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Kampf ums OberbürgermeisteramtUwe Richrath steigt in den Wahlkampf ein

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Oberbürgermeister Uwe Richrath, Vorstellung der Wahlkampfsrategie Bild: Ralf Krieger

Bald hängen sie wieder: Auf Uwe Richraths Plakaten wird man in diesem Wahlkampf geduzt. 

Trotz Kritik wegen Finanzkrise und Verkehrsproblemen will Uwe Richrath durch Bürgergespräche seine Wiederwahl sichern.

Sein Konkurrenz-Kandidat Stefan Hebbel (CDU) tourt schon seit längerem mit einem Zelt durch die Stadtviertel, bald will Oberbürgermeister und -kandidat Uwe Richrath (SPD) ebenfalls mit seinen Bürgergesprächen beginnen. Der seit zwei Wahlperioden amtierende Oberbürgermeister ist derzeit auch wegen des Rückzugs des Kämmerers Michael Molitor und wegen eines riesigen Schuldenbergs in der Kritik, der Wahlkampf ist für ihn alles andere als ein Durchmarsch.

Er stellte am Dienstag in der SPD-Zentrale sein Wahlkampfkonzept vor.

Die sozialen Medien Facebook und Instagram sind Pflicht. Tiktok und „X“ ebenfalls zu bespielen, darauf verzichtet die SPD. Richrath will auf persönliche Kontakte in den Stadtvierteln setzen. Richrath hat Postkarten mit Erfolgslisten drucken lassen.

Postkarten und Großplakate

Seine Konkurrenten werfen ihm vor, dass sich in Leverkusen nicht viel bewegt hat in den vergangenen Jahren, seit Richrath 2015 seine erste Wahl gegen Reinhard Buchhorn gewonnen hat. Die fünf Postkarten zeigen auf der Bildseite die Motive seiner Großplakate, die der Hobbyfotograf und Mitarbeiter der Sparkasse, das SPD-Mitglied Uwe Pöschke, fotografiert hat.

In den „Erfolgs-Karten“ reklamiert Richrath beispielsweise für sich, dass in seiner Amtszeit 3000 Wohnungen in Leverkusen gebaut wurden, die mit dem Attribut „bezahlbar“ benannt werden, dass die Verwaltung 100 Millionen Euro in Schulen und Kitas investiert hat und dass Leverkusen als einer der Top-5-Industriestandorte in NRW gilt. Geht es nach den Inhalten auf den fünf Wahlkampf-Postkarten, hat Leverkusen in den zehn Jahren seiner Amtszeit große Fortschritte gemacht.

Glaube an den Tunnel

Interessanter als die selbst verfassten Erfolgsmeldungen dürften Punkte sein, die in den Listen nicht vorkommen. Das wäre erstens der Verkehr, der vielen Leverkusenern große Sorgen bereitet, besonders der Ausbau der Autobahnen 1 und 3, wenn er wie geplant von der Autobahn GmbH durchgezogen werden sollte.

Manche Kenner der Materie dürften Richrath Naivität oder gar eine gewisse Realitätsverweigerung vorwerfen, wenn er auf der Pressekonferenz sagt: „Ich glaube zutiefst daran, dass der Tunnel noch machbar ist.“ Die Flächen, die der Stadt Leverkusen durch den Autobahn-Ausbau verloren gingen, seien einfach zu wertvoll für die Stadt und die Bürger.

Wahlkampf-Postkarten von Uwe Richrath. Bild: Ralf Krieger

Wahlkampf-Postkarten von Uwe Richrath.

Das allerdings sieht das Verkehrsministerium anders: Mit Schreiben vom 16. Januar 2025 hatte die Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Susanne Henckel, Oberbürgermeister Uwe Richrath mitgeteilt, dass die Autobahn 1 wieder als Stelze ersetzt werden soll, nicht als Tunnel. Wenn es so kommt, wird die neue Stelze etwa doppelt so breit wie die alte und sie wird mit viel höheren Lärmschutzwänden den Stadtteil nachhaltig und negativ verändern. Falls die Stadt Leverkusen einen Tunnel wolle, müsse sie die Mehrkosten selbst tragen, so die Aussage aus dem Ministerium. Das ist unmöglich, das weiß auch Richrath, dennoch glaubt er an einen Tunnel.

Dass das Wort „Verkehrswende“ kommt ebenfalls nicht in der Erfolgsliste vor, allerdings steht darauf „bessere Bus- und Radwegeverbindungen“, ohne, dass klar ist, wo die in der Stadt sind.

Konkrete Naturschutz-Erfolge fehlen. Der Wählerschaft, die Wert auf diese Dinge legt, kann Richrath nicht viel anbieten.

Ein weiterer Punkt: In Richraths Amtszeit entstand das größte Finanzloch, das die Stadt in ihrer Geschichte hatte. Unabhängig davon, wie groß sein Anteil daran sein mag, hat Richrath in den Karten keine Vorschläge, wie er das reparieren will. In der Pressekonferenz sagte er, er wolle neue Raumkonzepte und „Prozesse in der Verwaltung optimieren“, einige Stellen nicht nachbesetzen, Verwaltungsvorgänge sollen zum Teil automatisiert werden. Ob das reicht? Wo konkret gekürzt werden soll, sagte Richrath nicht.

Konkret kann man den Oberbürgermeister und SPD-Rats- und Bezirkskandidaten an 26 Terminen vom 16.7. bis 14.8 in den Stadtteilen selbst sprechen. „Ich habe immer versucht, den direkten Kontakt zu den Bürgern zu halten“, sagt Richrath. Die Termine werden angekündigt. Richrath sagt, er habe für die Wahlkampfzeit Urlaub angemeldet.