Leere FlüchtlingsunterkünfteGrüne: Zimmer für Obdachlose zur Verfügung zu stellen

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Sven Lehmann

Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen

  • Die Corona-Pandemie bedroht Obdachlose in besonderer Weise.
  • Die Grünen fordern Kommunen nun dazu auf, leere Flüchtlingsunterkünfte für die Obdachlosen zur Verfügung zu stellen.
  • Eine Richtlinie macht das möglich.

Düsseldorf – In NRW leben rund 5000 Menschen auf der Straße. Das Coronavirus bedroht sie in besonderer Weise: Viele Obdachlose sind gesundheitlich angeschlagen, es fällt ihnen schwer, den empfohlenen Hygieneschutz einzuhalten. „Es muss jetzt die Möglichkeit geben, dass Zimmer in Hotels und in Unterkünften für Geflüchtete an Wohnungslose vergeben werden“, sagte Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Köln, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bund und Land müssten die Städte dabei finanziell unterstützen.

Lehmann hatte sich bei einem Ortstermin mit dem Verein „Heimatlos in Köln“ über die prekäre Situation der Obdachlosen in der Coronakrise informiert. „An bestimmten Brennpunkten fehlt es aber an festen Anlaufstellen, an Essensausgaben und an sicheren Schlafplätzen“, sagte Lehmann. „Wir brauchen dringend mehr Wohnungen nach dem Ansatz Housing First, bei dem Obdachlose erst eine Wohnung bekommen und sich dann mit Unterstützung um ihre Probleme wie Schulden oder Sucht kümmern können“, sagte der Grüne.

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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann teilt die Sorge um die Gesundheit der Obdachlosen. „Gerade jetzt müssen wir darauf achten, dass die Ärmsten der Armen nicht noch zusätzlichen Härten ausgesetzt sind“, sagte der CDU-Politiker auf Anfrage. Städte wie Neuss, Düsseldorf und Mülheim/Ruhr würden die die Notunterkünfte jetzt auch tagsüber öffnen.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Köln schafft 100 neue Plätze

Laut NRW-Bauministerium ermöglicht die Richtlinie zur Förderung von Wohnraum für Flüchtlinge den Kommunen, dass leerstehende Unterkünfte auch anderen Personengruppen zur Verfügung gestellt werden können. Freie Kapazitäten sind vorhanden: In Köln ging die Zahl der Geflüchteten im März auf 7147 Personen zurück – im Jahr 2016 mussten noch rund 13.200 Menschen untergebracht werden.

Bislang konnte die Stadt ihre Hotelkapazitäten zur Unterbringung von Obdachlosen um 100 Plätze erweitern. „Eine erhöhte Nachfrage an Unterbringungen konnte die Fachverwaltung jedoch noch nicht feststellen“, sagte eine Stadt-Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Der Caritasverband schlägt derweil vor, sanitäre Anlagen von Freibädern für Obdachlose zu öffnen.

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