In Teil drei unserer Serie über die Geschichte der Autobahn in Leverkusen geht es auch schon um die Bergische Autobahn, die spätere A1.
HistorieDas erste Kreuz der Leverkusener Autobahn war ein Kreis

Der alte Verteilerkreis als Kreuzung der heutigen Autobahnen 1 und 3. Rechts oben ist die Ausfahrt auf die Bismarckstraße zu sehen, die erste Auffahrt der Leverkusener.
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Am 28. September 1933 titelt die Bergische Post: „Weihe und Übergabe der Opladener Autostraße“, in der Unterzeile heißt es: „Die braune Uniform überwog“. Eröffnet wurde aber noch nicht die komplette Autobahn, die war längst noch nicht fertig, sondern nur ein kurzes Stück, das zunächst als Opladener Umgehungsstraße diente.
Das war das erste Teilstück der Autobahn im heutigen Leverkusen und es lag schon dort, wo heute die Bonner Straße liegt. Den Eröffnungstag zelebrierten die Nationalsozialisten als ihren Erfolg, aber sie hatten weder die Idee gehabt noch die Straße geplant. Die Opladener Kapelle der Sturmabteilung-Reserve (SAR) spielte Märsche. Das Band durchschnitt der Landeshauptmann, Nazi der ersten Stunde und spätere Gauleiter Heinrich Haake.
Das bevorzugte Baumaterial für die neue Autostraße war Beton, ungefähr 90 Prozent der Straßendecken bestanden aus Stahl-Zement. Wo es nicht genug Wasser zum Anmischen des Betons gab, verwendete man aber auch Asphalt. Waren Steinbrüche in der Nähe, legte man sogar Straßenpflaster, das aber nur in etwa drei Prozent der neuen Straßenfläche. Die Vorgabe: Möglichst eben und griffig müsse die Oberfläche sein, um hohe Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Bewuchs auf dem Mittelstreifen war noch erwünscht, er verhinderte, dass sich die Autofahrer gegenseitig blendeten.
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Zur Eröffnung ein Korso mit Todt und Tödtmann
Auf dem ersten Stück in Opladen waren die zwei äußeren Fahrspuren zuerst dunkel asphaltiert, die Überholspuren heller, in der Mitte teilte ein schwarzer Strich die Richtungen, erklärte der Festredner. Nach dem Durchtrennen des Bandes kam der obligatorische Autokorso, mit dabei waren hohe Beamte, Nazigrößen, Leverkusens Bürgermeister Wilhelm Tödtmann und SA-Mann Fritz Todt, Generalinspektor für das Straßenwesen.

Die Nazis hatten sie nicht geplant, aber eröffnen konnten sie die neue Teilstrecke 1933 in Opladen, nachdem sie gewählt worden waren.
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Der Reporter der „Opladener Zeitung“, politisch ganz auf Linie, orakelt, dass man vielleicht in 20 Jahren mit 180 Kilometern pro Stunde unterwegs sein werde, man brauche dann nur noch zwei Stunden bis zur Nordsee. Ebenso vorausschauend schreibt er: „Wir im Rhein-Wupper-Kreis sind ein Zentralpunkt im Verkehrswesen und haben darum besondere Aufgaben zu erfüllen.“
Hitler selbst kam nicht, er hatte wenige Tage zuvor den ersten Spatenstich für die Autobahn in Frankfurt vorgenommen. Beim Festessen gab Todt bekannt, dass mit dem Bau des Teilstücks zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen bald begonnen werde. Geld spielte da keine Rolle mehr.

Opladen mit Betonfahrbahn
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In Köln war die heutige A555 schon fertig. Unfälle waren von Anfang an Thema: Meldungen über die ersten Verkehrstoten auf der neuen Strecke Köln-Bonn können auch die Opladener in der Zeitung lesen. Die heiße Neuheit Autobahn fand sich fast täglich in irgendeiner Zeitungsspalte wieder, obwohl die wenigsten Deutschen ein Automobil besaßen. Laut Zeitung nur ungefähr jeder 245. Einwohner, wobei nicht klar wird, ob Frauen da überhaupt mitgezählt wurden. Ob das stimmt? Eine andere Quelle gibt eine geringere Kfz-Dichte an. Zum Vergleich: Heute scheint eine Sättigung erreicht: In Deutschland kommen auf 17 Menschen zehn Pkw, hinzu kommen noch Motorräder und Lkw.

