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Musikschule, Kreishaus, MusicalWas unsere Leserinnen und Leser aus Oberberg bewegt

Lesezeit 8 Minuten
Ein Orchester bei einem Weihnachtskonzert

„Bitte die Lehrer einstellen“ – so lautet der Appell einer Leserin an die Stadt Wipperfürth.

An dieser Stelle veröffentlichen wir Leserbriefe zu Themen im Oberbergischen Kreis, die uns in der Lokalredaktion in Gummersbach erreichen.

„Kinder sind wieder die Leidtragenden“

Zu „Streit um die Zukunft der Musikschule“ (vom 17. April):

Es ist wieder typisch deutsch: Man will eine sehr gute Leistung, aber nicht dafür zahlen. Ich finde, wenn es die Möglichen gibt, sollen auch die Musiklehrer und Musiklehrerinnen nicht immer unter existenziellen Ängsten arbeiten müssen. Auch sie haben – wie andere Lehrer und Lehrerinnen auch – ein abgeschlossenes Studium und sind zum Teil schon sehr lange Bestandteil der Musikschule. Hier wird wieder bei der Kultur gespart und nicht zuletzt an den Kindern! Gute Musiklehrer und -lehrerinnen bringen die Künstler von Morgen hervor. Ohne gute Lehrende sterben die ernsthaften Musiker irgendwann aus.

Die Kinder lernen durch Musik eine Menge: logisches Denken, Disziplin, Durchhaltevermögen, und sie haben die Möglichkeit auch ihre Emotionen frei auszudrücken. Außerdem erleben sie Bestätigung und Erfolg, wenn das Publikum ihnen applaudiert oder sie ein anspruchsvolles Musikstück gemeistert haben.

Sollten sich die Pläne verwirklichen und die Musiklehrer nicht fest angestellt werden, so ist es möglich, dass sich die guten Lehrer und Lehrerinnen woanders beruflich umschauen. 
Astrid Pierschalla

Sollten sich die Pläne verwirklichen und die Musiklehrer nicht fest angestellt werden, so ist es möglich, dass sich die guten Lehrer und Lehrerinnen woanders beruflich umschauen. Und wer sind wieder die Leidtragenden? Die Kinder.

Wir erinnern uns an Corona – gerade in der Zeit haben viele angefangen, ein Instrument zu lernen. Das hat über eine schwere Zeit hinweggeholfen – eine Zeit, die Kinder nachweislich alles abverlangt hat. Und schon wieder sollen sie die Opfer sein? Ich würde sagen: Nein! Denn hier ist es vermeidbar.

Mein Appell: Die Stadt Wipperfürth soll die Musiklehrer und -lehrerinnen endlich einstellen. Danke.

Astrid Pierschalla, Köln


„Die Stadt muss ein Zeichen setzen“

Zu „Streit um die Zukunft der Musikschule“ (vom 17. April):

Es ist schon ein Trauerspiel, dass die Hansestadt Wipperfürth sich nicht eindeutig zu Ihrer Musikschule bekennt und Ihre Zusage, Ihre Lehrkräfte fest anzustellen, zurückgezogen hat. Laut dem Zeitungsbericht erwirtschaftet die Musikschule 70 Prozent der Sach- und Personalleistungen selbst, dies ist deutlich mehr als bei anderen Musikschulen NRWs mit Festanstellung. Doch die Stadt riskiert mit ihrem unverständlichen Zaudern, dass an der Musikschule – ausblutet durch den Weggang der gut ausgebildeten Lehrkräfte, die ihren Lebensunterhalt nur an Musikschulen mit Festanstellung vollständig sichern können – nur noch Teilzeit- oder Hobbymusiker dilettantisch unterrichten werden.

Und dass Menschen, die fundierten Musikunterricht genießen möchten, von der Musikschule weggehen und nur noch Besserverdienende sich einen fundierten Musikunterricht in Form eines teureren Privatunterrichts leisten können. Wo bleibt da das Recht auf Bildung für alle? Was passiert mit einer Vollzeitkraft der Musikschule, die mit höchstmöglichem Ausbildungsstand und Engagement bisher 33 Jahre lang ihre Arbeit in den Dienst der Stadt gestellt hat? Hat sie kein Anrecht auf eine gerechte Rente? Lohnt sich Arbeit noch in unserem Land? Ich denke, die Stadt Wipperfürth muss ein Zeichen setzen, sich für Bildung für alle einsetzen und die schon beschlossene Festanstellung Ihrer Musikschulkräfte schleunigst umsetzen.

