Schlebuscher Finanzexperten klären aufWarum trotz Sparens das Vermögen kaum wächst

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Finanzberater Sascha Wisniewski (links) und Sebastian Will. (ARchivbild)

  • Die Deutschen sparen mehr als andere, dennoch ist ihr Vermögen nicht größer.
  • Woher rührt diese Diskrepanz?
  • Die Experten vom Schlebuscher Finanzring informieren regelmäßig über Geldthemen.

Leverkusen – Das ist seltsam: Die Deutschen sparen viel mehr als andere. Aber es bringt kaum etwas ein: Beim Vermögen liegen sie im europäischen Vergleich auf dem letzten Platz, im Durchschnitt haben sie nur 32 100 Euro auf der hohen Kante.

Das ist ein Viertel der – zugegebenermaßen sehr vermögenden – Luxemburger, aber auch viel weniger, als die Spanier im Schnitt zurückgelegt haben. Und die haben kein durchschnittliches Nettoeinkommen von immerhin 1800 Euro im Monat. Mehr noch: Die Spanier haben eine Sparquote von gerade mal 5,9 Prozent, während die Deutschen im Schnitt 18,5 Prozent auf die Seite legen. Aber es kommt halt nichts dabei heraus. Umso weniger, als die Zeit der Zinsen schon länger vorbei ist und so schnell auch nicht mehr wiederkommen wird. Das mutet Menschen seltsam an, die mit dem Sparbuch aufgewachsen sind und in der Überzeugung, dass man sein Geld auf die Bank bringt und es sich dort dank Zins und Zinseszins ganz von selbst vermehrt.

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Angelika Offer-Pinell und Sascha Wisniewski brauchen an diesem herbstlichen Abend in Schlebusch keine Viertelstunde, um das alte Denken und Glauben nachhaltig zu erschüttern. Die beiden Berater beim Finanzring vermitteln ziemlich routiniert das neue Grundwissen über Geld und Rendite, das sich indes auch nach einem Jahrzehnt stetig fallender Zinsen noch immer nicht durchgesetzt hat. Was ihren Chef Sebastian Will regelmäßig aufregt. Und geradezu erzürnt, wenn er sich anschaut, wie die meisten Banken aus diesem Nicht-Wissen Kapital schlagen. Nicht für ihre Kunden – für sich.

Hilfe beim Kleingedruckten

In dieses weite Feld leuchten Offer-Pinell und Wisnieweski in den reichlich 100 Minuten ihres Vortrags immer mal wieder kurz hinein. Man erfährt, dass die großen Kapital-Organisatoren, also neben den Banken auch die Versicherungen, das Geld ihrer Kunden in ganz anderen Sparten anlegen: Industrie, Rohstoffe. Das sind Bereiche, in denen sich der normale Sparer überhaupt nicht auskennt und sich in der Regel auch gar nicht engagieren kann.

Aber dafür gibt es Vehikel, die er allerdings kennen muss. Und erst einmal neutral bewerten, was gar nicht mal so einfach ist. Bevor beim Finanzring in Schlebusch davon die Rede ist, werden erst einmal Zahlen präsentiert, die das ganze Sparer-Elend so richtig deutlich machen: Hätte man 1989 seine 10 000 Euro auf ein Festgeldkonto gelegt - und das galt ja über Jahrzehnte als renditestark - wären am 30. Juni diesen Jahres 19 848 Euro draus geworden. Denn die durchschnittliche Verzinsung lag in dieser Zeit immerhin noch bei 2,26 Prozent. Ein Wert, von dem man längst nur noch träumen kann. Und trotzdem ist das ein mieses Ergebnis: Aus denselben 10 000 Euro wären nämlich ganz genau 81 789 Euro geworden, wenn man sie in einen Mischfonds aus Aktien gesteckt hätte. Die durchschnittliche Rendite lag bei 7,09 Prozent, weltweit gesehen. In Deutschland lag der Wertzuwachs in dieser Zeit sogar noch ein bisschen höher.

Aber es geht Offer-Pinell und Wisniewski gar nicht nur darum, konservativen Sparern die Augen zu öffnen für Anlagen, mit denen sie sich nicht arm sparen in der Nachzins-Epoche, also jetzt. Sondern darum, ihre Vorsorge unter die Lupe zu nehmen, ohne sich stundenlang durch das Kleingedruckte etwa ihres Lebensversicherungsvertrags zu arbeiten. Die Finanzberater kennen solche Policen. In denen steht, dass sich der Garantiezins nur auf den Sparanteil der Versicherungssumme bezieht. Weiß man das, nehmen sich selbst die vor dem Jahr 2000 üblichen vier Prozent Garantiezins nicht mehr so üppig aus. Gar nicht zu reden von den in heutigen Verträgen zugesicherten 0,9 Prozent, die unter der Inflationsrate liegen. Damit wird auch klar: Wer sich mit Blick auf die alten Modellrechnungen in seiner Lebensversicherung gemütlich zurückgelehnt hat, kann in ein paar Jahren eine böse Überraschung erleben. Wenn nämlich statt der bei Vertragsabschluss prognostizierten 350 000 nur 220 000 Euro ausgezahlt werden. Die reichen dann vielleicht nicht mehr, um trotz schmaler Rente einen sorgenfreien Ruhestand zu genießen. Auch das gehört zu den Wahrheiten, die der Finanzring in seinem Vortrag vermittelt.

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