Vom Bau der heutigen A3 handelt der zweite Teil der Serie über die Entstehung der Leverkusener Autobahnen.
Geschichte der Leverkusener AutobahnDas erste Stück entstand in Opladen während der Wirtschaftskrise

Ein Bild der Autobahn bei Opladen in Leverkusen von 1950, als die Straße vermutlich noch weitgehend im Originalzustand war.
Copyright: Stadt Leverkusen
Der Plan für eine kreuzungsfrei gebaute Autobahn zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf war fertig (Teil eins der Serie), aber beim Bau stockte es zunächst. In Opladen entstand mitten in einer Wirtschaftskrise das erste Stück der späteren A3. Es diente ab 1933 als Umgehung für die Provinzialstraße, die heutige B8, die bis zum Bau der Umgehungsstraße mitten durch die Innenstadt führte. Die eigentliche Autobahn wurde 1936 eröffnet, davon handelt der 3. Teil unserer Serie.
In den letzten Stunden des Jahres 1926 entschied in Düsseldorf der rheinischen Provinziallandtag, dass die Autobahn gebaut werden sollte. Gefasst wurde der Beschluss mit großer Mehrheit, alleine die Kommunisten waren dagegen. Es gehöre ein gewisser Wagemut dazu, in wirtschaftlich schwerer Zeit erhebliche Mittel für die Autostraße aufzuwenden, sagte damals der Spitzenbeamte und Oberpräsident der Rheinprovinz, Johannes Fuchs, über das Vorhaben, das für Ingenieure wie auch Verwaltungsleute Neuland bedeutete.

Das war Knochenarbeit: Das Bild stammt vom späteren Autobahnbau im Bürgerbusch.
Copyright: Bergischer Geschichtsverein
Von der Bergischen Autobahn (die spätere A1), geschweige denn von einer Autobahnbrücke über den Rhein war noch längst nicht die Rede, die sollte erst fast 40 Jahre später kommen. Allerdings beschäftigte die Leverkusener damals der Plan für den Bau einer Eisenbahnbrücke zwischen Rheindorf und Hitdorf, die eine Spur für Fuhrwerke und Fußgänger bekommen hätte. Diese Brücke wurde nicht verwirklicht.
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Man begann mit dem Straßenbau, zuerst nur die Umgehung. Um Opladen herum entschied man sich, die Straße wegen der dichten Bebauung westlich zu legen, die Straßenführung hatte sich angeboten, auch wenn man sich so durch den Birkenberg arbeiten musste.
Dann ruhte der Autobahn-Plan. Das Geld wurde knapp. Aber der Plan stand: Die Argumente von gestern und heute, die zum Bau der Autobahn vorgebracht werden, ähneln sich: die Befürworter führen Prognosen über stark steigende (Auto-) Verkehrszahlen und die Unfallgefahr ins Feld.
Leverkusen: Schnelle Entscheidungen gefordert
Mit den Unterbrechungen im Prozess dürfte auch der umtriebige Landrat Adolf Lucas unzufrieden gewesen sein; er hatte den Vorsitz im Kreisverkehrsausschuss über Jahre. Aus einer Sitzung des Gremiums, in der Lucas von seinem Nachfolger Landrat Peter Trimborn zum Ehrenmitglied ernannt wurde, kam 1928 folgende Mitteilung: „Die Versammlung gibt der Erwartung Ausdruck, daß die berufenen Stellen baldigst erneut zu dem Projekt einer Autobahnstraße Stellung nehmen und im Interesse der Verkehrssicherheit schnelle und wirksame Entscheidungen treffen.“
Fast täglich gibt es jetzt Meldungen in den Zeitungen, die sich auf die neue Straße beziehen. Auch allgemeine, die die Welt mit Autobahnen in schönen Farben vorzeichnen. 1931 aber werden die Arbeiten erstmal eingestellt, eine tiefe wirtschaftliche Depression stellt sich ein. Auf der Trasse in Opladen wächst langsam wieder Gras. In Köln läuft es schneller: am 7. August 1932 eröffnet der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer die Autobahn nach Köln, die heutige A555.
Brücke zum Birkenberg wird 1932 fertig
Aber auch der Bau in Leverkusen und Opladen geht bald weiter. 1932 meldet der General-Anzeiger für den Rhein-Wupper-Kreis, dass die Brücke zum Birkenberg fertiggestellt wurde. Die Brücke steht heute noch, jedenfalls findet man auf alten Bildern dieselbe Art von Stahlbetonbau-Konstruktionen. Bilder aus der Zeit werden im Leverkusener Stadtarchiv aufgehoben, aber auch der Bergische Geschichtsverein hat eine Sammlung eines privaten Chronisten erhalten.
Der Redakteur der Opladener Zeitung schreibt am 9. September 1932, er habe den Eindruck, es würde jetzt wieder überall fleißig geschafft. Auch der Autobahn-Damm in der Wupperaue und die Holzverschalung für die Wupperbrücke entstehen in diesen Herbsttagen.

Opladener Zeitung vom 28. Oktober 1926. Es gab damals kaum Bilder in der Zeitung.
Copyright: Bergischer Geschichtsverein
Die damaligen Vorgaben zum Autobahnbau sehen zumeist Eisenbetonplatten als Fahrbahn vor, die Anfangs 20, dann 22, später 25 Zentimeter dick gegossen wurden. Heutigen Beanspruchungen würden die vermutlich nur kurz standhalten. Neben Beton und Asphalt (in wasserarmen Gegenden; Zement wurde vor Ort gemischt) wurden Autobahnen auch mit Straßenpflaster gebaut, eine so gebaute Zubringerstraße hat der Kölner Fotograf Chargesheimer 1957 noch fotografieren können. Für Anwohner war das laute Pflaster sicher nicht angenehm.
Die heutige Opladener Auffahrt heißt zuerst noch „Autobahnhof Opladen-Süd“. Über die sollten sich auch Autos aus Bürrig und Wiesdorf auf die Autobahn einfädeln können. Wiesdorf hatte laut Plan noch keinen eigenen „Autobahnhof“. Die Opladener bekamen anfangs sogar zwei Zufahrten: Über eine kleine Auffahrt kann man in den ersten Jahren von der Solinger Straße auf die Autobahn fahren, die wird später geschlossen. Die L288, als Parallele zur Autobahn, entsteht erst viel später. Der Hauptweg nach Leichlingen führt über die Sandstraße.
Die Nazis, die seit dem 30. Januar 1933 mit dem Reichskanzler Hitler innerhalb kürzester Zeit die Macht an sich reißen, verkünden schon fünf Monate nach dem Wahlsieg ihre großen Pläne für ein deutsches Autostraßennetz. Es werde zu einer „völligen Umgestaltung der deutschen Gesamtwirtschaft und zu einem gewaltigen Aufschwung führen“, verbreitet die Opladener Zeitung euphorisch im Juni 1933 eine amtliche Mitteilung.
Von der Eröffnung der Umgehungsstraße und der ganzen Autobahn drei Jahre später handelt der dritte Teil der Serie.