Konstanze Jarczyk, Köln


„Protestwahl könnte nach hinten losgehen“

Zu „Kreishaus II: Keine Beschwerde an die Kommunalaufsicht“ (vom 19. April):

Pech gehabt! So liest sich die Erklärung zur Rechtslage in Bezug auf die Kreishauserweiterung. Dass man es als Bürger in Ordnung finden soll, dass sich Normalbürger kaum 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche leisten können, Verwaltungsmitarbeiter es aber in einem Glaspalast mit Kosten von 8000 Euro pro Quadratmeter aushalten müssen, leuchtet einem auch ein. Ich sehe schon den Dackelblick, mit dem die Verwaltungen und Politiker der Gemeinden uns erklären, dass die Kreisumlage eine neuerliche Erhöhung von Belastungen – allem voran der Grundsteuer und der Gewerbesteuer – unumgänglich macht. Dass kein Geld da ist, um stinkende Schulklos zu sanieren, weil Edeltoiletten im Kreishaus wichtiger waren. So geht Zukunft!

Den Gipfel aber sieht man in der Inkompetenz, oder der Interesselosigkeit, mit der man sich von einem bräsigen Kreistag vertreten sieht! So bräsig, dass man sich entweder aufgrund von geistiger Abwesenheit durch einen billigen Trick, oder durch die Unlust, der Sache mit der wundersamen Vermehrung von Quadratmetern noch mal nachzugehen, hinter die Fichte führen lässt.

Wenn das die Kompetenz und das Selbstverständnis unserer Volksvertretung ist, dann wundert mich in Deutschland schlicht nichts mehr! Da hilft auch nicht der Aufruf der Grünen, die Sache an der Urne zu bewerten und so quasi die Wähler zu einer Protestwahl zu animieren.

Den Gipfel aber sieht man in der Inkompetenz, oder der Interesselosigkeit, mit der man sich von einem bräsigen Kreistag vertreten sieht!
Georg Hensch

Neben der Tatsache, dass man damit das aktuelle Problem nicht löst, sondern vielmehr die Urheber dieses Wahnsinns aus der Verantwortung wählt, könnte eine Protestwahl aus Mangel an Alternativen in den bürgerlichen Parteien auch nach hinten losgehen. Bei den aktuellen Trends wäre ich mit so einer Empfehlung sehr vorsichtig. Und für mich gesprochen: Ich will nicht nach Unfähigkeit meine Wahl treffen! Ich erwarte, dass alle Mitglieder des Kreistags, gleich welcher Partei, für den Bürger einstehen. Das ist ihr Auftrag und dafür wurden sie gewählt!

Im Fall Kreishaus wäre das der Auftrag, ein Verwaltungsgebäude zu errichten, das dem Durchschnitt der Kosten für Verwaltungsgebäude entspricht. Doch wenn die Mehrheit im Kreistag offensichtlich für ihr Ego, oder ihre Partei, nicht aber für den Bürger im Kreistag sitzt und dieser Umstand dann auch noch auf eine Verwaltung trifft, der unisono die Verschuldung der Gemeinden egal ist, dann ist das auch unisono nicht wählbar.

Und zuletzt kreide ich unseren Bürgermeistern massiv an, sich eben auch nicht hinter die Bürger zu stellen und auf die Barrikaden zu gehen. Nee, lieber macht man ein betroffenes Gesicht, wenn ein Rentner – wie in Lindlar geschehen – auf einer Veranstaltung mit gebrochener Stimme erklärte, er wüsste nicht, wie er die Verdopplung der Grundsteuer gestemmt bekäme. Aber, ist ja alles gesetzlich einwandfrei!

