukunft geredet werden. „Wir wollen nichts kaputtmachen“, betonte er.

Statt Rosenmontag

Drommert hat einen neuen Feiertag

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Doch eigentlich stand das Feiern im Mittelpunkt. Angeführt vom Musikverein Concordia Dreiborn ging der Zug kreuz und quer durch den Ort, um schließlich sein Ende an der Bürgerhalle, dem einstigen Saal Hilgers, zu finden. Mit an der Spitze auch Prinz Robin I. und Prinzessin Babs, die aus den Höhen ihres überdimensionalen Footballs die Fahrt durch ihr Drommerter Herrschaftsgebiet genossen.

Anders als von ihnen gewohnt, hatten die 3 lustigen Zwei ihr Wikinger-Lagerfeuer mal ohne technische Raffinessen gestaltet. Denn nicht nur Weihnachten kommt immer so plötzlich, Karnevalssamstag ist nicht viel anders. „Es war in dieser kurzen Session nicht genug Zeit, etwas Aufwendiges zu bauen“, sagte einer aus der Gruppe. Denn vor Silvester mache man sich noch keine Gedanken, als was die Gruppe Karneval gehen werde.

Jede ist mit rund 2000 Spiegeln besetzt, die einzeln geklebt wurden.
Stefan Franke über die selbstgebauten Discokugel-Hüte

Aus Harperscheid, Schöneseiffen und natürlich Dreiborn kommt die Gruppe um Stefan Franke. Seit rund 30 Jahren sind die jecken Eifeler Stammgäste im Dreiborner Zug – diesmal als Saturday Night Fever mit Discokugeln als Kopfbedeckung. „Jede ist mit rund 2000 Spiegeln besetzt, die einzeln geklebt wurden“, betonte Franke.

Stark vertreten waren die Jugendclubs. Ihrer Nebelmaschine hatten die Sistiger noch Verstärkung gegönnt und zündeten in der Ortsmitte auch Bengalos, die endgültig die Sichtweite auf null setzten. Doch kein Problem, so ein Karnevalszug ist eh höchstens im Schleichgang unterwegs. Auch aus Dreiborn, Olef, Ettelscheid und Wollenberg waren die Junggesellenvereine gekommen. Das Thema Monopoly hatte sich die Gruppe aus Miescheid zum Thema genommen, Wagen und Kostüme waren als „Miescheid-Edition“ gestaltet. Sie haben ein volles Programm: Auch in Udenbreth, Hellenthal und Hecken sind sie dabei.

Seit mittlerweile neun Jahren ist die KG Konfetti aktiv, die in Rescheid und Kamberg ihre Ursprünge hat. „Wir versuchen, aus der Masse herauszustechen“, sagte Matthias Kirchberg. So lässt sich die Gruppe immer viel einfallen, um gute Laune auf dem Zugweg zu verbreiten.

Ob Meereswesen oder Eskimos mit Eisbären, die die Gruppe um Frank Dardenne gewählt hatte: Den Zuschauern wurde auch von den Fußgruppen viel geboten. Die Dreiborner Vereine wie das Tambourcorps waren unterwegs und spielten gegen die allgegenwärtigen Musikkonserven an. Dabei war neben dem Musikverein auch das Tambourcorps unterwegs. Den Abschluss besorgten die „Drums and Pipes“, die mit „Scotland the brave“ und „Scheißegal, ob de Hohn bes oder Hahn“ an der Kirche vorbeizogen.


Ein kleiner, aber feiner Karnevalszug in Schleiden

Klein, aber fein. So lautete das Urteil der Zugteilnehmer über den Zug in Schleiden. Durch die Terminverlegung des Dreiborner Rosenmontagszuges auf Samstag war eine Doppelung entstanden, die so gelöst wurde, dass es in Schleiden bereits kurz nach 12 Uhr mittags losging. Das ist wahrlich nicht der attraktivste aller Karnevalstermine, sodass in Schleiden lediglich fünf Wagen und eine Fußgruppe sich auf die Fahrt und den Gang über den neuen Zugweg machten.

Da die Innenstadt nicht für den Karnevalszug zur Verfügung steht und dieser sich am Driesch auflösen musste, war stattdessen der Start an die Karl-Kaufmann-Straße verlegt worden. So kamen dort und an der Dronkestraße die Anwohner unversehens in den Genuss, nicht nur ein Fenster, sondern gleich einen Vorgarten zum Zoch zu haben.

Nicole Hergarten war begeistert. Sie hatte ihr Haus geschmückt und feierte mit Freunden den Umzug. „Wir sind bis Corona 13 Jahre lang im Zug mitgegangen und sind froh, dass er mal hier langfährt“, sagte sie. Auch Ingrid Schobel hatte ihr Haus geschmückt. Während ihr Mann Peter im ersten Stock den Umzug fotografierte, tanzte sie ausgelassen vor der Haustür.

Der Publikumszuspruch war hier durchaus verhalten, deutlich mehr Zuschauer standen an Auel und Burggarten. Bei vielen war die Karnevalsstimmung schnell da, während andere doch mit der frühen Startzeit zu kämpfen hatten. „Es fehlt das Mittagessen, die sollten eine Pommesbude aufstellen“, sagte einer.

