Wir haben bei großen Arbeitgebern in Leverkusen nachgehört.
Neue TechnologienWelchen Einfluss KI auf die Arbeitswelt in Leverkusen hat

Mit Künstlicher Intelligenz sollen im neuen Kunststofflabor von Covestro jährlich Zehntausende Tests möglich sein.
Copyright: Covestro
„Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst die Arbeitswelt in Leverkusen zunehmend und zeigt dabei sowohl Chancen als auch Herausforderungen auf.“ Diese Binsenweisheit spuckt die KI-Plattform „ChatGPT“ aus, wenn man sie fragt, welchen Einfluss Künstliche Intelligenz auf die Arbeitswelt in Leverkusen hat.
Ein wenig konkreter wird es, wenn „ChatGPT“ die Jobplattform „Jobvector" als Quelle nennt, zumindest gibt es ein paar Zahlen: „Im Bereich der KI gibt es in Leverkusen aktuell etwa 18 offene Stellenangebote mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von rund 65.700 Euro. Die Gehaltsspanne reicht von 52.878 Euro bis 73.657 Euro. Besonders gefragt sind Fachkräfte mit Abschlüssen in Informatik, Maschinenbau oder Ingenieurwissenschaften.“
Einige Branchen versprechen sich vom Einsatz Künstlicher Intelligenz, den Fachkräftemängel irgendwie bewältigen zu können. Denn eins ist klar: Weniger Menschen werden demnächst auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein. Das heißt, Aufgaben müssen anderweitig erledigt werden. So weit zu den „Chancen“. Es gibt aber diejenigen, die fürchten, die KI mache Arbeitsplätze überflüssig und sorge schlussendlich dafür, dass Menschen ihren Job verlieren. Von möglichen ethischen Konflikten in bestimmten Berufen ganz zu schweigen.
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Leverkusen: Die Bedeutung von KI wächst
Aber wie man es auch sehen will: Künstliche Intelligenz wird eine immer größere Rolle spielen. Das bestätigen auch die Arbeitgeber, die der „Leverkusener Anzeiger“ stichprobenartig dazu befragt hat. Und das gilt einerseits für die Aufgaben, die mittels KI erledigt werden können, aber auch andererseits für das wachsende Interesse der Bewerberinnen und Bewerber daran.
„Schon heute beobachten wir im Personalbereich ein wachsendes Interesse an KI-Kompetenzen“, schreibt die Stadtverwaltung Leverkusen. Das gelte für Bewerber und Mitarbeiter – „vor allem in datengetriebenen, digitalen und analytischen Tätigkeitsfeldern“. Zukünftig würden Kenntnisse mit KI-Werkzeugen auch im Bewerbungsprozess wichtiger werden, heißt es aus dem Rathaus. Zum Beispiel, wenn es um die „Erstellung von Stellenanzeigen, die zielgerichtete Ansprache von Talenten oder die Auswahldiagnostik“ geht.
Die Verwaltung hat für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im vergangenen Sommer ein Konzept entwickelt. Derzeit arbeite man daran, die entsprechenden Verordnung auf europäischer Ebene zu erfüllen. „Dazu gehören unter anderem Grundlagenschulungen, die bereits heute als E-Learning-Angebot für die Belegschaft zur Verfügung stehen und noch erweitert werden sollen.“ Einzelne Anwendungsfällen würden derzeit auch schon erprobt.
Gerade mit Blick auf den Arbeitnehmendenmangel sehen wir im gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting ein wichtiges Zukunftsinstrument, um Talenten noch effizienter zu identifizieren und anzusprechen.
OB Uwe Richrath hatte im Zuge der Haushaltsberatung und zur Diskussion, wie die Stadt Leverkusen in Zukunft Geld sparen kann, gesagt, dass man angesichts des demografischen Wandels viele Stellen von Menschen, die aus dem Beruf ausscheiden werden, nicht mehr besetzen könne. Auch hier könnte KI helfen. Die Verwaltung schreibt das so: „Gerade mit Blick auf den Arbeitnehmendenmangel sehen wir im gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting ein wichtiges Zukunftsinstrument, um Talenten noch effizienter zu identifizieren und anzusprechen.“ Langfristig verspricht sich die Stadt, Prozesse „agiler und bürgernäher zu gestalten“, nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur menschlichen Arbeit, wenn das sinnvoll sei.