Die Bautrasse im Bürgerbusch
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1934 legte man den Verlauf der heutigen A3 zwischen Manfort und Opladen fest. Vier Häuser an der Provinzialstraße (B8), damals hieß sie Düsseldorfer Straße, musste man für die neue Brücke abbrechen. Im Heideland zwischen dieser Brücke und Opladen muss ein lokales Flugfeld gelegen haben, denn das wurde laut Zeitungsbericht durch die Autobahn zerschnitten. Unmittelbar neben dem 1933 eingeweihten Stück Opladener Umgehungsstraße entsteht jetzt auch die neue Autobahnzufahrt.
Autobahn und Umgehungsstraße schnitt man mitten durch den Birkenberg. Ausschachtungen wurden zum großen Teil in Handarbeit gemacht, liest man, also mit dem Spaten und Kipploren. Mitte Dezember 1934 waren an der Autostraße 684 Männer beschäftigt, meldet das Opladener Arbeitsamt. Viel mehr Arbeitskräfte werde man benötigen, wenn bald die neue Reichsautobahn Leverkusen-Burscheid gebaut werde, die spätere A1, wird in diesem Zusammenhang in der Zeitung vorhergesagt. Öfter liest man in den Artikeln das Wort „Arbeitsschlacht“.

Bau der A1 im Bürgerbusch
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Laut der „Allgemeine Zeitung für den Rhein-Wupper-Kreis“ stellte Hitler selbst die Zulässigkeit der Enteignungen für die Strecke Leverkusen-Remscheid im Februar 1935 fest, danach dürften weitere Widersprüche zwecklos geworden sein. So läuft es in der Diktatur. Anfang 1936 arbeiteten die ersten Leverkusener Arbeitsmänner bereits am großen kreuzungsfreien Verteilerkreis in Küppersteg, dem Vorläufer des Leverkusener Kreuzes, am selben Platz, an dem sich die beiden Autobahnen auch heute treffen. Die heutige A1 endete auf der Bismarckstraße, diese Auffahrt wurde für Jahrzehnte die Leverkusener Hauptzufahrt für Wiesdorfer, Manforter und Schlebuscher. Erst in den 1960er-Jahren kam die Leverkusener Brücke und die Stelze, mit der der Kölner Autobahnring geschlossen wurde.

Zeitungsseite von der Eröffnung der Autobahn Köln-Düsseldorf, die an dem Tag allerdings nur bis Hilden fertig war.
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Am Himmelfahrtstag, 21. Mai 1936, übergab man die 24,5 Kilometer lange Strecke Köln-Düsseldorf dem Verkehr. Die heutige A3 wurde damals noch „Reichsautobahn 5“ genannte. Die Bauzeit betrug 28 Monate, 2,2 Millionen Kubikmeter Erde sind bewegt worden, 60 Brücken gebaut. 2000 Arbeiter hatten zwei Jahre Beschäftigung. Die zentrale Einweihung nahm der Düsseldorfer Joseph Göbbels vor, aber in Köln-Mülheim. Hohe Gäste aus dem In- und Ausland waren angereist, vermerkte die Presse, zum Beispiel der Holländische Verkehrsminister. Der Deutsche Automobilclub und das paramilitärische Kraftfahrkorps bildeten mit vielen anderen einen Korso aus 800 Fahrzeugen. Lkw mit Arbeitern auf Bänken auf den Ladeflächen, Motorrädern und Automobilen, angeführt von Göbbels, stocksteif stehend im schweren Mercedes-Cabrio, gleich dahinter einer der Lastwagen mit Arbeitern.

Die Trasse der heutigen A1
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Anwohner und Hitlerjugend hatten die Böschungen an der Strecke besetzt, hieß es im Artikel. Die gleichgeschalteten Zeitungen jubelten: „Eine Großtat nationalsozialistischen Geistes“ und „Unsere Reichsautobahnen entspringen der schöpferischen Phantasie des Führers selbst“ war zu lesen. Dass die Pläne andere gemacht haben und dass die aufgenommenen Schulden irgendwer wird zurückzahlen müssen, war kein Thema.
Als die Kolonne durch Opladen fuhr, streckten Zuschauer den rechten Arm, grüßten und bejubelten Göbbels und den Korso. Der kam an dem Tag nur bis Hilden, denn da endete die Autobahn vorläufig noch.
Bereits erschienen sind Teil eins und Teil zwei der Serie über die Geschichte der Leverkusener Autobahn.