Es fehlt das Mittagessen, die sollten eine Pommesbude aufstellen.
Meinung eines Zuschauers über die frühe Startzeit

Neben den Ettschelder Eechhörnche waren auch die KG De Morhahne und die KG Rot-Weiß Gemünd nach Schleiden gekommen. Sie waren am Zuganfang eingeteilt, da sie sich nach der Ankunft am Driesch sofort auf die Fahrt nach Dreiborn machten, wo der nächste Zug im Stadtgebiet wartete.

Einem neuen, gemieteten Karnevalswagen hatte die KG Blau-Weiß Schleiden. Das Motiv einer Eule, die einen Brand löscht, deutete Bianca Distelrath flott auf Schleiden um: „Erst sind wir abgesoffen, dann sind wir abgebrannt, und jetzt haben wir einen neuen Wagen.“

Wir haben ja auch Karnevalsmuffel im Team.
Ailleen Verhaegen

Zum ersten Mal dabei waren die Mitarbeiter des Vivant-Pflegedienstes, die kräftig für Stimmung sorgten. Sie hatten ihre Chefin Ailleen Verhaegen überredet, im Zug mitzugehen. Doch dabei solle es nicht bleiben. „Wir haben bei Radio Euskirchen das Wurfmaterial gewonnen und für den Fall hatte ich leichtfertig versprochen, dass das jetzt in jedem Jahr sein soll“, sagte sie lachend. Und für die Patienten sei gesorgt. „Wir haben ja auch Karnevalsmuffel im Team.“

Das wohl ungewöhnlichste Gefährt hatte Thomas Filmann aus Flamersheim dabei. Schon im Eiserfeyer Lichterzug war er mit einem ausrangierten THW-Fahrzeug unterwegs. Jahrzehntelang hatte es seinen Dienst getan, zuletzt in Heidenrod in Hessen, wo Filmann den Oldtimer auch erstanden hat. Inzwischen pflegt er gute Beziehungen zum Schleidener THW, sodass es für ihn Ehrensache war, auch im Zoch mitzumachen.


In Ettelscheid wird's richtig eng, wenn dr Zoch kütt

Wenn am Karnevalsfreitag auch im Stadtgebiet Schleiden der Straßenkarneval eröffnet wird, dann machen sich aus der ganzen Umgebung die Jecken auf den Weg in das 280-Seelen-Dorf. Nur etwas mehr als 400 Meter beträgt der Zugweg, doch es dauerte rund 90 Minuten, bis auch der letzte Wagen, auf dem das Ettelscheider Dreigestirn unterwegs war, am Ende des Weges angekommen war.

Ettscheld Alaaf!

In Ettelscheid beginnt der Schleidener Zochreigen

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Mehrere Tausend Zuschauer, die auf der engen Durchgangsstraße eine beachtenswerte Jeckendichte pro Quadratmeter produzierten, dazu 13 Großwagen und sieben Fußgruppen, die in einem sehr moderaten Tempo unterwegs waren, sorgten dafür, dass auch alle kleinen und großen Karnevalsfreunde auf ihre Kosten kamen.

Allen voran zogen die Schleedener Feuerpatschen ein. Sie hatten einen alten Schlauchanhänger, der unbeachtet 50 Jahre in ihrem Gerätehaus gestanden und dort die Flut überlebt hatte, zum Bagagewagen umgebaut und verteilten kräftig daraus Kamelle.

Prinzenwagen des Dreiborner Vereinsbundes hatte Probefahrt

Seine erste Probefahrt hatte der neue Prinzenwagen des Dreiborner Vereinsbunds. Prinz Robin I. und Prinzessin Babs hatten ein „American Football“-Design gewählt und standen selbst in einem überdimensionalen Football-Ei.

Zum ersten Mal nahmen die Karnevalisten von Rot-Weiß Gemünd an dem Zug teil. Sie hatten darauf verzichtet, einen ihrer Großwagen mitzunehmen, und waren in Fußgruppen unterwegs. „Es macht Spaß, und wir wollen die Ortsvereine unterstützen“, sagte Andreas Mertens, Vorsitzender der Rot-Weißen.

Es macht Spaß, und wir wollen die Ortsvereine unterstützen.
Andreas Mertens

Aus den benachbarten Orten Schleiden, Dreiborn, Scheuren und Morsbach, aber auch aus Hellenthal waren Gruppen gekommen, um sich schon mal für die kommenden Züge in Form zu bringen. Alleine vier verschiedene Gruppen hatten sich in Ettelscheid formiert, unter anderem auch die Nachbarschaft vom Ettelscheider Prinzen Vera I., die einen Prinzen-Pflegedienst ins Leben gerufen hatten.

Am Dorfgemeinschaftshaus moderierte Werner Doemsky den Zug, der allerdings auch mit aufgemotzter Verstärkeranlage immer wieder Probleme hatte, mit seiner Stimme gegen die dezibelstarken Großwagen anzukommen.


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Wir wünschen schöne Karnevalstage. Alaaf!

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