KI findet bei der Sparkasse Leverkusen längst Anwendung in der Praxis.
Copyright: Ralf Krieger
Wie Künstliche Intelligenz bei der Sparkasse Leverkusen eingesetzt wird, teilt deren Pressesprecherin Julia Litschko mit: „Tätigt ein Kunde eine Transaktion, die von seinem üblichen Zahlungsvershalten erheblich abweicht – angenommen, er überweist eine deutlich höhere Summe als gewöhnlich oder er richtet einen Dauerauftrag mit einem Zahlungsempfänger im Ausland ein –, dann weist die KI uns darauf hin.“ Geschieht das, nähmen Berater Kontakt zu den Kunden auf, um zu klären, ob alles korrekt sei.
Man habe auch eine eigene Sparkassen-KI. Der „S-KIPilot“, eine App, recherchiere und analysiere Daten, bündele Meeting-Notizen und beantworte Fragen aus unterschiedlichen Themengebieten der Sparkasse. So würde zeitraubende und immer wiederkehrende Arbeit wegfallen und die Mitarbeiter könnten „sich mehr auf wertschöpfende Tätigkeiten fokussieren“. Wie viel jeder Sparkassen-Angestellte aber mit KI zu tun habe, hänge von der Tätigkeit ab.
Grundsätzlich werde digitale Kompetenz und damit auch KI-Kompetenz zur Schlüsselqualifikation. Dafür gibt es bei der Sparkasse Schulungen, zu Grundlagen und zum Datenschutz zum Beispiel. Von Bewerberinnen und Bewerber erwartet die Bank eine Affinität für digitale Anwendungen. Man soll offen sein, sich damit auseinanderzusetzen. Die Anforderungen variieren aber je nach Stelle: „Wer im digitalen Beratungscenter arbeiten möchte, sollte mehr Digitalexpertise mitbringen als Bewerbende in anderen Bereichen“. Letztlich sei es aber so, dass diejenigen punkten könnten, die schon erste Erfahrungen in der KI-Nutzung hätten.
Eigene KI-Akademie bei Covestro
Der Polymer-Hersteller Covestro hat inzwischen eine eigene „AI-Academy“. Dort können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterbilden, in Programmen für verschiedene Kompetenzstufen, „vom Grundverständnis bis zum KI-Experten“, teilt das Unternehmen mit. Es gebe zudem ein internes KI-Tool für die tägliche Arbeit.
Wer bei Covestro arbeiten will, sollte offen für digitale Technologien sein, auch auf Kompetenzen in Sachen KI lege das Unternehmen wert. „Entscheidend ist für uns, dass unserer Mitarbeitenden KI als hilfreiches Werkzeug begreifen und diese gezielt in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld einsetzen“, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wolle Covestro einerseits die Mitarbeiter weiterentwickeln und mittels KI Arbeitsprozesse effizient gestalten, indem man sie, wo möglich, automatisiere.

KI kann auch Pflegekräfte entlasten, sagt St.-Remigius-Sprecherin Cerstin Tschirner.
Copyright: Stefanie Schmidt
Auch wenn KI auch in der Medizin Prozesse verbessere und Fachkräfte, auch in der Pflege, entlasten könne, brauche es dann andere Fachkräfte, die sich mit IT und der Digitalisierung auskennen, sagt Cerstin Tschirner, Sprecherin des Remigius-Hospitals in Opladen.
Im Krankenhaus spiele der Datenschutz eine große Rolle im Zusammenhang mit KI, „da wir mit besonders sensiblen Daten arbeiten“, so Tschirner. Dazu gebe es im Haus Arbeitsanweisungen. Bevor eine KI eingesetzt werde, würden datenschutzrechtliche Fragen geklärt. Und gegebenenfalls müssten dann einzelne Funktionen von Software, die auf KI basieren, gesperrt werden.
Den Datenschutz führt auch Andrea Montag-Klose aus der Pressestelle des Klinikums an: „Wir stellen mit größter Sorgfalt sicher, dass alle patienten- und mitarbeiterbezogenen Informationen streng vertraulich behandelt werden und ausschließlich im Rahmen der geltenden Datenschutzgesetze verwendet werden.“
Das Schlebuscher Haus nutze KI zum Beispiel in der Personalabteilung. Auch wenn der Einsatz der neuen Technologie ihren Ausführungen zufolge noch keine so große Rolle spiele, werde er „perspektivisch an Bedeutung gewinnen“, sagt sie. Besonders im Hinblick auf den Fachkräftemangel – um Prozesse zu optimieren und Fachkräfte zu entlasten. Und langfristig könne man so auch neue Wege gehen, wenn man Mitarbeiter gewinnen will. KI-Kompetenz sei zwar noch keine explizite Voraussetzung, „wir beobachten jedoch, dass KI-basierte Tools zunehmend auch im Bewerbungsprozess eine Rolle spielen – etwa wenn potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten automatisiert passende Stellenangebote angezeigt werden, ähnlich zielgerichteter Werbung.“ Und sich mit auszukennen, werde mittlerweile als klarer Vorteil gewertet.
Vortrag im Bayer-Kasino
„Grundlagen, Potenziale und Risiken von KI“: So hat der KI-Experte Oliver Nahm seinen Vortrag überschrieben, den er auf Einladung der Kasino-Gesellschaft am Montag, 26. Mai, ab 19 Uhr im Bayer-Kasino an der Kaiser-Wilhelm-Allee hält. Nahm will die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI) und neuronaler Netze auf verständliche Weise erklären. Anhand von Beispielen soll gezeigt werden, wie „ChatGPT“ und andere KI-basierte Software im beruflichen und privaten Alltag effektiv eingesetzt werden können.
Einen besonderen Fokus will Nahm auf die Nutzung von KI im Bewerbungsprozess lenken und beide Seiten beleuchten. Es geht um die Erstellung von Bewerbungen, aber auch um die Effekte von KI bei der Personalauswahl in Unternehmen. Schließlich wird er einen Blick darauf werfen, wie die zunehmende Integration von KI die Gesellschaft verändern kann und welche Konsequenzen dies für die Zukunft hat.
Dr. Oliver Nahm ist zertifizierter Life Coach, Live Online Trainer und ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der KI. Eintrittskarten bekommt man über die Internetseite der Kasino-Gesellschaft. (tk)