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Im GesprächLeverkusener Baudezernentin kann sich Bruch mit dem Kämmerer nicht erklären

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Andrea Deppe musste heftige Vorwürfe von Kämmerer Michael Molitor einstecken.

Andrea Deppe musste heftige Vorwürfe von Kämmerer Michael Molitor einstecken.

Andrea Deppe musste vergangene Woche heftige Vorwürfe von Kämmerer Michael Molitor einstecken.

Versucht man im Gespräch mit den Beteiligten zu ergründen, wie und wann es an der Spitze der Leverkusener Stadtverwaltung zum Bruch zwischen Kämmerer Michael Molitor und OB Uwe Richrath sowie den anderen Dezernenten gekommen ist, fällt eines auf: Offenbar gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem, was Molitor wahrgenommen hat, und dem, wie Uwe Richrath und Baudezernentin Andrea Deppe die Lage im Verwaltungsvorstand der Stadt Leverkusen eingeschätzt haben.

Richrath und Deppe mussten sich vergangenen Woche nämlich heftige Vorwürfe des Kämmerers anhören. Michael Molitor hatte in einem Brief darum gebeten, mit Wirkung zu Ende Februar 2026 als Kämmerer abgewählt zu werden. Den Brief hatte CDU-OB-Kandidat und Fraktionsvorsitzender Stefan Hebbel in der Sitzung öffentlich vorgelesen, nachdem er dem Rest des Rates nicht wie von Molitor gewünscht ausgehändigt worden war. Darin geht der Kämmerer den OB und die Baudezernentin persönlich an. Unter anderem – so Molitors Darstellung – soll er dazu gedrängt worden sein, den Chef der Leverkusener Immobiliengesellschaft (Levi), Björn Krischick, abzusägen.

Molitor ist derzeit nach einem Autounfall nicht im Dienst. Die Baudezernentin hat zusammen mit Stadtdirektor Marc Adomat interimsweise die Aufgaben von Michael Molitor übernommen.

Leverkusen: Kämmerer soll ausgegrenzt worden sein

Dem Vernehmen nach soll Michael Molitor vom Rest des Verwaltungsvorstands ausgegrenzt worden sein. Dem hatte Oberbürgermeister Uwe Richrath im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ zuletzt allerdings deutlich widersprochen. Auch Baudezernentin Andrea Deppe weist das zurück: „Wir haben auch gestritten, klar“, gibt sie im Gespräch mit der Redaktion zu. Aber es sei immer um inhaltliche Diskussionen gegangen. Daher habe sie nicht erwartet, „dass er sich öffentlich so aufstellt“, sagt sie angesprochen auf den Brief von Molitor.

Sie hätte sich gewünscht, dass der Kämmerer mit ihr das Gespräch gesucht hätte. „Inhaltlich haben wir sehr intensiv diskutiert“, sagt sie. Molitor habe sich in der Folge immer mehr zurückgezogen. „Vielleicht hätte uns das hellhörig werden lassen sollen.“ Der Kämmerer habe signalisiert, dass die Lage für ihn anstrengend sei, deshalb habe man Wege gesucht, um ihn zu unterstützen. Zum Beispiel habe man Molitor aus den Wochenenddiensten herausgenommen. Dass es dem Kämmerer in seinem Brief allerdings weniger um die Arbeitsbelastung als um persönliche Dinge gegangen ist, kann sich Andrea Deppe nicht erklären.

Die Dezernentin macht zwar keinen Hehl daraus, mit Molitor nicht darüber einig gewesen zu sein, was die Verlagerung von Schulbauten aus der städtischen Gebäudewirtschaft in die Levi angegangen sei. Dabei stellt sie aber klar: „Ich wollte aber einfach wissen, wie wir das finanzieren.“ Grundsätzlich habe sie nichts dagegen, wenn das dazu führe, dass man in Sachen Schulbau besser vorankomme. Aber wie der Kämmerer das finanzieren wolle, darauf habe sie noch immer keine Antwort bekommen.

Es glaubt uns doch kein Mensch, dass wir das nicht hätten sehen können.
Baudezernentin Andrea Deppe über den Gewerbesteuereinbruch

Der Stadtrat hatte am Montag vergangener Woche mit knapper Mehrheit entschieden, die Erweiterung der Hugo-Kükelhaus-Schule, den Neubau mit Erweiterung der Förderschule An der Wupper sowie die Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule Im Kirchfeld an die Levi auszulagern. Zugrunde lag eine Idee der CDU. Weil sie befürchtet hatten, alle Schulbauprojekte zu verlieren, hatte es vor einigen Monaten dazu Proteste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Andrea Deppe gegeben.

Heikel ist die Konstellation zwischen Stadt und Levi auch, weil es heißt, dass das Verhältnis zwischen Deppe und Krischick mindestens angeknackst sei. Dahingehend gibt sich die Baudezernentin im Gespräch professionell. Sie habe „kein Problem damit“, mit der Levi und Krischick zusammenzuarbeiten. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täten das ohnehin schon.

In der Causa Molitor spricht Deppe davon, das Vertrauen in den Kämmerer im Rahmen der Haushaltskrise verloren zu haben. Michael Molitor hatte sich im Haushaltsentwurf massiv verkalkuliert, was die Gewerbesteuereinnahmen angeht. „Es glaubt uns doch kein Mensch, dass wir das nicht hätten sehen können“, sagt Deppe jetzt.