Georg Hensch, Lindlar


„Wo war die Kreuzigung?“

Zu „Jesus Christ Superstar in der Kirche“ (vom 14. April):

Begeistert jubelten und applaudierten die rund 500 Zuhörer in der evangelischen Kirche in Waldbröl, als der letzte Ton des Schlusschors „Jesus Christ, Superstar“ verhallt war. Die Musik des Rock-Musicals hatte die Zuhörer von Beginn an im Bann gehalten, denn solch laute Klänge sind selten in einer Kirche zu hören. Chöre, Solosänger und eine Rockband boten unter der Leitung von Kantor Doo-Jin Park eine einfühlsame Leistung im Wechsel von Rock- und Kirchenmusik. Schade fand ich es, dass der eigentliche Schluss der Rockoper gestrichen wurde, nämlich die Kreuzigung Jesu. Was waren die Beweggründe? Ein zu großer Aufwand, oder fand man die Kreuzigung in einer Kirche als unwürdig?

Ich hatte diese Rockoper bereits im Jahr 1972 in der Münsterlandhalle gesehen, wo das Kreuz mit Jesus Christus opulent per Hydraulik aufgerichtet wurde. Es war für mich seinerzeit faszinierend, dass Andrew Lloyd Webber über das Thema der letzten sieben Tage im Leben Jesus Christus ein Life-Style-Musical komponiert hatte, denn es waren junge Menschen, die sich im Gefolge von Jesus Christus befanden und ihn bis in seinem Tod begleiteten. Für sie war das Ende der Tag 0, denn diese jungen Menschen verbreiteten die Botschaft des Todes und der späteren Auferstehung in die ganze Welt und es entstand nach und nach das Christentum, wie wir es heute kennen. Also war der Tod Jesu doch gar nicht so traurig?

In Waldbröl kamen rund 1000 Menschen an zwei Tagen zu dieser Aufführung. Man stelle sich vor, dieses Werk wäre im Theater Gummersbach (Bühnenhaus) aufgeführt worden. 850 Plätze ausverkauft an zwei Tagen?
Klaus Heinen

In den 1970er Jahren verschwand das Musical kurz nach den Uraufführungen wieder von den Spielplänen. Ein „Life-Style-Musical“ über die letzten Tage im Leben Jesu Christus, damit hatte man den Menschen seinerzeit wohl zu viel zugemutet. So fand das Werk erst einige Jahre später wieder größere Beachtung.

In Waldbröl kamen rund 1000 Menschen an zwei Tagen zu dieser Aufführung. Man stelle sich vor, dieses Werk wäre im Theater Gummersbach (Bühnenhaus) aufgeführt worden. 850 Plätze ausverkauft an zwei Tagen?

Stattdessen lässt man diese Kulturstätte im Bereich des Lindengymnasiums vergammeln, bezahlt jährlich Heizungskosten und Abtragungen und der Bürgermeister nickt dazu. Ich hoffe, dass sich der künftige Bürgermeister mit der Problematik der Kulturstätte Stadttheater wieder auseinandersetzen wird.

Klaus Heinen, Gummersbach


„Von wegen barrierearm“

Zu „Altstadt-Umbau startet Ende April in die nächste Phase“ (vom 16. April):

Ich lese von „barrierearmen Verbindungen“ in der Altstadt von Bergneustadt. Und das, nachdem man zwei steile Treppen bereits fertiggestellt hat und eine dritte derzeit gebaut wird, während der geplante Rollstuhl-Weg hoch zur Altstadt inzwischen wieder gecancelt wurde. Das bringt nur Bergneustadt fertig.

Heinz Kowalski, Bergneustadt


„Wer will zwei Stunden nach Köln fahren?“

Zum Thema Wiehltalbahn:

Zu den verschiedenen Leserbriefen bezüglich der Wiehltalbahn möchte ich folgendes ergänzen: Die unterschiedlichen Standpunkte Pro und Kontra der Wiehltalbahn sind im Grunde nach begründet und nachzuvollziehen. Ich stamme selbst aus einer Eisenbahnerfamilie in Dieringhausen und kann mich noch gut an die „Blütezeit“ des BW und des Bahnhofs in meiner Heimatstadt erinnern.

Aber diese Zeit ist sehr, sehr lange her und die Zeiten haben sich geändert. Der Individualverkehr ist sicher nicht die beste Lösung. Aber wer möchte mit der Bahn aus dem Wiehltal zirka zwei Stunden fahren, um nach Köln zu kommen (mit Umsteigen). Stattdessen sollte die Regionalbahn 25 zu einem modernen Nahverkehrsmittel ausgebaut werden.

Manfred Schweingruber, Gummersbach


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