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PodiumsdiskussionWas Frauen vom nächsten Leverkusener OB erwarten

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Oberbürgermeister-Kandidaten im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich

Einige der Oberbürgermeister-Kandidaten stellten sich im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich der Diskussion.

Auf Schloss Morsbroich treffen fünf Männer auf eine Bewerberin. Schon das lässt aufhorchen.

Es mussten zusätzliche Stühle her am Donnerstagabend im Spiegelsaal. Auf Schloss Morsbroich ließ der Frauenring einigen der Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters auf den Zahn fühlen. Dem CDU-Nachwuchsmann Joshua Kraski war dieser Job überantwortet worden. Sven Weiss (Grüne), Christdemokrat Stefan Hebbel, der amtierende OB Uwe Richrath, der parteilose Massimo Nigordi und Keneth Dietrich (Linke) kamen. Und als einzige Frau die Freidemokratin Valeska Hansen.

Frauenpolitische Themen standen im Mittelpunkt. „Es gibt Podiumsdiskussionen zu allen Themen“, berichtete Michaela Di Padova. Die CDU-Politikerin ist Vorsitzende des Frauenrings und freute sich, diesmal den prunkvollen Spiegelsaal als Rahmen zu haben: „ein wunderbarer Raum“. Dass ihre Organisation dieses Mal Frauenpolitik in den Fokus rückte, habe auch mit den Bewerbern zu tun: Dass mit Valeska Hansen nur eine Frau unter ihnen ist, sei schon auffällig.

Kitas, Bildung, Gleichberechtigung

Besondere Schwerpunkte lagen auf den Themen Finanzierung und Gestaltung von Kindertagesstätten, die Rolle der Frau in Familien in Bezug auf die Gleichberechtigung und der Punkt Bildung in Leverkusen.

„Was machen wir mit dem Fachpersonal?“, das fragt sich der amtierende Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Wir haben die Aufgabe, für ausreichend Kita-Plätze zu sorgen“, findet Stefan Hebbel. Dass man die Randzeiten besser abdecken müsse, um Eltern im Schichtdienst zu entlasten, hält Valeska Hansens für wichtig. Woher das Geld für die Kindertagesstätten kommen soll? Man müsse „umschichten“, so Nigordi, warum baue man statt 14 Häusern nicht nur zwei? Der Grüne Sven Weiss sagt: „Wir brauchen eine Landesfinanzierung.“ Woher die Geldnot überhaupt stammt, dazu hat Keneth Dietrich eine Meinung: Das Geld sei falsch ausgegeben worden. Richrath differenziert: „Wir haben uns immer auf die Chemie verlassen.“

Praktika, Jobsharing und die Grundsatzfrage

„Wir müssen den Mädchen viel früher sagen, was sie für Möglichkeiten haben“, sagt Valeska Hansen zum Thema Gleichstellung. Dazu seien Praktika gut. Stefan Hebbel hält „Jobsharing“ für sinnvoll: So könnten zum Beispiel zwei Personen, die in Teilzeit arbeiten, gemeinsam eine Stelle übernehmen. Warum man im Jahr 2025 überhaupt noch über Gleichberechtigung und gleiche Bezahlung reden müsse, fragt sich Massimo Nigordi. Und erntet den Hinweis, dass mehr Frauen in Teilzeit arbeiten und in der Folge stärker bedroht sind von Altersarmut. 

Beim Oberthema Bildung standen Schulbau und Sanierung der Schulen im Vordergrund. Es sei unstrittig, dass es da sehr großen Bedarf gebe, sagt der Grüne Sven Weiss. Einem Antrag von CDU und FDP, die eine Leverkusener Schulbaugesellschaft vorschlagen, hatten die Grünen aber nicht zugestimmt. Dabei sollen zunächst drei Projekte umgesetzt werden, diese Priorisierung kritisiert Weiss.

Auch wenn die Diskussion sehr friedlich verlief, so wurden doch die unterschiedlichen Meinungen deutlich. Und das Publikum sparte nicht mit kritischen Fragen. So musste Stefan Hebbel erklären, was sich in seiner CDU ändern muss, damit mehr Frauen in Machtpositionen kommen.

Was braucht eine Oberbürgermeisterin oder ein Oberbürgermeister? Was ist ihr liebstes Verkehrsmittel? Und was wünschen sie einem jungen Mädchen in Leverkusen? So lauteten die Abschlussfragen.

Brigitte Boersch ist aus Neugierde gekommen. „Konstruktiv miteinander zu diskutieren“, darum gehe es bei einer solchen Veranstaltung. Der Fokus auf frauenpolitische Themen sei für sie nicht der Hauptgrund gewesen: „Ich wäre auch, glaube ich, für jedes andere Thema hergekommen“.